2025-01-17T15:20:36.910Z

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Im Fokus: Wisdom Mike.
Im Fokus: Wisdom Mike. – Foto: Borussia

Mike sorgte mit Bayern-Wechsel für Wirbel

Der FC Bayern schnürte vor knapp drei Jahren ein üppiges Paket, um Wisdom Mike von Borussia Mönchengladbach wegzulocken. Das Talent war damals 13, der Wechsel sorgte für Aufsehen. Wir sagen, wie es für Mike beim Rekordmeister läuft.

Roland Virkus hatte wirklich andere Sorgen in seinen ersten Wochen als Geschäftsführer Sport bei Borussia Mönchengladbach. Doch im März 2022 war auch seine Meinung gefragt zu einem Transfer, der durch die Berichterstattung von „Sky“ ein großes mediales Echo erzeugte – obwohl es um ein gerade einmal 13-jähriges Talent ging. Wisdom Mike tauchte damals noch als Mike Wisdom in den Berichten auf, die von seinem Wechsel aus Borussias C-Jugend zum FC Bayern handelten.

Ein 300.000-Euro-Paket soll der Rekordmeister damals für den Offensivspieler geschnürt haben, der 25 Tore in zehn U14-Spielen für Gladbach erzielt hatte und dem auch gleich bei seinem Debüt für die U15 ein Doppelpack gelungen war. Bei Borussia landeten allerdings laut „Sky“ nur 20.000 Euro, der Rest ging als Prämie für Unterschrift und Umzug größtenteils an Mikes Familie.

„Solche Deals sind dem deutschen Nachwuchsfußball alles andere als dienlich. Ich finde das geschmacklos“, sagte Virkus, der kurz zuvor noch Nachwuchsdirektor bei Borussia gewesen war, gegenüber unserer Redaktion. Talente selbst in diesem Alter abzuwerben, sei gar nicht das große Problem, Borussia tue das auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten und mit einem Augenmerk darauf, das Maß zu wahren, so Virkus. „Ich finde allerdings, dass die Qualität der Ausbildung in den Nachwuchsleistungszentren sehr ähnlich ist.“

Spielt noch immer in München

Eine Vereinbarung zwischen DFB und DFL für den Nachwuchsbereich von der U12 bis zur U15, die am 1. Februar in Kraft tritt, soll solche Wechsel in Zukunft zumindest erschweren, wenn sie schon nicht zu verhindern sind, und abgebende Vereine höher entschädigen. „Die Entwicklung eigener Jugendspieler, im besten Fall in seinem sozialen Umfeld, muss einen deutlich höheren Stellenwert genießen als der LZ-Tourismus – also der Wechsel zwischen den Leistungszentren“, sagte Andreas Rettig, Geschäftsführer Sport beim DFB. Studien hätten belegt, dass eine längere Verweildauer die Wahrscheinlichkeit erhöhe, dass Talente sich später als Lizenzspieler im Profifußball etablieren.

Mike ist inzwischen 16 Jahre alt. Wie hat er sich gemacht, seit sein Transfer für medialen Wirbel sorgte? Den von Rettig beschriebenen „LZ-Tourismus“ hat er nicht betrieben, in der dritten Saison spielt er für den Nachwuchs der Bayern. Für die U17 gelangen ihm in der Nachwuchsliga 13 Tore und sechs Vorlagen in elf Spielen – allerdings schossen die Münchner Talente in einer schwachen Gruppe beinahe jeden Gegner ab und gewannen jede Partie. Gegen Ende der Vorrunde durfte Mike sich dann in der U19 als B-Jugendlicher beweisen, in 304 Einsatzminuten kam er auf vier Treffer – einer gegen den FC Augsburg mit sattem Abschluss nach einer Pirouette wurde online fleißig geteilt.

Beraten wird Mike von Christian Nerlingers Agentur, genau wie die Gladbach-Profis Florian Neuhaus und Robin Hack, zuletzt unterschrieb er einen Vertrag bei Adidas. So langsam nähert er sich der Crunchtime seiner Ausbildung, wenn sich die Spreu vom Weizen trennt. Im Sommer läuft Mikes Vertrag aus, vergangenes Jahr gab es Bericht über ein Interesse von Paris Saint-Germain – seine Zukunft ist noch offen.

Ein intensiver Beobachter erklärt gegenüber unserer Redaktion, dass Mike in seine Leistung noch eine große Streuung habe: „Wow-Momente“ mit klugen Laufwegen und eiskalten Abschlüssen wechselten sich ab mit Spielen, in denen er abtauche und schlechte Entscheidungen treffe. Obwohl er mit seinen Dribbling-Qualitäten für den Flügel prädestiniert sei, ziehe er oft ins Zentrum, wo es häufig eng werde.

Ab Sommer U19

„Weezy“, wie Mike genannt wird, plagen damit offenbar typische Problem eines Top-Talents auf seiner Position. Scheinbar lassen sie Gegner auf dem sprichwörtlichen Bierdeckel stehen, doch sind die im Jugendbereich noch verhältnismäßig riesig. Die besagte „Streuung“ gilt es spätestens ab nächster Saison, wenn er ins A-Jugend-Alter kommt, sukzessive abzustellen, um den Sprung zu schaffen.

Als Mike vor knapp drei Jahren zum FC Bayern ging, fiel natürlich schnell der Name Sinan Kurt. Allerdings war der bereits volljährig, als er 2014 für drei Millionen Euro von Gladbach nach München wechselte. Spieler, die Borussia geräuschloser in der Jugend verließen und dann woanders zum Profi wurden, gibt es einige. Malick Thiaw schloss sich mit knapp 14 Jahren dem FC Schalke an, spielt inzwischen für den AC Mailand und kommt auf drei Länderspiele für Deutschland.

Das Spektrum zwischen solchen Werdegängen und dem eines Sinan Kurt ist groß. Wo sich Wisdom Mike einordnen wird, ist final noch nicht abzusehen.

Aufrufe: 018.1.2025, 22:00 Uhr
Jannik SorgatzAutor