Mindestens einer im Borussia-Park hatte am Sonntag bei der Einwechslung von Can Armando Güner bei der U17 von Borussia Mönchengladbach gegen RB Leipzig eine Vorahnung. Borussias Stadionsprecher Torsten Knippertz machte in der 80. Minute ein Video, das er nach dem Spiel dann Meistertrainer Mihai Enache zeigte. Er kommentierte darin die Einwechslung mit den Worten: "Und da wechselt der Trainer den Siegtorschützen ein..." Wie richtig er mit dieser Einschätzung liegen sollte, zeigte sich nur gut eine Minute später.
Mit einem satten Schuss sorgte Güner in der 81. Minute zunächst für die Führung, um vier Minuten später mit dem 3:1 das Spiel endgültig zu entscheiden. Nach dem 3:1 ist Gladbachs U17 tatsächlich Deutscher Meister - kann also auch K.O.-Spiele gewinnen, in denen sie nicht zwischendurch zurückgelegen hat. Das war in den drei ersten Spielen der Fall gewesen, diesmal gab es nach dem frühen 1:0 durch Wael Mohya "nur" den Ausgleich kurz nach der Pause durch Niko Tomasevic. Auch hierbei handelte es sich um ein Jokertor - drei von vier in einem Spiel, das ist schon außergewöhnlich.
Angefasst war nach dem Spiel der Borussen-Trainer - kein Wunder, hat es einen Nachwuchs-Meistertitel nach der Premiere im Jahr 1981 doch nicht mehr gegeben. "Das ist definitiv sehr emotional. Es ist eine wunderbare Reise, die wir hier mit diesem tollen Jahrgang erleben durften. Und dass wir jetzt Geschichte schreiben, das darf man, glaube ich so sagen, ist umso schöner. Für die Mannschaft, für uns, für den Klub", sagte er rund eine Dreiviertelstunde nach dem Abpfiff, als es einen ersten kleinen Moment der Ruhe gab. "Das bestätigt und, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. Da haben wir ein paar spannende Jungs, auf die dürfen wir uns freuen."
Wichtig sei es nun aber auch, nicht zu früh zu viel von Spielern wie Wael Mohya, Marcello Trippel, Elias Vali Fard oder Niko Horvat zu erwarten. "Man darf immer Gedanken bekommen, wenn man sieht, was die Jungs in der Lage sind zu leisten. Aber trotzdem finde ich grundsätzlich, dass man auf allen Ebenen Geduld mitbringen sollte, und zwar auf allen, das ist mir ganz wichtig zu betonen. Dass die Jungs talentiert sind und Spiele entscheiden können, uns mit ihrer Art begeistern können, das haben sie gezeigt. Wir sind froh, dass wir sie bei uns haben."
Gefeiert wird natürlich ausgiebig, und zwar nicht nur mit den Spielern. "Der Klub hat es uns ermöglich, dass wir im Stadion jetzt nochmal zusammenkommen, mit den Familien, das ist ganz wichtig, weil das auch ein sehr wichtiger Baustein ist. Mir kommt aber grundsätzlich auch etwas anderes zu kurz: Es wird alles auf die U17 und den Staff projiziert, aber viele sind hier seit der U9 im Verein und haben mit vielen Trainerkollegen und Betreuern gearbeitet, die auch alles dafür getan haben. Wir haben Pädagogen, Psychologen, die Internatsfamilie. Den allen muss man wirklich heute Danke sagen!"
Besonders freuen durfte sich natürlich auch Güner, der das Spiel letztlich entschied: "Das ist das zweite Mal in Folge, dass wir hier vor so einer Kulisse spielen. Das ist natürlich was ganz Besonders. Danke an die Zuschauer, danke für den Support, das war ein geiles Erlebnis. Es ist für keinen Spieler schön, auf der Bank zu sitzen. Aber man muss trotzdem den Fokus halten, sich selbst sicher sein, dass man Leistung bringt, wenn man reinkommt. Wir sind schon eine sehr geile Mannschaft, waren schon locker, aber der Fokus war eben da. Die Qualität war bei uns aber höher in der Mannschaft. Als ich beim 1:1 gesehen habe, dass da in der Mitte schon sehr viel Platz ist. Ich weiß, dass Mathieu ein Spieler ist, der mir den Ball in den Lauf legen kann. Und ich war dann einfach überzeugt, dass ich ihn reinschieße", erklärte der "Man of the Match", zu dem er offiziell gewählt wurde, noch auf dem Platz.
Stolz, aber natürlich auch etwas betrübt war Enaches Leipziger Gegenüber Tim Krömer. "Rein vom Spielverlauf kann man es so sagen, dass wir nach dem Ausgleich das zweite Tor hätten machen müssen. Ich denke, dass wir aber vor der Pause schon die Chance auf den Ausgleich gehabt hätten. Dann fühlt sich das vielleicht auch ein wenig anders an, wenn wir in die Halbzeit geben. Am Ende war es schon so, dass da Kleinigkeiten den Ausschlag gegeben haben. Aber rund um das Tor hatten wir die stärkste Phase, das hat sich gut angefühlt, wir hatten viel Kontrolle, konnten initiieren, hatten immer wieder die Abschlüsse in der Box. Der Heimvorteil war heute auf jeden Fall ein Faktor. Man muss sich bewusst sein, da kommen 10.000, das ist dann ein ganz anderes Setting. Die Jungs konnten das ablegen, es hat aber rund 20 Minuten gedauert." Eine weitere Chance werden die meisten Spieler aber erst in der U19 wieder bekommen.