2025-01-15T10:13:37.743Z

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Taktgeber und Vollstrecker: Christian Rickhoff (rot, im Duell mit Pframmerns Stefan Lechner) steuerte als Spielertrainer auf der Außenbahn auch 27 Punktspieltore in dreieinhalb Kreisliga-Spielzeiten für den SV Anzing und FC Anzing-Parsdorf bei.
Taktgeber und Vollstrecker: Christian Rickhoff (rot, im Duell mit Pframmerns Stefan Lechner) steuerte als Spielertrainer auf der Außenbahn auch 27 Punktspieltore in dreieinhalb Kreisliga-Spielzeiten für den SV Anzing und FC Anzing-Parsdorf bei. – Foto: SRO

„Ihr größter Erfolg ist eigentlich nicht messbar“: Rickhoff-Wechsel beschließt Anzinger Trainer-Ära

Abschied ohne großes Tamtam

Nach dreieinhalb Jahren verlässt Christian Rickhoff den FC Anzing-Parsdorf und kehrt zum FC Finsing zurück. Er ist der dritte herbe Verlust für den Kreisligisten.

Zum Jahresende 2020 hat die Corona-Pandemie mehr als nur den Amateurfußball-Betrieb lahmgelegt und nicht nur die Stimmung unter den Sportlern ist an einem Tiefpunkt. In diese Finsternis hinein sagt Christian Rauch einen bemerkenswerten Satz: „Mein Herz hat Hurra geschrien!“ Der Familienvater aus Neufarn hat nach einer schweren Krebserkrankung in einem Moment Hoffnung geschöpft, als sie andere womöglich schon aufgegeben haben. Die Hoffnung auf den Sound von Stollengeklapper, den Duft von Kabinenschweiß und die Aussicht darauf, mit dem Rasenteppich im Anzinger Stadion wieder auf Tuchfühlung zu gehen.

Zu verdanken hatte der früher hochklassige Amateurkicker, Jugendtrainer und stellvertretende Abteilungsleiter beim SV Anzing diesen Hoffnungs-Booster seinem Namensvetter Christian Rickhoff. Damals als zuverlässiger Knipser für den FC Finsing auf Torejagd, sollte „CR7“ als neuer Spielertrainer nach Anzing wechseln. Die Christians tauschten sich aus und stellten neben erstaunlichen Parallelen im Privatbereich – gelernte Bankkaufleute, Projektmanager, beide Frauen heißen Steffi – fest, dass sie auch eine gemeinsame Trainersprache sprechen.

Vier Jahre Rickhoff/Rauch: Corona, Relegation, Fusion, Demission

Vier Jahre nachdem das „CR-Duo“ die zu keiner Zeit gewöhnliche Aufgabe als Trainergespann des Kreisligisten SV Anzing übernommen hat, scheint auf den ersten Blick von dieser Ära nurmehr die Spielklasse übriggeblieben zu sein. Der Vereinsname hat sich geändert, Rauch hat ihn bekanntlich bereits im vergangenen Oktober verlassen und nun hat auch Rickhoff verkündet, dass er in der Winterpause zu seinem Heimatverein nach Finsing zurückkehrt.

„Gerade der Abschied vom Rauchä kam schon plötzlich und ich hätte mir gewünscht, dass er den großen Abschied durch die vordere Tür bekommt, den er verdient gehabt hätte.“ Konrad Rauch, Vorsitzender des neu gegründeten FC Anzing-Parsdorf (nicht verwandt oder verschwägert mit dem Ex-Coach), hätte das langjährige Trainerduo am liebsten mit dem größtmöglichen Tamtam vor vollen Rängen verabschiedet. Eben den Errungenschaften angemessen, die nicht nur an Abschlusstabellen auszumachen sein dürften. „Ihr größter Erfolg ist eigentlich nicht messbar. Denn das war für mich die erfolgreiche Integration von zwei Herrenbereichen in die Fusion zweier Vereine.“

Rickhoff kehrt zu Heimatverein zurück

Fransen und Risse, die bei einer solchen Vereinsverklebung entstehen können, wollen weder Konrad Rauch noch Christian Rickhoff im Gespräch mit der Heimatzeitung unter den Fusionsteppich kehren. „Rein sportlich war es die absolut richtige Entscheidung“, sagt der 34-jährige Angreifer, der in der Hinserie achtmal für den Kreisligisten getroffen hat. „Das zu bündeln, war für die Trainer, die Mannschaften und die Vereinsführung schon eine Herausforderung. Dabei haben sich auch ein paar Themen intensiviert, die uns schon länger beschäftigt und unter anderem auch dazu beigetragen haben, dass der Rauchä dann aufgehört hat. Das wird der Verein aber bald hinkriegen und verbessern.“

Rickhoff findet, dass seit der Fusion gerade „gesellschaftlich ein bisserl was verloren gegangen“, sei, „aber das geht ja generell zurück“. Da erste, zweite und dritte Mannschaft nicht mehr am selben Platz trainieren und die Parsdorfer Kicker abends bisweilen andere Lokalitäten bevorzugten als die Anzinger, hatte Rickhoff zuletzt den Grad an Zusammenhalt vermisst, den er vor fünf Jahren vorgefunden habe. „Gerade aus der Anfangszeit sind ganz enge Freundschaften entstanden“, kommt Rickhoff sogleich auf die sportlichen Erfolge seiner SVA/FCAP-Zeit zu sprechen: „Die Erfahrungen, die ich zusammen mit Rauchä als Trainer gemacht habe, mit Platz zwei und der Relegation (Saison 2023/24, Anm. d. Red.), aber auch dem Zusammenschluss – das waren ganz viele positive Punkte für mich. Und die wenigen negativen wirst du so auch in jedem anderen Verein haben.“

Rickhoff vermisst Zusammenhalt vergangener Tage

An dieser Fusion führt in der Nachbetrachtung der Trainer-Ära Rickhoff/Rauch kein Weg vorbei. Nicht etwa, weil sie Ursache für die Trennung gewesen ist; Christian Rauch war stets auch öffentlich großer Befürworter und interne Triebfeder der Kräftebündelung. Ob jedoch gerade seine Demission nicht auch ein Symptom etwaiger Fusionskrankheiten gewesen ist, „kann man ja nie ganz ausschließen“, sagt Konrad Rauch. „Aber für mich überwiegen die Synergien deutlich – und Kompliment an alle Leute im Verein, die sich im Sinne des Fußballs auf diesen Weg eingelassen haben. Auch wenn es sportlich mit Blick auf die Tabellen bei allen drei Mannschaften besser ausschauen könnte.“

Es habe wahrlich nicht geholfen, dass man nach dem Höhenflug der Vorsaison mit drei Niederlagen ins erste Spieljahr als FC Anzing-Parsdorf gestartet ist, blickt Christian Rickhoff zurück und spricht dabei auch von „unterschiedlichen Ansichten“, die von Saisonbeginn an teamintern, aber auch im Austausch mit der Abteilungsleitung letztlich wohl auch dazu geführt hätten, dass er selbst und Christian Rauch „nicht mehr unbedingt die sportliche Weiterentwicklung gesehen“ hätten.

„Und dann ist man in einer Spieltagsanalyse eben plötzlich auf Grundsätzliches zu sprechen gekommen“, hätte sich wiederum Konrad Rauch bei der für Christian Rauchs Abschied ausschlaggebenden Besprechung nach einer 2:3-Heimniederlage gegen den TSV Waldtrudering eine vorzeitige Gesprächspause gewünscht. „Auch der Mannschaftsrat hat die Marschroute bis zum Winter wohl ein bisschen anders gesehen. Ich war selbst nicht dabei, aber da nimmt sich jeder alles sehr zu Herzen – dann passiert so etwas auch mal aus der Emotion heraus. Aber ich hab's selber nicht fassen können.“

Wiedersehen mit Rickhoff im Vorbereitungsduell?

Schließlich habe man damit nicht nur einen „Top-Motivator“ auf der Trainerbank verloren, Konrad Rauch und Co. mussten sich umgehend auf Trainersuche machen, nachdem Christian Rickhoff fortan nurmehr als Spieler fungieren wollte. „Rauchäs Abschied war für die Außenstehenden vielleicht schwer zu verstehen, aber das ist oft eine Bauch- oder Impulsentscheidung. An der unterschiedlichen Zielausrichtung hätte es aber nichts geändert, wenn wir bis zur Winterpause durchgezogen hätten“, ist sich Rickhoff sicher. „Für mich war damit klar, dass ich ein halbes Jahr nur kicken wollte. Das hätte sonst nur viel Kraft und Nerven gekostet“, die er kurz nach der Geburt seines zweiten Kindes ohnehin nicht mehr hätte aufbringen können. „Ich wusste ja selbst oft nicht, ob und wie ich es ins Training schaffe.“

In Peter Beierkuhnlein (36) habe der Verein schließlich einen Bayernliga-erfahrenen Trainer „mit klarer Struktur“ gefunden, erklärt Christian Rickhoff einerseits. „Ich sehe mich da aber nicht mehr als extrem wichtigen Teil der Mannschaft. Und es ist auch nicht so einfach, wenn ein Neuer kommt und man als Ex-Trainer noch als eine Art Überbleibsel dabei ist.“ Daher und aus den familiären Gründen habe er sich nun für eine Rückkehr nach Finsing entschieden. „Das vereinfacht es auch für die Mannschaft.“

Mit Peter Beierkuhnlein übernahm ein Bayernliga-erfahrener Trainer

Beim Tabellenfünften der Kreisliga 2 (Donau/Isar) wird Rickhoff neben etlichen „Spezln von früher“ wieder mit seinem Bruder Markus Rickhoff (35) zusammenspielen. Die Spiele des FCAP und seiner Kumpels werde er so oft es geht in Anzing und Parsdorf verfolgen – und ihnen womöglich schon beim Vorbereitungsduell am Sonntag, 16. Februar, auf dem Vaterstettener Kunstrasen im anderen FC-Trikot gegenüberstehen.

Natürlich habe er versucht, Rickhoff zum Bleiben zu überreden, erzählt Konrad Rauch. Denn nach den beiden „herben Verlusten“ auf der Trainerbank, sei der torgefährliche Rickhoff nach den Karriereenden der „Unterschiedspieler“ Dennis Bender und Adrian Blumberg auf dem Platz nun „der dritte schwere Verlust“ für das Kreisligateam. „Das wird nicht einfach, dies zu kompensieren. Aber wir haben mit Peter Beierkuhnlein einen Top-Mann mit Erfahrung, die wir alle nicht haben. Er wird die Mannschaft wieder nach vorne bringen.“ Und dann vielleicht ja seine ganz eigene Ära bei den Fußballern des FC Anzing-Parsdorf prägen.

Aufrufe: 09.1.2025, 09:52 Uhr
Julian BetzlAutor