Vor einem Monat wurde der Wechsel von Marta Estévez Garcia zum griechischen Verein POAK bekannt. Im Rahmen des Länderspiels in Estland hatte FuPa die Gelegenheit, ein Interview mit der Nationalspielerin zu führen.
Marta, erklär unseren Lesern doch bitte den Ablauf rund um deinen Wechsel zu PAOK. Warst du bereits in Thessaloniki?
Seit ich mit dem Verein in Kontakt stand, wurden mir die Rahmenbedingungen erklärt. Gleich nach unserem ersten Spiel in der EM-Qualifikation gegen Albanien flog ich mit meinen Eltern nach Griechenland. Der Verein nahm uns direkt am Flughafen in Empfang. Man brachte uns überall hin und zeigte uns alles. Ich wollte auch eine Wohnung sehen, die der Verein angeboten hat.
Ich wollte nämlich nicht, dass ich später in einer heruntergekommenen Bleibe oder zusammen mit anderen Personen dort leben müsste. Anschließend trafen wir uns mit dem Vorsitzenden, wo offene Fragen und andere Dinge besprochen wurden. Dabei ging es z.B. um die Sozialversicherungen. Mir wurde zugesagt, dass immer jemand für mich da sei, sobald der Wechsel vollzogen sei.
D.h. du erhältst einen Arbeits- bzw. Profivertrag, der ausreicht, um davon leben zu können?
Ja, genau.
Es gibt luxemburgische Nationalspielerinnen, die in Freiburg, Elversberg oder Lüttich spielen. Das ist verhältnismäßig nah im Vergleich zu deinem neuen Verein. So weit weg von zuhause zu sein ist bestimmt nicht einfach.
Es wird eine wichtige Erfahrung für mich werden. Doch so wie ich die Griechen einschätze, sind sie eher entspannter und ruhiger in vielen Dingen, etwa wie die Spanier auch. Ich denke, dass ich mich deswegen gut dort einleben kann, da ich das ja auch von meiner Familie aus Spanien her kenne.
Die einzige Schwierigkeit wird vermutlich die Hitze, da es relativ warm ist. Doch mit der Zeit wird man sich daran gewöhnen. Als ich vor Ort war, konnte ich feststellen, dass das Trainingsgelände nicht im Stadtzentrum sondern etwas außerhalb auf einem Hügel liegt, wo oft ein frischer Wind weht. In der Vorbereitung wird wegen der Hitze bereits um 7 Uhr in der Frühe trainiert sowie noch einmal abends.
Spielt die 1.Damen-Mannschaft im gleichen, großen Stadion wie die Herren?
Zumindest ab und zu wäre das so, wurde mir erklärt. Normalerweise spielen wir aber in einem andern Stadion.
Rein sportlich wirst du realistische Chancen haben, in der Gruppenphase der Champions League zu spielen.
Nach dem Miniturnier in Polen kommt es zu einer weiteren Qualifikationsrunde, bevor man dann im Idealfall in die Gruppenphase kommt.
Kannst du das sportliche Niveau einschätzen? Hattest du bereits die Möglichkeit, mitzutrainieren?
Nein, leider noch nicht, da ich nur einen Tag nach dem Albanien-Spiel in Thessaloniki war und ich noch ziemlich müde war. Ich konnte dem Training lediglich zuschauen. Etliche meiner zukünftigen Teamkameradinnen waren zudem nicht da, da sie etwa für Griechenland in die Nationalmannschaft berufen worden waren oder z.B. auch für Kasachstan, von wo eine Spielerin herkommt. An dieser Trainingseinheit nahmen viele relativ junge Spielerinnen von der B-Mannschaft teil. Die Intensität und der Rhythmus sind aber etwas anderes als das, was ich aus Luxemburg kenne.
Wie oft trainiert ihr?
Viermal in der Woche, plus ein spezifisches Training vor einer Partie, hinzu kommt dann das Spiel, so dass ich normalerweise auf sechs Einheiten pro Woche komme. Nach der Saisonvorbereitung steht für die meisten Spielerinnen Vormittags noch ein Besuch im Fitnessraum an.
Dein Vertrag läuft über ein Jahr. Wie sieht es mit Besuchen zuhause bei der Familie in dieser Zeit aus?
Das kann ich bislang noch nicht sagen. Da wir uns mit der Nationalmannschaft für die Play-Offs qualifiziert haben, werde ich im Oktober wieder in Luxemburg sein. Da die Meisterschaft ebenfalls erst im Oktober beginnt, kann ich mir vorstellen, dass ich nach der Champions-League-Qualifikation eventuell die Möglichkeit haben werde, nach Hause zu kommen. Meine Eltern sind ebenfalls ziemlich flexibel und können mich in Griechenland besuchen.
Um so weit weg zu wechseln braucht man die Unterstützung von der Familie. Das scheint bei dir der Fall zu sein.
Ja, ganz klar.
Du bist nicht die erste und nicht die einzige Luxemburgerin, die ins Ausland wechselt. Was rätst du anderen Spielerinnen, die diesen Weg einschlagen wollen?
Man muss den Mut aufbringen, diesen Schritt zu gehen. Ich bin jetzt 27 Jahre alt und hatte den Mut bisher nicht gehabt. Ich rate jeder, dies zu versuchen, sollte sich die Möglichkeit ergeben. Ansonsten riskiert man, es später einmal zu bereuen. Sollte es nicht klappen, kann man immer noch zurückkommen.
Bekommst du auch Unterstützung vom Verband?
Ich hatte mit Nationaltrainer Dan Santos über die Möglichkeit, zu PAOK zu wechseln, gesprochen. Er unterstützte mich dabei. Was meinen Vertrag angeht, kann ich im Bedarfsfall auch auf den Juristen der FLF zurückgreifen. Meine Schwester hat ebenfalls Jura studiert und kennt sich im Vertragswesen aus.
Wenn man von mehreren Seiten einen solchen Rückhalt erhält, vereinfacht dies eine Entscheidung wie deine vermutlich. Was kannst du uns sonst noch zu deinem Transfer sagen?
Seit Dienstag verweile ich in Thessaloniki. Das Training begann am Donnerstag bei 25 Grad um 7 Uhr früh.*
* Die Daten dieser Passage wurden aufgrund des im Vergleich zum Aufnahmedatum späten Veröffentlichungstermins geringfügig angepasst.