Besser als in die Vorsaison: So lautete zu Saisonbeginn das Ziel von Markus Müller. Daran kann der 37-Jährige nach Ende seiner ersten Spielzeit als Trainer in Brüggen einen Haken machen. Nach Platz sieben im Vorjahr steht nun Platz drei in der Bilanz – nie war TuRa Brüggen in seiner Vereinsgeschichte besser. Allerdings bestand zwischenzeitlich sogar die Chance auf einen Aufstiegsplatz in die Landesliga.
„Wir waren auf Tuchfühlung und der Glaube an die Mannschaft war groß“, so Müller. Entsprechend fällt seine Saisonbilanz „zweischneidig“ aus. Es wäre mehr möglich als der dritte Tabellenplatz mit 63 Punkten gewesen. „Es ist ein bisschen schade, dass die Mannschaft sich nicht belohnen konnte“, sagt der Trainer.
Offensiv gehörte TuRa zu dem besten, was die Bezirksliga in der abgelaufenen Saison zu bieten hatte. 92 Tore sind ein Brüggener Bestwert in der Bezirksliga, nur Meister DJK Gnadental war in dieser Statistik besser (111 Tore). Höhepunkt war ein 10:0-Erfolg gegen SC St. Tönis II. Die offensive Stärke ließ Brüggen stets Rückstände verkraften, was zu einigen wilden und torreichen Spielen führte, darunter ein 5:4 und ein 4:3 gegen Neuss-Weißenberg sowie ein 5:4 gegen Grevenbroich-Süd.
In mehreren Spielen erzielte Brüggen zudem spät und in der Nachspielzeit entscheidende Tore. Gegen Grevenbroich-Süd gelang es Brüggen sogar zwei Mal, einen Rückstand in der Nachspielzeit zu einem Sieg zu drehen (3:2 und 5:4). Müller ist daher nicht zu widersprechen, wenn er die „gute Moral“ seiner Truppe betont. Auch die gute Zusammenarbeit im Trainerteam hebt der 37-Jährige hervor.
Insbesondere in der Rückrunde seien die Spieler mannschaftlich näher zusammengerückt, so Müller. Auch gegen die Topteams der Liga agierte Brüggen auf Augenhöhe: Zweimal besiegte TuRa die Sportfreunde Neuwerk (2:0, 2:1) und fügte Meister Gnadental beim 3:0 eine von zwei Rückrundenniederlagen zu. „Wir haben einige Mannschaften hinter uns gelassen, die ganz andere Mittel haben“, sagt Müller. Verlassen konnte sich Brüggen zudem auf Toptorjäger Nils Bonsels, der 28 Tore in 30 Spielen beisteuerte. Mit insgesamt 41 Scorer-Punkten war er sogar Topscorer der Liga (gemeinsam mit Niclas Kuypers von Bayer Dormagen).
Die Spiele von TuRa Brüggen boten zweifelsohne Unterhaltungswert. Allerdings hatte Trainer Müller nicht immer seine Freude daran. In neun Spielen kassierte Brüggen drei oder mehr Gegentore. Zwar gewann Brüggen fünf dieser Spiele trotzdem, darunter turbulente Partien wie ein 6:4 gegen Willich, ein 5:4 gegen Grevenbroich-Süd oder ein 4:3 gegen den Tabellenletzten Red Stars – Ausdruck einer stabilen Defensive sind diese Zahlen jedoch nicht. Brüggen beendet die Saison mit 65 Gegentoren. Es sind mit Abstand die meisten aus der Spitzengruppe. „Wir haben zu viele einfache Gegentore kassiert. Das ist verbesserungswürdig. Das bezieht sich im Verbund auf alle Mannschaftsteile“, so Müller, der aber ebenso die Offensive mit ins Boot holt – trotz der zahlreichen Tore: „Wir hätten einige Spiele deutlich ruhiger gestalten können, wenn wir besser bei der Chancenverwertung wären. Wir hätten entspannt über 100 Tore haben können.“
Auffallend: Gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte ließ Brüggen viele Punkte liegen. Aus den zwölf Spielen gegen die letzten sechs Teams im Tableau gab es nur sechs Siege. Insbesondere die 1:2-Niederlage in der Rückrunde gegen den SSV Grefrath schmerzte und war für Müller ein Knackpunkt im Aufstiegskampf. „Wir hatten kurz zuvor Gnadental geschlagen, wodurch unsere Hoffnung deutlich gewachsen war. Aber gegen Grefrath waren wir nicht bereit und auf unserem Level“, sagt Müller. Das Thema Aufstieg hatte sich mit dem Spiel erledigt. Warum Brüggen solche Probleme gegen Teams im Abstiegskampf hatte? „Das lässt sich nicht festmachen. Aber vielleicht hat der Druck, abliefern zu müssen, gehemmt. Ich mache den Jungs aber keinen Vorwurf“, sagt Müller.
Müller verweist mit Dennis Greven und Philipp Cox auf zwei Abwehrspieler, die stets konstant ihre Leistungen gebracht haben. Für den Trainer sind allerdings auch Faktoren außerhalb des Platzes wichtig: Wie sich Spieler in die Mannschaft und im Training einbringen. Daher nennt Müller ebenfalls Meshach Djabare und Jan Grylak. „Beide bekommen nicht immer Spielpraxis, sind aber immer da. Ein riesiges Kompliment“, so Müller.
Personell sticht der Abgang von Sandro Meyer heraus, der viele Jahre als verlässlicher Torjäger für Brüggen agierte und laut Müller vor allem in der zweiten Halbserie eine enorme Entwicklung hinlegte: „Anfangs hatte er mit der defensive nicht viel am Hut, hat sich aber enorm weiterentwickelt mit seinen 30 Jahren. Wie wir seine Lücke füllen, wird man sehen.“ 15 Tore und elf Vorlagen gingen auf das Konto von Meyer, der zum SC Waldniel wechselt.
Perspektivisch könnte Neuzugang Justin Kuhlen (Polizei SV) in seine Rolle hineinwachsen. Außerdem stoßen Florian Storms (SV Helpenstein), Dennis Coenen und Erdem Eroglu (beide TuS Wickrath) sowie Simon Hübner neu zur Mannschaft. Letzterer kommt aus seinem Stipendium in den USA. Müller sieht den 25-Jährigen als wertvolle Verstärkung für die Defensive.
Trainingsauftakt ist am 11. Juli, es folgt eine Vorbereitung von fünf Wochen. „Kurz, knackig und intensiv“, kündigt Müller an.