Ein früher Doppelschlag ebnete dem TSV Murnau einen dreckigen 2:1-Sieg in Freilassing. Inzwischen haben sich die Drachen in der Landesliga obeneingenistet.
Für den Trainer ist das noch immer unwirklich. Da setzen sich doch tatsächlich 30 Murnauer Fans für 160 Kilometer ins Auto, um den TSV an die entlegenste Grenze der Landesliga nach Freilassing, kurz vor Salzburg, zu begleiten. „Das macht mich schon ein bisschen stolz“, sagt Martin Wagner. Er wertet das als Wertschätzung für die erfolgreiche Hinrunde, die beim Auswärtsspiel nur noch erfolgreicher geworden ist.
Mit dem 2:1-Sieg erhöhen die Fußballer ihr Punktekonto auf 26 Zähler zum Ende der Halbserie. Die Nachholpartie gegen Wasserburg haben sie als Joker noch auf der Hand. Bereits vor Anpfiff ließ Wagner seine Mannen wissen, wie zufrieden er mit der Ausbeute der ersten Hälfte ist. Der Aufsteiger übertrifft sämtliche Erwartungen.
Bei seinen aktuellen Begegnungen zelebriert der TSV nicht die Schönheit des Sports. Es sind Siege, die zu Nebel, Graupel, Kälte passen: Werke von Arbeitern. „Wir waren mit der richtigen Einstellung unterwegs.“ Die Zeiten, an denen sich die Murnauer vor tiefen Böden und kampfstarken Gegnern fürchteten, sind lange vorbei. Sie haben erst diese Wandlung vollziehen müssen, um dort oben mitzuspielen. „90 Minuten richtig stark gekämpft“, hielt der Coach fest. Anders war dieses Duell nicht zu gewinnen. Der Gegner war den Trainern gar nicht so unbekannt. Man war informiert über die starken Außenbahnspieler wie über den Kampfgeist des ESV. Entsprechend heftet Wagner den Dreier als „sogar glücklichen Sieg“ ab.
„Ein brutal sicherer Rückhalt.“
Drachen-Trainer Martin Wagner über Fabio Grund, Torhüter beim TSV Murnau.
Murnau profitierte von einer ersten Halbzeit mit zwei Toren und den etwas besseren Aktionen. Beide Teams hielten sich gar nicht erst mit Fußballspielen auf, streuten stattdessen vermehrt lange Bälle ein. „Es war kein Spiel, in dem man glänzen kann.“ Anschaulich mag das vielleicht nicht gewesen sein, aber dafür risikoarm.
Murnaus Treffer waren einmal das Produkt der Willensstärke und einmal das Destillat des wöchentlichen Trainings. Denn die Coaches hatten festgestellt, dass dem TSV seine Stärke bei Standards abhandengekommen ist. Benedikt Hausmann kümmert sich um diesen Bereich und investierte zuletzt deutlich mehr in die Varianten bei Freistößen und Ecken. Wagner erkannte eine „deutliche Steigerung“ und Georg Kutter köpfte doch tatsächlich eine Freistoßflanke zum 1:0 ins Tor. Treffer zwei war das Einzelwerk des Maximilian Nebl, der einen schon verloren geglaubten Ball erkämpfte und rechtzeitig, aus etwa 20 Metern, flach im Tor versenkte.
Den Rest der Partie nennt der Coach eine „klassische Abwehrschlacht“. Der Anschluss direkt nach der Pause ärgerte ihn, weil er das Duell unruhig und offen machte. Aber sie hatten ja Fabio Grund in der Kiste. Der junge Torhüter ist das Abbild der Murnauer und ihrer Saison. Anfangs oszillierten seine Leistungen zwischen Welt- und A-Klasse, Patzer mischten sich mit Glanzparaden. Doch seit Wochen erreicht er konstant ein hohes Level, hat sich von seinen Aussetzern losgelöst. An ihm wird der Reifeprozess dieser Mannschaft am besten sichtbar. „Ein brutal sicherer Rückhalt.“ Mit viel Kampfgeist und einer sehr starken Abwehr brachte der TSV seinen siebten Saisonsieg ins Ziel.