Maximilian Berwein wechselt von Türkgücü München zum FC Memmingen. Mit seinem neuen Verein kämpft er gegen den Abstieg aus der Regionalliga Bayern.
Garmisch-Partenkirchen – Der letzte Spieltag, so viel kann man schon jetzt im Januar sagen, wird eine heiße Nummer in der Regionalliga Bayern. Am 17. Mai wird Maximilian Berwein nach München zu Türkgücü zurückkehren. Mit seinem neuen Fußballverein, dem FC Memmingen. Es hätte kein größeres, schicksalsträchtiges Finale geben können. „Der Saisonabschluss in München ist ein Zuckerl“, sagt der 28-Jährige.
Berwein wird auf ganz viele bekannte Gesichter treffen, die ihn nach eineinhalb Jahren bei Türkgücü lieb gewonnen haben. Das zeigten ihm die Reaktionen auf sein Interview mit unserer Zeitung. Von allen Seiten überhäuften ihn Fans und Freunde mit Anerkennung und Zuspruch für seinen Schritt. Als erster Spieler des Vereins hatte er öffentlich über die Realität gesprochen, über ausstehende Gehälter, den Umgang mit den Fußballern. Natürlich war Berwein bewusst, dass für ihn die Zeit in München damit abgelaufen ist. Nicht aber in der Regionalliga. Der Stürmer aus Garmisch-Partenkirchen wechselt zum FC Memmingen, aktuell Vorletzter der Spielklasse.
Über seinen alten Klub und alles, was nach seiner Brandrede passierte, möchte er nicht mehr sprechen. Wer die Reaktionen bei Türkgücü und im Umfeld beobachtet hat, weiß ohnehin: Berweins Worte trafen die sportliche Führung aufs Härteste. Für den Offensivmann begann danach die Suche nach dem neuen Verein. Optionen eröffneten sich einige. Von Penzberg, seinem alten, nach wie vor geschätzten Verein in der Bezirksliga, bis hinauf in Liga vier. Mit Ende 20 entschied sich Berwein nochmals für das sportlich höchste Niveau. „Damit ich selber wählen kann, wann ich nicht mehr mithalten kann oder mag“, erklärt der Metallbauer.
Die Memminger Offerte sagte ihm besonders zu. Einmal wegen der erstklassigen Infrastruktur, dem hochklassigen Nachwuchs und einer „unfassbaren Anlage“. In die Memminger Arena wurden zuletzt einige Millionen Euro investiert. Dann noch wegen des fairen finanziellen Pakets, mit dem die Allgäuer auf ihn zukamen. Und zuletzt wegen der sportlichen Situation. Der Klassenerhalt ist das große Ziel des FCM. Acht Punkte beträgt der Rückstand auf Rang 14. Der Weg über die Relegation dürfte das realistischste Rettungsszenario sein. „Das wird eine Herkulesaufgabe. Dafür hat jedes Spiel einen Reiz“, sagt Berwein.
Und nachdem er mitbekam, was bei seiner Ankunft im Allgäu los war, fühlt sich alles nur noch besser an. Beim ersten Besuch in der Arena kam praktisch jeder Mitarbeiter und Helfer, der nur irgendetwas mit dem Verein zu tun hat, vorbei, herzte den Zugang. „So bin ich noch nirgends empfangen worden“, sagt der 28-Jährige. Entsprechend hoch türmen sich auch die Erwartungen vor ihm auf. Berwein kommt als Hoffnungsträger nach Memmingen. Seine Aktionen in der Offensive sollen doch den einen oder anderen Punkt mehr sichern. Der Garmisch-Partenkirchner hofft, dass nun „ein Ruck durch die Mannschaft geht“.
Die größte Umstellung für den neuen Mann wird die Fahrerei. Eineinhalb Stunden und weit über 100 Kilometer (eine Fahrt) sitzt er künftig im Auto. Immerhin ließ sich eine Fahrgemeinschaft mit Dominik Stroh-Engel sowie einigen Männern aus dem Landsberger Umland organisieren. Dadurch kann er wenigstens auf dem Beifahrersitz für die Meisterschule lernen. Das sei zwar keine Musterlösung aber eine akzeptable Alternative. Bei Türkgücü lagen zwischen Schule und Trainingsplatz fünf Minuten. Das ist der Preis, den Berwein für den Verbleib in der Regionalliga zu zahlen hat. Bei seinem neuen Verein läuft der Stürmer mit der Zehn auf dem Rücken auf. Seine Wunschnummer 23 war schon vergeben – und Berwein ist keiner, der so etwas zur Bedingung für einen Wechsel machen würde. Mit der Zehn sei er zuletzt in der U9 in Oberau aufgelaufen, witzelt Berwein.
„Ich kann auf dem Platz zeigen, dass es nicht die beste Entscheidung war, mich abzugeben.“
Maximilian Berwein in Richtung seines Ex-Klubs
Bevor er seinen Vertrag unterschrieb, schaute sich der Garmisch-Partenkirchner auch das Restprogramm der möglichen Klubs an. Bei Memmingen warten die entscheidenden Duelle zum Ende hin – inklusive des Spiels gegen Türkgücü. Das wäre der ultimative Triumph, dort den Klassenerhalt oder zumindest die Relegation fix zu machen – und obendrein eine Botschaft an die Bosse der Münchner zu senden: „Ich kann auf dem Platz zeigen, dass es nicht die beste Entscheidung war, mich abzugeben.“ (Andreas Mayr)