2024-06-24T10:12:48.875Z

Analyse
Neues zur Transfersperre von Racing
Neues zur Transfersperre von Racing – Foto: paul@lsn.sarl (Archiv)

Kilian Le Roy entlastet Racing, erhebt aber schwere Vorwürfe

Der Torhüter, der am Ursprung der späteren Transfersperre von Racing stand, führte ein umfangreiches Gespräch mit FuPa

Noch nichts Neues von der FIFA

Am Freitagvormittag sprach FuPa Luxemburg zunächst telefonisch mit der Medienabteilung der FIFA. Noch einmal wurde uns bestätigt, dass Racing FC Union Luxemburg zum jetzigen Zeitpunkt auf der Liste der für Transfers gesperrten Vereine stehen würde. Man würde im Falle von Transfersperren bewusst immer auf diese Liste verweisen, da diese öffentlich einsehbar sei und sie als Beleg für solche Sperren Gültigkeit habe. Man bediene sich bewusst des Weges einer solchen Liste, um eventuellen Spekulationen aus dem Weg zu gehen.

Die Liste würde zudem regelmäßig aktualisiert, dies könne aber ab und zu eine Weile dauern. Auf die Frage, ob ein möglicher Einspruch eines Vereins, wie in diesem Fall bei Racing, die Streichung von der Liste zur Folge hätte, gab man FuPa Luxemburg zu verstehen, dass dies dann nach der nächsten Aktualisierung aus der Website ersichtlich wäre. Weitere Angaben machte die FIFA unserem Portal gegenüber nicht.

Entlassung von Le Roy war der Auslöser

Mittlerweile hat sich auch der Urheber der Klage gegen Racing bei FuPa gemeldet, aus welcher die Transfersperre heraus resultierte. Es handelt sich um den Torwart Kilian Le Roy, der im Winter von Racing aus der BGL Ligue überraschend zu Walferdingen in die Ehrenpromotion gewechselt war. Er wolle mit dem Gespräch ein Zeichen setzen, aber nicht gegen seinen Verein Racing FC Union Luxemburg, an den er zurückgefallen ist, sondern gegen die in Luxemburg bestehenden Möglichkeiten, Profispieler bei Vereinswechseln innerhalb des Großherzogtums zu behindern.

Le Roy unterschrieb im Januar 2023 seinen ersten Vertrag bei Racing. „Ein Jahr später wurde ich aus wirtschaftlichen Gründen entlassen. Dann musste ich ein Projekt für sechs Monate finden und so landete ich in Walferdingen, begann der ehemalige Profitorwart von u.a. Guingamp und St.Etienne das Gespräch mit der FuPa-Redaktion. „Ich habe einen Brief erhalten, der mich über diese Entlassung informierte. Ich denke, die Leute, die dafür verantwortlich waren, sind nicht dieselben, aus denen sich die heutige Vereinsführung zusammensetzt. Ich glaube, jene Leute wussten nicht, dass mein Vertrag von der FIFA genehmigt wurde. Ich hatte also das Recht, den Verein anzugreifen. Als ich ein Gespräch mit ihnen hatte, um ihnen zu erklären, dass ich meine Rechte kenne und dass so etwas nicht passieren dürfe, wurde mir gesagt, dass wir hier in Luxemburg seien und man hier tun und lassen könne, was man wolle.“

Le Roy möchte Licht in diese eher düstere Situation bringen und sagte uns, dass ein Vertrag, egal auf welche Art er geschlossen wurde, eingehalten werden müsse. „Es war nicht Frau Reuter, die den Brief meiner Entlassung unterschrieben hatte“ verriet er eine Tatsache, die bislang nicht öffentlich bekannt war. Nach Angaben des Torhüters wurde der Brief von einer Person unterzeichnet, die über die Vollmacht der Präsidentin verfügte, die selbst nicht anwesend war. Und er glaubt, dass diese Vollmacht missbraucht wurde, um einen weiteren Torwart in den Verein zu bringen. „Es macht absolut Sinn“, fährt er fort. „Warum sonst soll man einen Keeper nach sechs Monaten aus wirtschaftlichen Gründen entlassen?“

Die Entlassung erfolgte im Januar des laufenden Jahres, vor der Wiederaufnahme der Rückrunde. „Als das Problem auftauchte, kontaktierte ich sofort die UNFP, die Gewerkschaft der Profifußballer in Frankreich. Ich bin dort Mitglied, da ich französischer Spieler bin und in Frankreich als Profi gespielt hatte. Ich kannte meine Rechte und im Grunde sagte mir die Gewerkschaft, dass so etwas nicht möglich sei und dass es im Fußball keine Entlassungen aus wirtschaftlichen Gründen gäbe.“ Eine solche Entlassung sei nur im Falle der Insolvenz eines Vereins möglich. Die französische Gewerkschaft kontaktierte daraufhin die FIFPRO, die „Fédération Internationale des Associations de Footballeurs Professionnels“, die die FIFA auf die Angelegenheit aufmerksam gemacht hatte.

„Die UNFP hatte von Racing Dokumente angefordert, um mich verteidigen zu können. Die FIFA erhielt daraufhin nie eine Antwort von Racing“, fuhr Kilian Le Roy fort. „Ich glaube, die Leute im Club dachten damals, sie hätten Recht und könnten tun, was sie wollten.“ Die Transfersperre wurde nach diesem Verfahren erst Ende letzter Woche, laut FIFA also mit Stand vom 22. Juni 2024, verhängt. Dann haben die restlichen und neuen Personen in der Racing-Führung die Angelegenheit geklärt, bestätigte uns Le Roy weiter. „Das neue Management wusste nicht, was passiert war, denn die Leute, um die es in meinem Fall ging, sind inzwischen weg und haben den Mist hinterlassen. Ich hatte daraufhin Romain Ruffier (d.Red.: der neue Sportdirektor von Racing) am Telefon, der mir bestätigte, dass er es nicht wusste.“

Keine Vorwürfe gegen Präsidentin Reuter

Später rief er mich zurück, um zu bestätigen, dass der Verein die Situation klären würde. „Ich habe nichts gegen die neue Führung und auch nichts gegen Frau Reuter“, sagt der 26-jährige Bretone Le Roy. „Es war ihr Name, der in den Papieren stand, aber sie war nicht diejenige, die es getan hat. Ich mache ihr keinen Vorwurf, sondern den Leuten, die vorher da waren. Diese haben meiner Meinung nach Frau Reuter ausgenutzt, so dass der Verein am Ende mit dieser Transfersperre dastand. Dies ist wahrscheinlich der Grund, warum Frau Reuter wütend wurde, nachdem Ihr Artikel erschienen war. Sie wusste es nicht.“

Dies war der zentrale Punkt, den Kilian Le Roy im rund zwanzigminütigen Gespräch mit FuPa angesprochen hat. „Ich möchte eines klarstellen: solange es solche Leute im luxemburgischen Fußball gibt, kommen wir nie voran! Mit den derzeit geltenden FLF-Regeln kann Fußball niemals professionell werden“, spricht Kilian Le Roy ein aktuelles Thema an. „Ich nehme meine Situation als Beispiel: ich bin frei von einem Arbeitsvertrag, aber ich gehöre immer noch Racing. Wie kann man sich so professionalisieren? Heute muss ein Verein, der mich verpflichten will, einen Verein bezahlen, der mich entlassen hat. Wie ist so etwas möglich?" fragt er. „Vor der Europäischen Menschenrechtskommission ist dies verboten. Dies verstößt gegen Arbeitsrecht und das Recht auf freie Berufswahl und gegen die freie Wahl des Arbeitsplatzes. Und das in Luxemburg zu finden, das immer noch Teil der Europäischen Union ist und kurz davor stand, sich für die Euro zu qualifizieren, finde ich beschämend. Die Menschen müssen sich dessen bewusst werden, ob es nun die Vereine sind, die Fans, aber auch und vor allem die Spieler. Sie haben kein Recht, wie Tiere behandelt zu werden! Wir müssen dies ans Licht bringen und uns der FIFPRO annähern und eine solche Gewerkschaft wie in unseren Nachbarnländern schaffen.“

Man drehte sich also im Kreis – FuPa lag mit der Transfersperre genauso wenig falsch, wie Racing vermutlich mit der Behauptung, diese würde bald aufgehoben werden. Aktuell steht sie zwar noch immer online, doch sollten Kilian Le Roys Aussagen zutreffen, dürfte das Thema, das Racing betrifft, bald ad acta gelegt werden. Am Ende bleibt aber ein fader Beigeschmack, denn einmal mehr prallen die Grenzen zwischen Amateur- und Profifußball hart aufeinander. Dies schreit nach einer Regulierung und bei dieser wird dann die FLF gefordert sein.

Anmerkung: Die Meinung des Spielers stellt nicht zwingend die von FuPa da. Es wurde hier die Meinung des Spielers widergegeben.

Aufrufe: 028.6.2024, 18:55 Uhr
Paul KrierAutor