Rheinhessen/Nahe. Der Pokal und seine Gesetze. Darüber sind Bücher geschrieben worden. In der zweiten Verbandspokalrunde lagen Überraschungen in der Luft, am Ende setzten sich aber meist die Favoriten durch. Partien auf Augenhöhe trotz aktueller Klassendifferenzen gab es in Winterbach und Planig, wo sich Landesligist Hackenheim geschlagen geben musste. Die neu aufgestellte Binger Hassia verlor im Landesliga-Duell zwar klar in Ingelheim, zeigte aber, dass sie den Kampf um den Klassenerhalt annimmt.
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„Es war ein richtig guter Auftritt meiner Mannschaft.“ Ingelheims Trainer Serdar Parlak war bis auf eine Phase im ersten Durchgang absolut zufrieden mit dem Auftritt seines Teams. Vom Anpfiff weg hatten die Rotweinstädter das umgesetzt, was der Coach sehen wollte. Die neu formierte Hassia hatte in der Anfangsphase kaum Zeit, um Luft zu holen. Folgerichtig fiel über die linke Angriffsseite das frühe 1:0. Den von dort hereingegebenen Ball schlenzte Francesco Teodonno von halb rechts mit dem linken Innenrist unhaltbar ins linke Eck (5.). Mit zunehmender Spieldauer gelang es den Bingern, sich freizuschwimmen. Auch deshalb, weil die Gastgeber es versäumten, ihre Chancen zum 2:0 zu nutzen. Hassia-Keeper Nico Setz zeigte gleich mehrfach, dass er ein absoluter Gewinn und der Mann ist, an dem sich die Mitspieler aufrichten können, parierte gegen Yannik Lorenz 28.) genauso wie gegen Jakob Michel (37./44.). Die größte Chance für die Binger vergab Timo Mayer Marte kurz vor dem Halbzeitpfiff, als er allein von halb links auf Pascal Peil zusteuerte, aber am Torsteher scheiterte.
„Mich stimmt optimistisch, dass wir es bis zum 2:0 gut gemacht haben“, so Hassia-Trainer Günter Dilly, der aber Spiel und Ergebnis nicht überbewertet wissen wollte. „Die Truppe ist blutjung. Da ist es normal, dass uns der Gegner unter Druck setzt und auch ein Tor schießen kann. Danach haben wir aber gut reagiert.“ Bis zum zweiten Treffer jedenfalls hielt Setz seinen Kasten sauber, dann war er nach tollem Spielzug geschlagen, Kai Klumb traf überlegen (59.). Den Deckel drauf setzte nach einem perfekten Konter und einem Teodonno-Zuckerpass Lion Deisen per Direktabnahme (78.).
„Wir wollten entscheiden, wo es hingeht und wie das Ergebnis wird“, so Parlak. Genau das hatte er in der Kabine noch einmal angesprochen. Im zweiten Abschnitt zeigte seine Ingelheimer „eine gute Struktur im Spiel“. Einziges Manko: Die Chancenverwertung. Auf der anderen Seite hatte Dilly reichlich mitgeschrieben. „Meine Tafel ist zum ersten Mal voll, es gibt noch viel zu tun“, bekannte der Hassia-Coach.
355 Zuschauer durften in Seibersbach eine Halbzeit lang von der Sensation träumen. Keine Zeigerumdrehung war nach dem Anpfiff vergangen, als Francesco Förster für den A-Klassisten die Führung markierte. Die hielt tatsächlich bis zur Pause. Nach Wiederanpfiff sorgte der ambitionierte Landesligist dann aber schnell für klare Verhältnisse, netzte innerhalb von zwölf Minuten gleich viermal ein. Einen lupenreinen Hattrick von Neuzugang Tim Reidenbach (47., 57., 59.) verhinderte dabei Cedric Lind mit seinem zwischenzeitlichen 1:2 (49.).
Die Partie verlief so, wie sie Fürfelds Trainer Maurice Fischer erwartet hatte. Landesligist Meisenheim hatte mehr Ballbesitz, konnte den in der Anfangsphase aber nicht ummünzen. Anders der Bezirksligist, für den Marcel Beck (13.) die Führung markierte. „Danach hatten wir zwei gute Gelegenheiten, um die Partie in unsere Richtung zu drehen, einmal nach dem 1:0 und dann nach dem Ausgleich“, so Fischer. Die Konsequenz in der Chancenverwertung bewies das Team vom Glan. Leon Bock (30.) und Marc Gieselbrecht (41.) drehten die Begegnung, Alexander Tiedtke (51., 80.) sorgte nach dem Wechsel für Klarheit. „Das geht in Ordnung“, so Fischer, dem wichtig war, „dass wir uns gut präsentiert haben.“ Dass sein Team wie vor zwölf Monaten gegen Meisenheim ausschied, akzeptierte er. „Auch wenn es schön gewesen wäre, in die nächste Runde zu kommen und da ein Flutlichtspiel vor vielen Zuschauern gegen einen starken Gegner bestreiten zu können.“
Elias Pfenning machte den Unterschied aus im Duell des Zweiten gegen den Ersten der letzten Bezirksligasaison, die jetzt eine Liga trennt. Neu-Landesligist FC spielte so, wie es die Heimelf erwartet hatte, mit viel Ballbesitz und auch mit einigen guten Abschlussgelegenheiten. „Mit zunehmender Spielzeit haben wir es aber geschafft, unsere Umschaltmomente immer besser zu nutzen und sind besser in die Partie gekommen“, so SV-Akteur Maxi Stumm. Eine Viertelstunde vor Schluss das Tor des Tages. Der eingewechselte Marcel Herrmann war nach einem langen Ball durchgelaufen, vertändelte das Spielgerät aber zunächst. Am Strafraumrand nahm Pfenning Maß und platzierte die Kugel präzise ins lange Eck.
Eine von Taktik geprägte erste Hälfte ohne spielerische Highlights. Dann ein Drehbuch, das auch Alfred Hitchcock hätte schreiben können, auch wenn die Partie mehr von Bemühen geprägt blieb als von Finesse. TuS-Spielertrainer Tim Hulsey lief in einen zu schwach geratenen Rückpass und markierte die Führung für den Landesligisten (71.). Die klassentiefere Heimelf jedoch glaubte weiter an ihre Chance. Dass mit Routinier Burak Tasci ausgerechnet einer der körperlich Kleinsten auf dem Platz per Kopf den Ausgleich besorgte (84.), passte. In der Verlängerung trafen mit Idan Shvartsburd (105.) und Noel Schywalski (112.) zwei Talente, die im vergangenen Jahr noch bei der Hassia kickten. Lukas Röders Treffer für den TuS (120.) kam zu spät.