2024-11-15T07:22:46.989Z

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"Lieber Abstiegskampf als Bankdrücker" – SSV setzt auf Leihspieler

Sportlicher Leiter Robin Mohr erklärt im FuPa-Interview, warum Leihgeschäfte den Klassenerhalt sichern können.

Mit Leihspielern aus höheren Ligen will der SSV Steinach-Reichenbach den drohenden Abstieg aus der Bezirksliga Rems/Murr/Hall verhindern. Das Konzept soll kurzfristig Qualität bringen, den Spielern Spielpraxis bieten und langfristig den Verein stärken. Im FuPa-Interview verrät der sportliche Leiter Robin Mohr zum Vorhaben.

FuPa: Wie kamst du auf die Idee, die Bezirksliga-Mannschaft mit Leihspielern aus höheren Ligen zu verstärken, und was erhoffst du dir davon?
Robin Mohr: Grundsätzlich ist es mein Job, die Mannschaft sinnvoll zu verstärken. Wenn man in der Hinrunde überdurchschnittlich stark von Spielerausfällen geplagt ist, ist die Kaderplanung für die Saison erledigt. Ich erhoffe mir durch Leihspieler kurzfristige Lösungen für die Erhöhung der Qualität in der Mannschaft. Hier profitieren auch die aktuellen Bestandsspieler durch höheres Niveau im Training, Konkurrenzkampf auf einzelnen Positionen und gegebenenfalls mehr Erfolg am Wochenende.

FuPa: Kannst du erklären, wie diese Leihgeschäfte eine Win-Win-Win-Situation für die Spieler, die abgebenden Vereine und den SSV Steinach-Reichenbach schaffen sollen?
Robin Mohr: Beim Austausch mit Sportdirektoren oder sportlichen Leitern von Landesligamannschaften höre ich immer wieder, dass es ein Problem ist, dass die zweite Mannschaft für Spieler im Alter von 16 bis 19 Jahren zu schwach ist. Hier kommen wir ins Spiel: Statt in einer Kreisliga spielen die Leihspieler bei uns in der Bezirksliga. Wir profitieren von mehr Qualität in der Mannschaft, das höher angesiedelte Team ermöglicht den Spielern Spielpraxis in einer stärkeren Liga, und der Spieler macht einen neuen Entwicklungsschritt und kommt mit Spielpraxis und breiteren Fähigkeiten zurück.

FuPa: Welche Positionen oder Bereiche im Kader siehst du als besonders dringend ausbaufähig, um den Abstieg zu verhindern?
Robin Mohr: Aktuell suche ich auf allen Positionen Verstärkung.

FuPa: Wie willst du Spieler aus höheren Ligen davon überzeugen, sich bei einer abstiegsbedrohten Bezirksliga-Mannschaft einzubringen?
Robin Mohr: Es ist besser, im Abstiegskampf der Bezirksliga Verantwortung zu übernehmen, als in der Landesliga oder höher auf der Bank zu sitzen und Wasserkisten von A nach B zu tragen. Man muss die Komfortzone im Leben auch mal verlassen, um stärker aus einer Situation zu profitieren. Bei uns kommst du in einen top funktionierenden Verein, der innerhalb seiner Möglichkeiten in allen Bereichen ans Maximum geht. Eine Rückrunde Training unter top Bedingungen, der nächste Charakter- und Entwicklungsschritt sowie eine neue Erfahrung sprechen für sich.

FuPa: Inwiefern beeinflusst die aktuelle Situation in der Bezirksliga-Rems/Murr/Hall, mit wahrscheinlich sechs Absteigern, deine Strategie?
Robin Mohr: Wie viele Mannschaften absteigen, beeinflusst meine Strategie überhaupt nicht. Aktuell wären wir auch bei lediglich einem Absteiger in einer bedrohlichen Situation. Auf der anderen Seite ist es natürlich eine überaus ambitionierte und tolle Aufgabe für mögliche Neuzugänge. Wir haben viele Spiele hoch und verdient verloren, es waren aber auch knappe Spiele dabei. Nach Spielverläufen könnten wir locker fünf Punkte mehr haben – der Blick auf den Punkteabstand wäre dann schon ein anderer. Es ist nichts verloren.

FuPa: Hast du schon Gespräche mit anderen Vereinen geführt, und gibt es bereits konkrete Zusagen für Leihspieler?
Robin Mohr: Es wäre fahrlässig, wenn ich seit Wochen nicht jede freie Minute in den Kader gesteckt hätte. Ich bin im Austausch mit bestehenden Kontakten und freue mich immer wieder, wie kollegial das Verhältnis ist. Es finden auch Gespräche mit Spielern statt, ja. Konkrete Zusagen werden wir vermelden, wenn es soweit ist.

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FuPa: Wie soll sich das Konzept langfristig auf den Verein auswirken? Planst du, diese Strategie auch in den kommenden Jahren weiterzuführen?
Robin Mohr: Ja, ganz klar. Je nach Durchführung werde ich mit meinen Kollegen und dem Sportvorstand eine Analyse aufstellen. Ich habe ein Prozentmodell im Kopf, das anstrebt, in einer gewissen Altersstruktur immer einen Anteil von Leihspielern, eigener Jugend (U23) und erfahrenen Spielern, auch extern, im Kader zu haben. Ich kann mir auch langfristige Kooperationen mit höherklassigen Vereinen von Aktiven bis zur Jugend vorstellen. Ich bin bei sowas immer kreativ und bereit, konventionelle Wege zu verlassen.

FuPa: Wie reagieren die Spieler des aktuellen Kaders auf die Idee, dass Leihspieler dazukommen könnten, um die Mannschaft zu unterstützen?
Robin Mohr: Der Mannschaft ist klar, dass wir den Kader kurzfristig verstärken müssen. Während des Trainings ist völlig egal, ob sie sich mit einem Leihspieler oder einem festen Bestandsspieler messen.

FuPa: Welche Maßnahmen ergreifst du, um die Identifikation der Leihspieler mit dem SSV Steinach-Reichenbach zu stärken, damit sie voll motiviert sind?
Robin Mohr: Eine hundertprozentige Identifikation über eine relativ kurze Zeit muss vom Spieler aus kommen. Ich als sportlicher Leiter helfe hier gerne in persönlichen Gesprächen nach; auch Mannschaftsabende in einer Wintervorbereitung helfen hier. Am Ende muss aber der Spieler die Situation annehmen und bestmöglich für sich nutzen. Dies geht nur, wenn er 100 % für den Verein und das Team gibt.

FuPa: Wie schätzt du die Chancen ein, mit dem neuen Konzept die Klasse zu halten? Und was wäre dein Plan B, falls es nicht klappt?
Robin Mohr: Wenn ich nicht mehr an den Klassenerhalt glauben würde, könnte ich auch heute zurücktreten. Der Ligamodus mit vielen Absteigern ist ambitioniert, unser Punkterückstand aber nicht aussichtslos. Wenn wir es schaffen, den nächsten Schritt zu gehen, kann sich da unten im Abstiegskampf jeder nochmal mit uns beschäftigen. Da mögliche Leihspieler die Qualität definitiv erhöhen werden, können die Chancen nur steigen. Ein Plan B bezüglich Leihspielern benötige ich nicht, dieses System macht grundsätzlich auch eine Klasse tiefer Sinn. Alles in allem kann sich aber jeder sicher sein, dass wir auch im Falle eines Abstiegs auf gesunden Beinen stehen würden. Mit dem Abstieg beschäftige ich mich aber nur rein professionell.

Aufrufe: 019.11.2024, 18:00 Uhr
hesAutor