Die Mitgliederversammlung des TSV 1860 kommt in den Endspurt. Nach einem Tief wird die Stimmung jetzt gehörig aufgeheizt.
München – Die Rede von Robert Reisinger ist erledigt, die Aussprache der Mitglieder abgehakt, die neuen Vizepräsidenten Norbert Steppe und Karl-Christian Bay sind ernannt. Die Wahl, für die seit Wochen mobilisiert wird, rückt immer näher. Die ersten Mitglieder des TSV 1860 fragen, wie lange es noch dauern wird, bis die wichtige Wahl kommt und man sich – im Fall von einigen Mitgliedern – auch wieder aus dem Staub machen kann.
Nach einigen schleppenden Stunden, in denen Anträge erlassen oder auch nicht erlassen wurden, der Ehrenrat, Kassenprüfer und Seniorenvertreter gewählt wurde, war die Energie bei den meisten Mitgliedern am Tiefpunkt angelangt. Der Abschluss der Rede von Oscar Dernitzky („Ich bin stolz, mit dem Abschaum in der Kurve zu stehen“) weckte zumindest die aktiven Fanszene und Anhänger der Faninitiative Pro1860 wieder auf. Mit seiner Aussage spielte der Seniorenvertreter auf Klaus Lutz an, der die Fans des TSV als „Abschaum und Idioten“ bezeichnete.
Der amtierende Verwaltungsrat Robert von Benningsen konterte gegen den Investor Hasan Ismaik in seiner Vorstellung: Er lege „kindisches Verhalten“ an den Tag und sei der Grund für das Fehlen einer eignen Turnhalle. Dieser Tenor bringt die Gemüter wieder zum Kochen. Rufe und Empörung kommt von beiden Lagern. Die einen richten sich gegen Robert von Benningsen, die anderen wenden sich nach den Worten des Verwaltungsrats Richtung Investor.
Martin Gräfer und Thomas Hirschberger schaffen es gemeinsam, die Stimmung aufzuheizen, das leider nicht im positiven Sinne. Der Investor Hasan Ismaik klatschte nach der Rede des Bündnis-Kandidaten, während die Menge um ihn herum applaudierte, buhte und gestikulierte. Wie immer: Die Lager sind gespalten, die aktive Fanszene scheint aber mehr Übung mit der Mobilisierung und mit dem lautstarken Protest zu haben. Dr. Klaus Lutz bekam fast gar keine Chance zu sprechen. „Ich bin fassungslos, ich bin traurig, weil ich befürchte, dass, wenn das so weiter geht, die Zukunft von 1860 alles andere als positiv sein wird“, erklärte der Unternehmer.
In seiner Vorstellung erklärt Sascha Königsberg: Martin Gräfer habe angeboten, eine Partnerschaft mit dem FFC Wacker zu vermitteln, damit die Frauenmannschaft des TSV 1860 in die 2. Bundesliga aufsteigen könnte. Aber unter der Bedingung, dass dafür Robert Reisinger aus seinem Amt entlassen werden würde. Das sei ein Beispiel für das käufliche Verhalten des Bündnis Zukunft. Wie beim Bericht des Verwaltungsrats geht Sascha Königsberg auch dieses Mal mit tosendem Applaus von der Bühne. Anscheinend habe Gräfer dieses Angebot schon September – vermutlich in seiner Funktion als Hauptsponsor – Königsberg unterbreitet. (ges)