Fortuna Düsseldorf hat im Sommer 2023 etwas gemacht, das es in der Fußballbranche nicht so oft gibt. Der Verein hat sich in der Vermarktung für einen komplett neuen Schritt entschieden. „Fortuna für alle“ ist nicht nur mit der Vision verkauft worden, dass am Ende der Entwicklung die Tickets für alle Heimspiele gratis angeboten werden können. Wenn, ja, wenn es entsprechende Unterstützung gibt.
Doch wie unsere Redaktion exklusiv berichtet hatte, war bereits vor dem offiziellen Start der erste Sponsor schon wieder von Bord. Die Provinzial zog die Notbremse und stieg aus, weil sie offenbar ihr Engagement an die Hoffnung geknüpft hatte, lukrative Daten der Fans für den Vertrieb zu bekommen.
Ein finanziell vergleichsweise überschaubarer Verlust, aber als Signalwirkung natürlich fatal. Die Aufbruchstimmung war damit im Prinzip schon dahin. In jedem Fall hat es die Suche von Vorstandsboss Alexander Jobst nicht leichter gemacht. Denn der sollte nach Vorgabe des Aufsichtsrats noch in diesem Jahr einen weiteren „Fortuna-für-alle“-Unterstützer präsentieren. Tatsächlich wurde die „Teekanne“ als Sponsor gewonnen, doch das Traditionsunternehmen läuft nicht auf dem Ticket des Projekts.
Und so ist der Kreis der Geldgeber bislang äußerst überschaubar. Die Targobank trägt die Hauptlast – es dürften um die 40 Millionen Euro für das Paket über fünf Jahre sein. Darin enthalten ist auch das Trikotsponsoring. Hewlett Packard Enterprise zahlt wohl auch eine Summe, ist aber vor allem als Dienstleister ins Boot geholt worden, um die Digitalisierung voranzutreiben, und soll so entsprechend lukrativ sein.
Ende Januar geht das Freispiel-Experiment in die zweite Runde, dann gegen den FC St. Pauli. Doch ist möglicherweise nach der dritten angekündigten Partie gegen Eintracht Braunschweig schon wieder Schluss mit dem Spektakel? Laut dem Portal „Vier.Null“ steht „Fortuna für alle“ auf der Kippe. Demnach sei es Kalkül von Fortuna gewesen, durch das große Aufsehen weitere Sponsoren anzuziehen, und dies sei gescheitert.
„Wir haben uns dieses Jahr als Verein auf einen neuen Weg gemacht. Mit einem klaren Ziel und langfristigsten Partnerschaften“, heißt es von Fortuna auf Anfrage unserer Redaktion. „Das machen wir Schritt für Schritt und mit Blick auf die nächsten fünf Jahre. Und auf einer soliden wirtschaftlichen Basis. Die Finanzierung der aktuellen Saison mit drei Freispielen ist genauso gesichert wie die kommende Saison mit einer Steigerung der Freispiele.“
Tatsächlich ist zum Start nie mehr versprochen worden. Und deshalb wäre es dementsprechend auch eine Steigerung, wenn in der nächsten Saison mindestens ein Spiel dazukommen würde. Nach Informationen unserer Redaktion ist das auch nach wie vor die feste Absicht – ob es realistisch ist, steht auf einem ganz anderen Papier. Der Fairness halber sei erwähnt: Auch dies war kein festes Versprechen, es wurde immer offengelassen, wann es so weit sein könnte.
Ob auf dem Weg dahin dem Verein die Puste oder auch einfach die Lust an dem Projekt ausgeht? Diese Zweifel waren ohnehin immer schon angebracht, da „Fortuna für alle“ natürlich eng mit dem Namen Alexander Jobst verbunden ist. Ob ein Nachfolger mit gleicher Inbrunst dafür werben würde, müsste sich dann zeigen. Schließlich ist das Konzept nicht in der Vereinssatzung verankert, sondern nur ein Versuch, in wirtschaftlich nicht einfachen Zeiten überhaupt neue Geldquellen zu erschließen. Mit dem bisherigen Weg ist man da gelandet, wo man am Ende steht.
Doch neben den Gratis-Tickets ging es bei „Fortuna für alle“ noch um deutlich mehr. Gerade der Verteilungsschlüssel der Einnahmen auf Nachwuchsarbeit, digitale Infrastruktur und Frauenfußball ist ein Novum, weil nicht alles, was irgendwie zu Geld zu machen ist, – so zumindest das Versprechen und so ist es zum Beispiel auch mit der Targobank vertraglich fixiert – in die Profimannschaft investiert wird. Spätestens im zweiten Jahr soll es über die Verwendung der Mittel eine transparente Aufschlüsselung geben. Daran wird sich Fortuna messen lassen müssen.