Nach anfänglicher Abtastphase ging es im letzten Spiel der Relegation zur Kreisliga A Moers zwischen dem FC Rumeln-Kaldenhausen und dem GSV Moers II in den finalen Zügen der Begegnung plötzlich rund: Drei Strafstöße und späte Führungswechsel sorgten dabei für ein allgemeines Wechselbad der Gefühle.
Die Geschichte der ersten Hälfte ist schnell erzählt: Nennenswerte Torraumaktionen waren dabei nämlich nicht zu bestaunen. Stattdessen wurde den knapp 500 Zuschauern zunächst fußballerisch harte Kost serviert.
Nach dem Seitenwechsel näherten sich die Rumelner Hausherren über eine Standardsituation dem gegnerischen Tor dann erstmals an. Nach einem Eckstoß auf den zweiten Pfosten versuchte sich Chris Exner mit einer Direktabnahme, hämmerte den Ball aus vielversprechender Position jedoch tendenziell eher zurück zum Absender als Richtung Tornetz (52.).
Danach war dann auch der GSV an der Reihe. Zunächst fand Viacheslav Hrebniev mit einem Freistoß den durchstartenden Sebastian Tschentschel, der am langen Pfosten das Ziel jedoch knapp verfehlte (58.). Kurz darauf sollte der Bann endlich brechen. Die Hausherren konnten das Leder trotz mehrfacher Versuchen nicht aus der eigenen Gefahrensituation klären. Von den Grafschaftern nutzte Aza Kader die Unordnung um den Strafraum, legte den Ball an einem Gegenspieler vorbei und schob cool zur Führung ein (60.).
In den Folgeminuten riss der GSV die Partie dann an sich. Nach einem langen Ball entwischte Jan Albus der gegnerischen Abwehr, umkurvte Heimkeeper Timo Harner mit einem cleveren Kontakt und beförderte die Kugel schließlich ins leere Tor zum Doppelschlag der Gäste (67.).
Man durfte vermuten, dass die vor dem Spiel favorisierten Grafschafter das Ergebnis nun auch sicher über die Bühne bringen, doch stattdessen folgte eine überaus kuriose Schlussphase. Zunächst schenkte der GSV den Hausherren die große Chance auf den Ausgleich. Exner ließ sich nicht zweimal bitten und verwandelte sicher vom Punkt (70.). Daraufhin wurde es eine beidseitige Zitterpartie. Denn klar war: Mit einem Remis würde Rumeln die Klasse in der A-Liga halten und der GSV in die Röhre schauen. Und die XXL-Chance dazu bot sich zunächst Tim Habura, der einen Dropkick aus kurzer Distanz in den Abendhimmel jagte (87.). Beinahe im Gegenzug liefen die Gäste bei einem Konter in Überzahl auf das gegnerische Tor, doch spielen die Situation zu unsauber aus, wodurch noch ein Rumelner Abwehrmann im letzten Moment klären konnte (88.)
Ein bis zwei Wendungen standen in der Folge noch im Drehbuch. Zunächst erhielt der GSV einen erneut klaren Elfmeter, den Exner abermals problemlos zum vermeintlichen A-Liga-Klassenerhalt verwandelte (90.+2). Doch mit dem Mut der Verzweiflung schmissen die Auswärtsfahrer noch einmal alles nach vorne und erhielten nach einem ebenfalls klaren Foul im Strafraum die Riesenchance zum Aufstieg. Kader behielt tief in der Nachspielzeit die Nerven und setzte damit dem Wahnsinn die Krone auf (90.+6). Direkt danach war auch Schluss, im letzten Moment drückt der GSV den Rumelner Kontrahenten also eine Liga nach unten.
"Wahnsinn! Ich bin richtig stolz, dass wir es geschafft haben", schwärmte ein euphorisierte GSV-Trainer Daniel Zvar nach dem Schlusspfiff. "Top-Einstellung meiner Mannschaft, sie hat Charakter gezeigt, ich bin richtig stolz."
Der 49-Jährige wird die Grafschafter jedoch nicht in die A-Liga begleiten. Für ihn ist mit dem Aufstieg also Schluss. Doch auch er kann schon die Devise für die kommende Spielzeit formulieren: "Das erste Ziel ist Klassenerhalt, den Unterbau für die erste Mannschaft weiterhalten. Wir haben über das ganze Jahr immer Jungs von der Ersten gehabt, heute auch wieder zwei, drei, die sich super bei uns eingefügt haben. Und so muss der Weg weitergehen."
Auf der anderen Seite herrschte natürlich der pure Frust: "Es ist natürlich extrem bitter in der 96. Minute abzusteigen, obwohl wir eigentlich in der 92. den Ausgleich machen, vielleicht denken, wir sind schon gerettet. Aber das ist Fußball. Da passiert eine Szene und man kriegt noch einen Elfmeter", ärgerte sich Rumelns Trainer Daniel Stöpke. Zwar dürfte der Stachel nun erstmal tief sitzen, doch hat sich der Verein schon für den Fall aufgestellt. "Wir haben für die neue Saison schon geplant und sind guter Dinge, dass wir wieder oben angreifen."
Besonders durch den in Vielzahl angereisten Lokalrivalen SV Schwafheim, der überdeutlich dem GSV die Daumen drückte und das auch durch einige verbale Entgleisungen kundtat, wurde die Schlussphase noch einmal besonders aufgeheizt: "Ich glaube, das schadet schon eher, weil wir dann überhaupt in so eine Situation in der 96. Minute kommen. Die können wir besser wegverteidigen. Wenn man da einen kühleren Kopf behält, kriegt man das wegverteidigt", ist sich Stöpke sicher.
Zvar nahm den unverhofften Support des nächstjährigen Ligakonkurrenten wiederum dankend an: "Es geht hier um was. Stimmung ist immer gut und es muss alles immer respektvoll und fair bleiben, dann ist alles gut. Ich freue mich über jeden Support und bedanke mich auch bei Schwafheim, dass sie in Mannschaftsstärke aufgetreten sind und uns unterstützt haben – trotz aller Rivalität."
In der kommenden Saison wird sich nun zeigen, ob Schwafheim damit auch auf das richtige Pferd als Ligagegner gesetzt hat.
FC Rumeln-Kaldenhausen – GSV Moers II 2:3
FC Rumeln-Kaldenhausen: Timo Hamer, Nico Böhnisch, Daniel Kobsa, Lars Ritthoff (80. Tim Habura), Jona Dietrich, Niclas Speicher, Paul Gerdawischke, Marvin-Christian Rißmeyer (77. Tim Alexander Gordala), Chris Exner, Ben Ole van gen Haßend (36. Fabian-Lukas Embers), Jonah Siebert (77. Ado Massoeur) - Trainer: Ben Ole van gen Haßend - Trainer: Daniel Stöpke
GSV Moers II: Jonas Breder, Janik Till Bongards, Bilal Akdemir (80. Philipp Dorok), Leandro Adams, Luan Schreiber, Sebastian Tschentschel, Jan Albus, Mehmet Berke Ilhan (83. Henrique Domingos Sadjo), Viacheslav Hrebniev, Ramon Morawiec, Aza Kader - Trainer: Daniel Zvar - Trainer: Noel Morawiec
Schiedsrichter: Luke Michael Awater (Xanten) - Zuschauer: 500
Tore: 0:1 Aza Kader (59.), 0:2 Jan Albus (66.), 1:2 Chris Exner (69. Foulelfmeter), 2:2 Chris Exner (90.+2 Foulelfmeter), 2:3 Aza Kader (90.+6 Foulelfmeter)
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