Im Alter von 18 Jahren blühte Julian Weigl bei 1860 München auf. Der Kapitän von Borussia Mönchengladbach sprach nun über seine Anfangszeit und einen Karriereknick.
Der Aufstieg von Julian Weigl beim TSV 1860 München verlief rasant. In der Wintervorbereitung 2013/2014 absolvierte er unter Friedhelm Funkel das Trainingslager bei den Profis. Im Anschluss stieg Weigl zum festen Bestandteil der Zweitliga-Mannschaft auf. Zum Auftakt ins neue Jahr stand der Youngster direkt im Kader, im Auswärtsspiel gegen Ingolstadt folgte das Debüt in der 2. Bundesliga – mit gerade einmal 18 Jahren.
„Mein Trikot wurde hochgehalten und da wusste ich, jetzt ist es so weit“, blickt Weigl im Youtube-Interview mit Kilian Jonas auf seinen ersten Einsatz im Profibereich zurück. In der folgenden Partie ging der Stern des Mittelfeldspielers endgültig auf: Beim Stand von 0:2 wurde Weigl gemeinsam mit Daniel Bierofka eingewechselt und den Löwen gelang noch der Ausgleich. Im Anschluss war Weigl bei 1860 gesetzt.
In der folgenden Saison übernahm Ricardo Moniz als Cheftrainer – mit großen Ambitionen. „Vor dem Jahr wurde ausgegeben: Wir wollen aufsteigen. Wir wollen Meister werden“, erzählt Weigl im Podcast. Am Ende scheiterte der Traditionsverein krachend.
Zu Beginn seiner 1860-Zeit sei Moniz direkt ein großer Fan von Weigl gewesen. „Ich habe gemerkt, er sieht etwas in mir“, sagt der Ex-Löwe.
Vor dem Saisonstart gegen den 1. FC Kaiserslautern folgte dann der große Paukenschlag. Der 18-jährige Weigl sei in die Kabine gekommen und die Kapitänsbinde wäre auf seinem Platz gelegen. „Ich war noch gar nicht bereit.“ , gesteht Weigl, den Moniz Führungsspielern wie Gabor Kiraly vorzog. Nach dem kometenhaften Aufstieg überschlugen sich die Ereignisse.
Der Rückkehr aus Kaiserslautern folgte der Taxi-Skandal: Gemeinsam mit Daniel Adlung, Yannick Stark und Vitus Eicher zog Julian Weigl am Abend der Heimkehr durch die Stadt. In der Nacht ließen sich die angetrunkenen Spieler des TSV 1860 München per Taxi nach Hause chauffieren und redeten auf der Fahrt schlecht über die Löwen und das ständige Chaos. Das Problem an der Sache: Der Taxi-Fahrer war selbst eingefleischter Sechzig-Fan und informierte die Verantwortlichen über das Gesagte.
Aus der Sicht des Mittelfeldspielers war der Vorfall nicht so dramatisch, wie später berichtet. Die Spieler hätten dem Fahrer nur auf Fragen zur Situation bei 1860 geantwortet. „In unserer lustigen Stimmung haben wir damals gesagt: Jaja läuft schon wieder alles drunter und drüber“, sagt Weigl, gibt aber zu: „Wir haben jetzt nicht unbedingt Sechzig verteidigt.“ Der Zwischenfall kam erst nach der zweiten Niederlage gegen Leipzig ans Licht und stoppte vorläufig den Höhenflug des Top-Talents.
„Es wurde ein Bauernopfer gesucht, um den Fokus von dem sportlichen Fehlstart abzulenken.“
Julian Weigl über seine Suspendierung bei 1860 München.
Gemeinsam mit Adlung, Stark und Eicher wurde Weigl suspendiert und sollte von nun an in der U21 der Löwen spielen. „Wir waren zu zweit in einer Trainingsgruppe und um uns rum waren zehn Kamerateams. Da habe ich mal kurz meine Karriere zerbrechen sehen“, erinnert sich der aktuelle Gladbach-Kapitän an die schwere Phase zurück. Weigl stand in dieser Zeit vor einer ungewissen Zukunft: „Ich wusste nicht, wie geht es jetzt weiter?“
Weigl blieb lange außen vor – auch als Moniz Adlung und Stark wieder für den Kader nominierte. „Der Trainer war extrem enttäuscht von mir, weil er viel in mir gesehen hat, deshalb musste ich noch mehr bluten“, sagt Weigl. „Jetzt, wo ich da offener drüber sprechen kann, würde ich sagen, es wurde halt ein Bauernopfer gesucht, um den Fokus von dem sportlichen Fehlstart abzulenken.“
Es kam zur Entlassung von Moniz und Weigl wurde schnell wieder zum Stammspieler in der 2. Liga. Das Sportliche rückte in den Vordergrund. Nach der Saison wechselte zu Borussia Dortmund und bescherte 1860 einen Geldregen. Beim BVB reifte Weigl zum Nationalspieler, wurde Pokalsieger und wechselte erstmals ins Ausland zu Benfica Lissabon. Inzwischen ist der ehemalige Löwe Kapitän der Borussia aus Mönchengladbach.