Von den Worten seines neuen Trainers ist er sichtlich geschmeichelt. „Du bist ein genialer Fußballer und es ist eine Ehre für uns, dass wir dich hier empfangen dürfen. Herzlich Willkommen, Raffael“, sagt Orhan Özkaya beim Trainingsauftakt von Ay-Yildizspor Hückelhoven am Montagabend und blickt in Richtung des Ex-Profis, der für Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC und Schalke 04 knapp 300 Bundesliga-Spiele absolviert hat.
Mit einem Daumen nach oben und einem verschmitzten Lächeln nimmt Raffael das Kompliment entgegen und darf sich dann seinen neuen Mannschaftskollegen in Hückelhoven vorstellen. Er ist tatsächlich da: Raffael spielt in der kommenden Saison in der Kreisliga A Heinsberg.
Dass sich der 38-jährige Brasilianer grundsätzlich vorstellen könne, für Hückelhoven zu spielen, war schon seit einiger Zeit klar. Bereits im April war Raffael bei einer Trainingseinheit des Kreisligisten vor Ort gewesen – hatte damals sogar schon Klamotten des Vereins bekommen. Am Montagabend konnte Ay-Yildizspor dann endlich Vollzug melden: „Wir freuen uns, dass Raffael tatsächlich bei uns unterschrieben hat und in der kommenden Saison in Hückelhoven spielen wird“, sagt Ay-Yildizspors Vorsitzender Sinan Igdemir zu dem Transfer-Coup.
Der Kontakt zum „Maestro“ kam über Hückelhoven-Coach Orhan Özkaya zustande. Der 45-Jährige spielte in der Vergangenheit unter anderem für den KFC Uerdingen und die SG Wattenscheid in der Regionalliga und läuft zudem für die Weisweiler Elf – Borussias Traditionsmannschaft – auf. Dort traf Özkaya auf Raffael und konnte ihn davon überzeugen, in der kommenden Saison für Ay-Yildizspor aufzulaufen. Entscheidend für die Zusammenarbeit mit Raffael sei laut Igdemir auch der neue Kunstrasen im Hückelhovener „Glück-Auf-Stadion“ gewesen: „Bis zuletzt haben wir ja noch auf Asche spielen müssen. Das hätten wir einem Ex-Profi wohl nicht zumuten können. Mit der Eröffnung des Kunstrasens, den wir uns mit Borussia Hückelhoven teilen, hat nun aber alles gepasst“, so der Vorsitzende.
Bis Ende 2022 hatte Raffael sogar noch nach einem Profiverein gesucht, die selbst gesetzte Deadline Ende des vergangenen Jahres war aber verstrichen, ohne dass ein geeignetes Engagement für ihn gefunden wurde. „Ich liebe es immer noch, Fußball zu spielen, aber meine Zeit als Profi ist eigentlich vorbei“, teilte er unserer Redaktion damals mit.
Zuletzt in der Bundesliga war der Brasilianer im Juni 2020 aufgelaufen – am letzten Spieltag kam er für ein paar Abschiedsminuten im Duell seiner beiden Ex-Vereine Borussia und Hertha zum Einsatz. Nach seinem Bundesliga-Ausstand versuchte er noch, am Ball zu bleiben, doch mehr als ein kurzes Comeback in der Slowakei bei FK Pohronie gab es nicht. Gerüchte, er könne in seine brasilianische Heimat wechseln, zerschlugen sich.
Nun wirbelt der 38-Jährige also für Ay-Yildizspor Hückelhoven in der Kreisliga A Heinsberg – und schürt selbstverständlich gewisse Erwartungen: „Wir werden jetzt sicherlich von allen als Aufstiegsfavorit gehandelt und haben auch selbst den Anspruch, dass wir in die Bezirksliga aufsteigen wollen“, sagt Sinan Igdemir. „Aber leicht wird das trotzdem nicht. Zumal unsere Gegner mit Extra-Motivation auf den Platz kommen werden, um nach dem Spiel sagen zu können, dass sie erfolgreich gegen Raffael verteidigt haben.“
Neben dem Ex-Borussen konnte Hückelhoven am Montag einen weiteren prominenten Namen für die kommende Spielzeit vorstellen: Denn auch der 40-Jährige Blerim Rrustemi wird für den Kreisligisten auflaufen. Der albanische Innenverteidiger spielte in seiner Laufbahn unter anderem für Borussias U23, den FC Wegberg-Beeck, die SSVg Velbert und RW Erfurt in der Regional- und Oberliga und hat zudem drei Nationalspiele für Albanien bestritten. Zuletzt war Rrustemi in der Region schon für den 1. FC Viersen, Union Nettetal und den Rheydter SV am Ball.