2025-04-29T16:05:39.695Z 1746243418167

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Archivbild aus der Grotenburg - mittlerweile sind die Sitze überall. Dem KFC Uerdingen entgeht viel Geld.
Archivbild aus der Grotenburg - mittlerweile sind die Sitze überall. Dem KFC Uerdingen entgeht viel Geld. – Foto: Ralph Görtz

KFC Uerdingen tief enttäuscht – Rat lehnt Stadionnamen ab

Der Name der Grotenburg wird nicht erweitert; das von der Stadt vorgeschlagene Vertragswerk zur Vermarktung der Namensrechte für das Stadion kommt damit nicht zustande. Dem KFC Uerdingen, der Nutznießer des Sponsorings hätte werden sollen, entgeht damit viel Geld. rn

Die Führung des KFC Uerdingen hat mit tiefer Enttäuschung auf die Entscheidung des Rates reagiert, das Vertragswerk zu den Namensrechten der Grotenburg abzulehnen und so dem Verein Einnahmen über 200.000 Euro zu entziehen. „Mit Bedauern haben wir die Ablehnung des Namensrechte-Vertrags durch den Rat der Stadt Krefeld zur Kenntnis genommen. Auch für den KFC Uerdingen 05 ist der traditionsreiche Name Grotenburg-Stadion unantastbar. Die Verwaltung hatte jedoch einen Weg gefunden, die Tradition zu wahren und dem KFC Uerdingen gleichzeitig neue Vermarktungsmöglichkeiten zu eröffnen“, erklärt KFC-Präsident Marc Schürmann.

Es können nicht sein, dass jedes Thema in Krefeld durch unterschiedliche Auffassungen der Politik zerredet werde. „Die politischen Vertreter müssen sich einmal bewusst werden, welche Strahlkraft ein Fußballverein für eine Stadt entwickeln kann“, so Schürmann weiter. „Der Vorstand leistet hier ein Ehrenamt, welches viel Zeit in Anspruch nimmt, und wird von einem Großteil der Politik durch derartige Entscheidungen mit Füßen getreten.“

Was war passiert? Der Vertrag zur Vermarktung der Namensrechte der Grotenburg, bei dem der Krefelder Bauunternehmer Kont für fünf Jahre die Namensrechte an der Grotenburg erworben und dafür 200.000 Euro an den KFC überwiesen hätte, kommt nicht zustande. Der Rat hat den Vertragsentwurf mehrheitlich mit den Nein-Stimmen von CDU, Grünen, FDP, Freien Wählern und Salih Tahusoglu abgelehnt.

Der Vertrag war zuvor von den Gegnern als intransparent kritisiert worden. Andreas Drabben (Freie Wähler) erläuterte, es gehe mit der Ablehnung nicht darum, dem KFC etwas wegzunehmen, sondern darum, dieses Verfahren „sauber, transparent und rechtssicher“ zu machen – auch um keine Begehrlichkeiten anderer Vereine zu wecken. Angeblich habe ein KFC-Repräsentant geäußert, alles sei bereits beschlossen und bezahlt. Drabben wollte wissen, wer das gesagt habe.

Gero Hattstein kritisierte für die CDU, hier werde mal wieder im Zusammenhang mit der Grotenburg unkoordiniert und nicht zielführend vorgegangen. Er zeigte sich verwundert, dass andere Vereine die Vermarktung von Namensrechten angestrebt hätten, ohne auf Unterstützung zu stoßen. „Hier geht das alles ganz schnell. Und wir kriegen einen Vertrag vorgelegt, der mehr Fragen aufwirft als löst.“ Anscheinend sei das einzige Motiv für diesen Vertrag die Sorge um die wirtschaftliche Zukunft des KFC, „es ging darum, schnell Löcher des KFC zu stopfen. So geht das nicht, das muss zumindest handwerklich sauber aufgestellt werden.“

Unterstützung für den KFC

SPD-Fraktionschef Benedikt Winzen forderte eindringlich, den KFC zu unterstützen. Es reiche nicht, in Sonntagsreden solche Unterstützung für den KFC zu fordern. An die Adresse der Kritiker des geplanten Vertrages sagte er: „Sagen Sie, dass Sie nicht unterstützen wollen, aber hören Sie auf mit diesem Rumgewaber.“

Karsten Ludwig bekräftigte den Vorwurf der Intransparenz. Der Ertrag müsse der Stadt als Eigentümerin des Stadions zugutekommen; zudem seien die Ravens als Mitnutzer der Grotenburg nicht mit einbezogen worden. Ludwig verwies auch darauf, dass es Obergrenzen für die Unterstützung eines Vereins gebe, und unklar sei, ob diese Grenzen überschritten seien.

Oberbürgermeister Frank Meyer warb eindringlich in einem langen Beitrag für Zustimmung zu dem Vertragswerk. Er wies den Vorwurf der Intransparenz zurück; er habe vor einem halben Jahr auf einer Fraktionsvorsitzendenkonferenz umfassend über diesen Plan informiert. Niemand habe in dem halben Jahr etwas dazu gesagt, daraus sei zu schließen, dass man den Vertrag jetzt schlicht nicht wolle. 40.000 Euro pro Jahr sei eine extrem relevante Summe für den Verein in der 5 Liga. Die Summe ist Meyer zufolge auch angemessen. Das Geld bemesse sich auch nach der Liga; bei einer höherer Liga müsse natürlich neu über die Geschäftsgrundlage nachgedacht werden, weil die Reichweite eine ganz andere sei. Auch habe niemand mehr Geld geboten. Meyer verwahrte sich dagegen, sich jetzt zu empören und so zu tun, als handele es sich um pseudokriminelle Machenschaften. Ein Vertrag, bei dem das Geld an die Stadt fließt, wolle Sponsor Kont nicht, weil das Geld ja gerade dem Verein zugutekommen soll. Meyer sagte eindringlich, der Rat habe die Möglichkeit, den Verein zu unterstützen, ohne dass es die Stadt einen Cent koste. „Das hat nichts mit Intransparenz und Mauschelei zu tun.“ Er zeigte sich auch offen dafür, dieses Verfahren auf alle Vereine auszudehnen. „Wenn das jetzt Schule macht, dann ist das doch gut. Ich verstehe nicht, wo das Problem ist. Die Stadt kostet es kein Geld. Das ist doch save.“ Wenn der Rat das Verfahren jetzt ablehne, „mit welcher Begründung wollen Sie das anderen Vereinen verwehren?“, sagte Meyer und appellierte erneut, die Bedenken zurückzustellen, denn zurzeit habe es der KFC unverschuldet nicht leicht.

Große Diskussion

Peter Vermeulen (CDU) erwiderte: „Wenn Sie so lange sprechen, ist immer etwas im Busch.“ Er plädierte für einen „eleganteren Weg“ über einen Managementweg, „der Vertrag jetzt bleibt mehr als unklar“.

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Joachim Heitmann fragte, ob das Geld wirklich, wie es gerüchtweise kolportiert werde, bereits geflossen sei. Meyer antwortete – und bekräftigte es mehrfach –, er könne dazu keine Auskunft geben. Der Sponsor Kont habe sicherlich als Sponsor Geld an den KFC gezahlt, aber wofür, wisse er nicht. Meyer bekräftigte: Ein halbes Jahr Vorlauf sollte reichen, an dem Vertragswerk mitzuwirken; daran mitzuwirken sei aber leider nicht passiert. Und er sagte: „Ich wehre mich dagegen, den Versuch, ein Sponsoring für den KFC hinzukriegen, zu skandalisieren. Viel Spaß dabei, dem KFC zu erklären, warum man dem Verein ohne Not diese Form der Unterstützung verwehrt.“

Ganz falsch liegt der Oberbürgermeister mit dieser Einschätzung nicht – die Sympathien des Vereins liegen bei ihm. „Wir danken dem Oberbürgermeister und der Verwaltung für die einjährige gemeinsame Vorbereitung bei der Ausarbeitung und rechtlichen Prüfung des Vertrags, sowie den politischen Vertretern der SPD, die gestern für diesen Vertrag gestimmt und den KFC damit unterstützt haben“, sagt KFC-Präsident Schürmann. Die Grotenburg-Supporters hätten durch ihr großes Engagement der Stadt eine beachtliche Summe eingespart und ihren wichtigen Anteil dazu beigetragen, dass der KFC Uerdingen überhaupt wieder in Krefeld spiele. Der Stadtrat hätte mit dieser Entscheidung – ohne dafür öffentliche Mittel aufwenden zu müssen – ebenfalls einen Beitrag zur Unterstützung des Vereins leisten können. „Der vorliegende Vertrag hätte der Stadt keinen Cent gekostet und auch niemandem etwas weggenommen. Zumindest ist dem Verein bis heute kein alternatives Unternehmen bekannt, das die Namensrechte erwerben und dafür an die Stadt bezahlen möchte, zumal es hier lediglich um einen Namenszusatz bei Erhalt des Traditionsnamens Grotenburg-Stadion ging.“

„Wir haben nicht nach Steuergeldern gefragt, sondern wollen diesen Verein – wie von vielen zurecht gefordert – auf eine breite Sponsorenbasis stellen. Dazu müssen wir den Unternehmen aber natürlich auch adäquate Werbemöglichkeiten anbieten können“, erklärt Schürmann. Gerade in der aktuellen schwierigen Situation ist der Verein auf ein breit angelegtes Sponsoring angewiesen, um den schmerzlichen Ausfall des Hauptsponsors zu kompensieren.“ Vor diesem Hintergrund sei die Entscheidung des Stadtrats für uns nicht nachvollziehbar.

Aufrufe: 013.12.2023, 22:00 Uhr
RP / Jens VossAutor