2024-12-19T11:15:55.908Z

Interview
Gern gesehener Gast bei Traditionsveranstaltungen: Der ehemalige deutsche Nationalspieler Hansi Pflügler (rechts), hier im Münchner Olympiastadion mit Claudio Pizarro.
Gern gesehener Gast bei Traditionsveranstaltungen: Der ehemalige deutsche Nationalspieler Hansi Pflügler (rechts), hier im Münchner Olympiastadion mit Claudio Pizarro. – Foto: IMAGO

Hansi Pflügler: »Uli Hoeneß war den meisten einen Schritt voraus«

Die Ikone des FC Bayern spricht im Interview über die Anfänge des Merchandises beim Rekordmeister und gibt heutigen Nachwuchskickern Tipps

Weltmeister 1990, fünfmaliger Deutscher Meister und dreimaliger DFB-Pokal-Sieger mit dem FC Bayern München: Hans „Hansi“ Pflügler war der Inbegriff von sportlichem Erfolg. Der 63-Jährige stand in der öffentlichen Wahrnehmung aber doch meist im Schatten eines Breitners oder Rummenigges. Wie er damit umging und über weitere interessante Themen, wie den Anfängen des Merchandise-Geschäfts bei den Bayern, darüber sprach Pflügler vor einer Woche – im Rahmen des Benefizspiels auf dem Sportgelände des 1. FC Rieden im Oberpfälzer Landkreis Amberg-Sulzbach – mit Riedens Pressewart Peter Gattaut.

Hansi, Du warst 1990 Weltmeister und mehrfacher deutscher Meister mit dem FC Bayern, aber natürlich nie so im Rampenlicht gestanden, wie beispielsweise ein Paul Breitner oder Karl-Heinz Rummenigge. War es dadurch für Dich leichter, mit dem Erfolgsdruck umzugehen oder hat es Dich manchmal schon etwas geärgert, für die „Stars“ die Zuarbeit – oder auf bayerische gesagt die Drecksarbeit – zu leisten?
Hans Pflügler (63): Nein, ganz und gar nicht. Ich war und bin immer noch ein bodenständiger Mensch und bin stets auf den Teppich geblieben. Beim WM-Empfang 1990, als uns tausende von Menschen am Römer zugejubelt haben, waren wir Bayern-Spieler das gar nicht mehr gewohnt, da wir in vielen Stadien eher nur ausgebuht wurden. Ich konnte von Breitner und Rummenigge viel lernen. Da spielt es keine Rolle, ob man ein paar Meter mehr zurücklegt.


Du warst 1992 der erste offizielle hauptamtliche Merchandise-Beauftragte des FC Bayern München. Damals habt Ihr die Pakete gemeinsam mit Uli Hoeneß und anderen namhaften Mitstreitern noch selber gepackt. Aus ursprünglich vier Mitarbeitern wurden über die Jahre hinweg 130 an der Zahl. Mittlerweile ist die Fan-Artikel-Vermarktung des FC Bayern ein Millionen-Geschäft geworden. Wie stolz bist Du darauf, dort als Pionier mitgewirkt zu haben. Und gibt es vielleicht eine Anekdote von den Anfangszeiten, die Du uns erzählen kannst?
Das war eine sehr schöne und lehrreiche Zeit für mich. Immer zur Weihnachtszeit, wenn die Bestellungen deutlich mehr wurden, kam Uli Hoeneß und auch Hermann Gerland zum Mithelfen. Treppen rauf und runter, bis sie total durchgeschwitzt waren. Uli war immer ein Antreiber für neue Märkte und den meisten immer einen Schritt voraus.


Kannst Du uns verraten, welches Spieler-Trikot in der gesamten Historie des FC Bayern am meisten verkauft wurde?
Keine Ahnung, das rote (lacht).


Wie gefällt Dir die Sportanlage hier in Rieden und wie wichtig ist Dir das Sternstunden-Engagement für Kinder in Not?
Die Sportanlage des 1. FC Rieden ist sensationell. Meine Hochachtung dafür. Für die Aktion Sternstunden-Kinder in Not engagiere ich mich in Zusammenarbeit mit Würth-Chef Klaus Wolf schon seit 2009 mit Versteigerungen von handsignierten FC Bayern-Fan-Artikeln in der Würth-Lounge der Allianz Arena bei nahezu allen Heimspielen. Mehr als 150.000 Euro konnten wir schon an Sternstunden übergeben. Gelegentlich trete ich auch mal gegen den Ball, besonders wenn mich gute Freunde wie Klaus Augenthaler und Bernhard Heinisch darum bitten.


Welchen Tipp würdest Du einem Nachwuchskicker in der heutigen Zeit geben, der unbedingt Fußball-Profi werden möchte?
Grundsätzlich ist der Fußballsport etwas Einmaliges. Selbst mit 63 Jahren habe ich immer noch nicht genug davon. Natürlich ist es jetzt viel schwieriger Fußballprofi zu werden wie damals, aber auch wir mussten dazu schon gehörig unseren Arsch bewegen. Man sollte sich nicht gleich von Anfang an ein zu hohes Ziel stecken, sondern erstmal die grundsächlichen Sachen wie Zusammenhalt und Kameradschaft verinnerlichen. Wir werden, auch bedingt durch die Abschaffung der Ausländerregel, ein immer größer werdendes Nachwuchsproblem bekommen. Es fehlen viele junge deutsche Spieler, die behutsam aufgebaut werden können.


Das Interview führte Peter Gattaut.


Das ist Hans „Hansi“ Pflügler

Der gebürtige Freisinger Hansi Pflügler wechselte 1975 in die Jugendabteilung des FC Bayern München.1981 erhielt er seinen ersten Lizenzspielervertrag für die Bundesliga. Sein erstes Spiel in der höchsten deutschen Fußballklasse bestritt er am 12. September 1981 bei der 1:3-Niederlage im Auswärtsspiel gegen Eintracht Braunschweig, als er in der 56. Minute für Paul Breitner eingewechselt wurde. Noch vor seinem zweiten Bundesligaeinsatz gab er seinen Einstand im europäischen Landesmeisterpokal-Wettbewerb. Am 30. September 1981 wurde er im Rückspiel der ersten Runde beim 5:0-Sieg im Münchner Olympiastadion gegen den schwedischen Meister Östers IF, in der 74. Minute für Wolfgang Kraus eingewechselt. Pflügler erreichte mit dem FC Bayern fünf deutsche Meisterschaften und drei DFB-Pokal-Triumphe. Für die A-Nationalmannschaft spielte er zwischen 1987 und 1990 elfmal und wurde mit ihr Weltmeister. Sein letztes Spiel bestritt er in Mailand beim 1:1 gegen Kolumbien, seinem einzigen Spiel bei der Weltmeisterschaft in Italien.

Von 1992 bis 2017 war Hansi Pflügler beim FC Bayern München als Abteilungsleiter „Outlets“ in der Direktion „Merchandising/Outlets und Lizenzen tätig. Seit 2017 kümmert er sich um die Organisation der Traditionsmannschaft „FC Bayern Legends“. Außerdem ist er Betreiber der „Pension Pflügler“ in seiner Heimatstadt Freising.

Aufrufe: 014.5.2023, 09:00 Uhr
Peter Gattaut / Florian WürtheleAutor