Flörsheim. Im vergangenen Sommer stand die Fußballabteilung der DJK Flörsheim vor einer ungewissen Zukunft. Wegen Spielermangels wurde die erste Mannschaft, zuletzt in der A-Liga vertreten, vom Spielbetrieb abgemeldet. Dass bei der DJK überhaupt noch Herrenfußball gespielt wird, ist der Initiative von Haris Kurtanovic, früher selbst für die Erste des Vereins aktiv, zu verdanken.
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Der 26-Jährige machte aus der (Spieler)-Not eine Tugend und gründete sein eigenes Team, das in der folgenden Saison als zweite Mannschaft in der D-Liga Maintaunus Gruppe 2 einsteigen sollte. Statt aufwendigem Scouting ging Torwart und Spielertrainer Kurtanovic bei der Zusammensetzung des Kaders seinen eigenen Weg und trommelte kurzerhand die eigene Familie zusammen.
Mit dem Ergebnis, dass inzwischen ein ganzes Dutzend Spieler mit dem Nachnamen Kurtanovic für das Team auflaufen. Hinzu kommen noch zehn Spieler, die nicht aus der Familie stammen: „Alles Freunde von mir oder meinen Verwandten. Viele Spieler wollen auch zu uns wechseln, weil sie unser Konzept so toll finden“, beschreibt Haris Kurtanovic die Vorteile der familiären Atmosphäre.
Doch wie reagieren eigentlich die Gegner, wenn so oft derselbe Name auf dem Spielberichtsbogen auftaucht? „Bei den ersten Freundschaftsspielen im Sommer dachten die anderen Teams, Kurtanovic sei unser Sponsor, weil der Name auf den ganzen Trikots stand“, erinnert sich Haris Kurtanovic. Inzwischen hat die Konkurrenz mitbekommen, dass es sich um eine Familie handelt: „Da gibt es schon mal ein paar witzige Sprüche vor dem Spiel.“ Für Verwirrung sorgt manchmal auch die teaminterne Kommunikation, die Kurtanovics stammen aus dem Sandžak, einer bosniakisch geprägten Region in Serbien und Montenegro: „Auf dem Feld sprechen wir in unserer Muttersprache Bosnisch. Alle Spieler verstehen inzwischen die wichtigsten Fußballbegriffe, aber die Gegner natürlich meistens nicht“, verrät der Trainer.
Auch über die Region hinaus sorgt die Mannschaft für Aufmerksamkeit, beinahe täglich gibt es Anfragen von verschiedenen Medien. Im nächsten Jahr wird sogar ein Fernsehteam aus Bosnien vorbeikommen, um einen Beitrag über die Flörsheimer zu drehen. Wenn die Liga dann aus der Winterpause zurückkehrt, wird es bei der DJK auch ein paar Neuzugänge geben. Drei weitere Kurtanovics sollen das Team verstärken. Über Spielermangel wird man sich in Flörsheim also erstmal keine Sorgen mehr machen müssen.