Es war eine kuriose, denkwürdige Partie, die sich kurz vor der Winterpause in Gilzem abgespielt hatte: Das umkämpfte, jederzeit faire Kellerduell zwischen der SG Dist/Röhl-Idesheim-Gilzem und der SG Echtersbach-Biersdorf war gerade 33 Minuten alt, als Schiedsrichter Thomas Haus dem Dister Torwart Benedikt Sehr völlig zurecht die Rote Karte vor die Nase hielt. Was war passiert? „Wir waren in der ersten halben Stunde gut im Spiel und hatten die Kontrolle. Nach einem Befreiungsschlag des Echtersbacher Keepers weit in unsere Hälfte hinein, kam unser Torwart aus seinem Kasten raus, trat über den Ball und kam dann gegen den am ihm vorbeilaufenden Echtersbacher Stürmer zu spät. Die Rote Karte wegen Notbremse war klar berechtigt“, sagt Dist-Trainer Martin Wagener.
Für Sehr rückte Ersatz-Keeper Tobias Mohr zwischen die Pfosten. Dafür musste Feldspieler Sascha Schrodt weichen. 22 Minuten später zeigte Referee Haus ein zweites Mal die Rote Karte – diesmal für Mohr. Dieser hatte in einer ähnlichen Situation, die sich nach gut einer halben Stunde abspielte, seinen Gegenspieler nach Angaben von Wagener zwar so gut wie nicht berührt, doch die Entscheidung stand nun mal. Mohr flog ebenso vom Platz. Mit Dominik Heser, der noch 14 Tage zuvor beim 5:4-Erfolg bei der SG Nusbaum einen Dreierpack geschnürt hatte, ging ein etatmäßiger Feldspieler ins Tor.
„In meinen vielen Trainerjahren habe ich schon einiges erlebt – auch ungewöhnliche Dinge. Solche Situationen mit gleich zwei Roten Karten gegen zwei Torhüter aber noch nie. Das war in dieser Konstellation schon sehr besonders“, meinte Wagener, dessen Mannschaft es aber trotz doppelter Unterzahl gelang, aus dem 0:1-Rückstand durch Aleksandar Knezevic (67.) doch noch ein Unentschieden zu machen. Nach einer leicht abgefälschten Ecke von Oliver Bartz schlug es im langen Eck der Echtersbacher ein (72.). Die 150 Zuschauer in Gilzem gerieten völlig aus dem Häuschen und skandierten: „Wir woll‘n die Mannschaft seh‘n, wir woll‘n die Mannschaft seh‘n.“
Wagener war kaum zu bremsen in seiner Wortwahl, obwohl er ursprünglich einen Sieg für seine Mannschaft gewollt hatte. Wäre es dazu gekommen, hätten die Dister einige Plätze in der Tabelle gutmachen können, müssen aber so auf dem drittletzten Rang überwintern. „Ich muss den Hut davor ziehen, mit welcher kämpferischen Bereitschaft wir die Räume zugestellt und darüber hinaus Nadelstiche gesetzt haben.“ Wagener stellte nach dem zweiten Platzverweis taktisch um und wechselte in ein 4-3-1. „Wir haben uns auf die Arbeit gegen den Ball beschränkt und Echtersbach nicht eine Torchance mehr zugelassen.“
Mit den ersten 14 Spielen in der Kreisliga A8 ist der Coach des Neulings nicht ganz zufrieden. „Wir haben eine über weite Strecken stabile Hinrunde gespielt, stehen gefühlt aber etwas schlechter da. Doch die Konstellation in der Liga ist total eng. Im Frühjahr wollen wir die nötigen Punkte für das Ziel Klassenerhalt einfahren.“ Dann sollen auch die zum Teil lange ausgefallenen Patrick Bartz (zweiter Bandscheibenvorfall), Jochen Schilz (angeschlagen), Alexander Audrit (fehlte gegen die SG Echtersbach aus privaten Gründen) und Valentin Marx (nach Außenbandriss) wieder an Bord sein.
Und wer übernimmt am 8. März im Duell bei der SG Weinsheim den Part zwischen den Pfosten? Mit Christopher Lichter steht zwar etatmäßig ein dritter Torwart bereit, doch dieser fiel fast die gesamte Hinrunde aufgrund eines Nasenbeinbruchs und einer Oberschenkelverletzung aus. „Eventuell schafft es Christopher bis dahin, wieder fit zu sein. Ansonsten müssen wir mal mit Robin Strellen das Gespräch suchen und mit ihm im Tor eine eventuelle Lösung finden. Robin ist ein vereinstreuer und kollegialer Typ, stand früher ja unter anderem beim FC Bitburg lange im Tor“, hat Wagener Alternativen für die beiden gesperrten Keeper im Kopf.
Neu im Team ist dann auf jeden Fall Jonathan Hoffmann, der seinen Wechsel vom früheren langjährigen A-Ligisten und jetzigen C19-Ligisten SG Steinchen-Fließem verkündet hat.