2024-09-13T08:09:07.625Z

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Markus Weinzierl soll den Campus des FC Bayern nach vorne bringen.
Markus Weinzierl soll den Campus des FC Bayern nach vorne bringen. – Foto: IMAGO/Sportfoto Zink / Daniel

Kann Markus Weinzierl FC Bayern Campus? Wird spannend

Analyse seiner bisherigen Karriere

Markus Weinzierl folgt beim FC Bayern auf Halil Altintop. So ging der neue Mann am Campus an seinen Profi-Trainerstationen mit jungen Spielern um.

München – Markus Weinzierl (49) wird Sportlicher Leiter am FC-Bayern-Campus. Sein Bezug zu den Bayern: Er hat für sie gespielt in den 90er-Jahren. Es war eine Hybrid-Karriere: Trainieren mit den Profis, Spielen für die zweite Mannschaft.

Markus Weinzierl war der prägendste Trainer des FC Augsburg – aber kein Förderer der Jugend

Am besten kennt man Markus Weinzierl beim FC Augsburg. Der FCA hat 13 Jahre in der Bundesliga hinter sich, gut fünf Jahre (2012 bis 16 und 2021 bis 22) war der Niederbayer dort Trainer. Unter Weinzierl erreichte Augsburg seine besten Bundesliga-Platzierungen (Achter 2014, Fünfter und Europa-League-Qualifikant 2015), man spielte gegen Jürgen Klopp und Liverpool. Weinzierl sagt über seine Zeit in Schwaben: „Ich habe mit Augsburg sechsmal den Klassenerhalt geschafft.“ Er ist der bis jetzt prägendste Trainer, den der FCA hatte – dennoch war man im Verein verwundert über die kommende Aufgabe von Markus Weinzierl in München. Denn als Förderer des Nachwuchses hat er sich an seinen Trainer-Stationen im Profibereich nicht hervorgetan.

Weinzierl brachte die schon etwas älteren Spieler voran in seiner ersten Augsburg-Epoche: Daniel Baier, Halil Altintop, Tobias Werner, Sascha Mölders, Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Raul Bobadilla. Er hatte auch einige Erfolge mit jüngeren Semestern: Andre Hahn kam 2013 als 22-Jähriger aus der Regionalliga und war gut ein Jahr später Nationalspieler. Weinzierl setzte auch auf den Außenverteidiger Abdul Rahman Baba, machte ihn mit 20 zur Stammbesetzung – nach einem Jahr konnte der FCA den Ghanaer, aus der 2. Liga (Fürth) gekommen, für 25 Millionen Euro an den FC Chelsea verkaufen.

Keine fruchtbare Zusammenarbeit mit Millionen-Talent Pepi – Milik startet erst nach Weinzierl durch

Das Gegenbeispiel war Arkadiusz Milik. Bayer Leverkusen überließ das damals 19-jährige Sturmjuwel 2013/14 leihweise dem FC Augsburg. Milik machte Karriere: Ajax Amsterdam, Neapel, Marseille, heute spielt der Pole für Juventus Turin – doch Augsburg trug zu diesem Werdegang kaum bei. 18 Mal setzte Weinzierl ihn ein, Milik durfte kein einziges Mal über die volle Spielzeit ran. Erik Thommy, ein Eigengewächs, auf das der FCA stolz war, das sich später beim VfB Stuttgart in der Bundesliga durchsetzte und inzwischen für Kansas City in der MLS spielt, bekam in zwei Jahren unter Weinzierl vier Kurzeinsätze mit insgesamt 46 Minuten.

Im Januar 2022, als Weinzierl zum zweiten Mal da war, kaufte der FCA für 16 Millionen den Amerikaner Ricardo Pepi. Ein für Augsburger Verhältnisse überdimensionierter Transfer, die Beziehung wurde nach einem halben Jahr mit einer Leihe und mittlerweile einem Verkauf beendet. Für das Scheitern von Pepi (kein Tor, kein Assist – als Mittelstürmer) wurde auch Weinzierl verantwortlich gemacht.

Andre Hahn bekommt Vorzug – Dzenan Pejcinovic wechselt zum VfL Wolfsburg

Der zeigte Verständnis für die Anpassungsprobleme des medial gehypten 19-Jährigen in einem neuen Umfeld (“Mein Sohn ist genauso alt, wenn ich mir vorstelle, der müsste das alles mitmachen....“), setzte aber, da wieder Abstiegskampf war, auf erfahrenere Spieler. Das Management von Pepi kritisierte neben Weinzierl allerdings auch den damaligen Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter, weil der Gesprächstermine habe platzen lassen.

Mehr Einfühlungsvermögen hätte sich der FCA von Weinzierl auch im Fall Dzenan Pejcinovic erhofft. Der Münchner spielte im Augsburger Nachwuchs und war mit 17 der Torjäger der U 19-Nationalmannschaft, also das beste Stück in der Jugend. Als 2022 Personalnot im Angriff bestand, lizenzierte der FCA Pejcinovic für die Bundesliga. Doch Weinzierl zog kurzfristig den gerade aus der Corona-Quarantäne freigetesteten Andre Hahn vor; diese Zurückweisung soll den Ausschlag gegeben haben, dass Pejcinovic nicht beim FCA, sondern in Wolfsburg unterschrieb. Jetzt spielt er auf Leihbasis für Düsseldorf.

Can Uzun startet erst unter Weinzierl-Nachfolger Dieter Hecking beim 1. FC Nürnberg durch

2016 ging Weinzierl zu Schalke 04, das ein Club mit Meisterschaftsambitionen war. Von den Zulieferungen aus der Knappenschmiede berücksichtigte er nur den 20-jährigen Thilo Kehrer, der sich aber, wie er hinterher sagte, auch das ein oder andere Karrieregespräch mit dem Trainer gewünscht hätte. Kaum eine Rolle spielten Weston McKennie (damals 18/heute Juventus) und Fabian Reese (19/Hertha BSC).

Beim VfB Stuttgart (2018/19) machte Weinzierl Ozan Kabak mit 18 zum Stammspieler, Borna Sosa (20) kam zu überschaubaren Einsätzen. Beim 1. FC Nürnberg verbrachte Weinzierl 2022/23 nur eine drittel Saison, litt unter dem Qualitätsmangel des Kaders, traute sich allerdings auch nicht, den 17-jährigen Can Uzun aus der U 19 in die 2. Liga hochzuziehen. Das machte sein Nachfolger Dieter Hecking. 2023/24 war Uzun dann der Star der 2. Liga und wechselte zu Eintracht Frankfurt. Spieler der Kategorie Can Uzun möchte der FC Bayern hervorbringen – mit Markus Weinzierl. Wird spannend. (Günter Klein)

Aufrufe: 029.8.2024, 08:37 Uhr
Günter KleinAutor