Einst kam Simon Netten von der Borussia zu Victoria Mennrath. Es folgte eine Erfolgsgeschichte, die nun nach über acht Jahren endet. Der Trainer schaut zurück auf prägende Momente: ein früher Aufstieg, Duelle mit Profiklubs und die ideale Kaderzusammenstellung für dem Klub.
Im Dezember 2016 trafen die Verantwortlichen bei Victoria Mennrath eine folgenreiche Entscheidung, im positiven Sinne: Denn damals entschied der Verein, Simon Netten als Trainer-Nachfolger von Olaf vom Ende zu engagieren. Die Personalie war nicht überraschend: Netten war einst Spieler und Kapitän in Mennrath und hatte erste Trainererfahrungen im Jugendbereich des Vereins gesammelt. Sechs Jahre trainierte er zudem im Nachwuchs bei Borussia Mönchengladbach.
In Mennrath folgte jedoch eine Erfolgsgeschichte, die sich niemand ausgemalt haben dürfte: Was damals ein A-Ligist war, entwickelte sich unter Netten inzwischen zu einem Landesligisten – und zur Nummer zwei im Gladbacher Fußball hinter der Borussia. Hinzu kamen zwei Kreispokalsiege und zwei Hallenstadtmeisterschaften. Nun endet Nettens Amtszeit in Mennrath nach achteinhalb Jahren. Er blickt zurück auf prägende Momente seiner Trainerzeit in Mennrath.
Ein halbes Jahr nach einem Trainereinstand feierte Netten bereits den ersten Erfolg: den Aufstieg in die Bezirksliga – eine Premiere für den Verein. Zuvor pendelte Mennrath zumeist zwischen A- und B-Liga. Als Netten im Winter übernahm, befand sich die Mannschaft bereits in Aufstiegskampf der A-Liga.
Anschließend gab es in 16 Partien nur noch zwei Niederlagen – drei Spieltage vor Saisonende war der Aufstieg mit einem 4:1-Sieg gegen die Sportfreunde Neuwerk fix. „Das war schon emotional. Es war eine riesige Feier über mehrere Tage. Es war eine coole Truppe, die den Erfolg zu schätzen wusste und das auch am Glas ummünzen konnte“, sagt Netten lachend.
Nach fünf Jahren Bezirksliga inklusive einer verlorenen Aufstiegsrelegation gelang im Sommer 2022 als souveräner Meister der Aufstieg in die Landesliga. Für den selbst ernannten „Dorfverein“ eine Sensation. Das Fundament liegt dazu laut Netten in einer Mannschaft, deren Kern über die Jahre zusammenblieb. Spieler wie Simon Littges, Sebastian von Gehlen, Julius Benders, Noah Kubawitz, Paul Szymanski, Oliver Krüppel oder David Platen gingen den gesamten Weg mit. Sie alle brachten bemerkenswertes Talent mit, das Mennrath zudem ideal nutzte. Hinzu kamen punktuelle Verstärkungen.
„Es ist eine Gemeinschaft entstanden, die man vielleicht bei anderen Vereinen nicht so hat“, sagt Netten. Sportlichen Erfolgsdruck habe es nie gegeben, sagt der Trainer – im Verein habe schließlich jeder gewusst, wo man herkommt. Netten fügt an: „Wenn man sich einen Aufstieg mit viel Geld erkauft, hilft einem das oft nur für den Moment oder ein paar Jahre. Das ist bei uns nicht passiert. Es gab einfach eine gute Konstellation: Mit dem Vorstand haben wir clevere Entscheidungen getroffen und immer die Leute bekommen, die die Mannschaft gestärkt und weitergebracht haben. Und viele sind dann bei uns geblieben.“ Resultat: In dieser Saison hielt Mennrath zum dritten Mal in Folge die Klasse in der Landesliga.
Zweimal durfte sich Netten in seiner Amtszeit mit Profiklubs in Niederrheinpokal messen. Im August 2018 war Rot-Weiss Essen zu Gast. Mennrath lieferte vor 700 Zuschauern damals eine aufopferungsvolle Defensivschlacht, verlor jedoch mit 0:1. Vier Jahre später kam Drittligist MSV Duisburg auf die Mennrather Anlage. In diesem Spiel wollte Netten mutiger agieren, verlor mit seiner Mannschaft jedoch mit 0:7.
Für die Zuschauer und den Verein war es trotzdem ein unvergessliches Erlebnis. Und für Netten, der sich mit den Profi-Trainern Karsten Neitzel in Essen und Torsten Ziegner in Duisburg messen durfte, ebenfalls. „Das nimmt man gerne mit. Ich muss aber auch sagen: Was der Verein im Hintergrund bei solchen Spielen leistet, damit so ein Event in Mennrath stattfinden kann, ist überragend. Wir haben tolle Bilder von den Spielen, wie unsere Hütte wirklich voll ist. Das ist schon etwas Besonderes“, so Netten.
In Mönchengladbach hat die Hallenmeisterschaft einen hohen Stellenwert. Entsprechend hoch ist für einen Verein das Prestige, dort zu gewinnen. Für Mennrath war dieser Erfolg jedoch lange utopisch. Im ersten Jahr unter Netten kam die Mannschaft allerdings gleich ins Endspiel, verlor dort aber mit 1:5 gegen Odenkirchen. 2023 feierte Mennrath dann den ersten Hallenstadtmeistertitel der Vereinsgeschichte, dem im Anschluss der Sieg beim renommierten Dülkener Master folgte. In jener Hallensaison gewann Mennrath 17 Spiele in Serie.
„Wir haben schon ein paar Sachen gewonnen in der ganzen Zeit. Aber mit dem Hallentitel in Gladbach haben wir das erste Mal gemerkt, wer wir sind und was wir können. Das war etwas Besonderes für uns“, sagt Netten. Ein Jahr später wiederholte Netten mit Mennrath den Hallentitel in Mönchengladbach.
Eine Amtszeit von über acht Jahren ist auch im Amateurfußball keine Selbstverständlichkeit. „Ich glaube schon, dass es am besonderen Flair des Vereins liegt. Ich habe das alles nur machen können, weil ich gute Leute um mich herum hatte, die mir den Rücken freigehalten haben“, sagt Netten. Beispielsweise seine Assistenten Thomas Rohrbach und Reinhard Sindermann oder Wolfgang Platen und Sascha Schmidt im Vorstand.
Nun freut sich Netten aber auf eine Pause vom Fußball. „Das brauche ich jetzt dringend. Wenn man so eine Mannschaft trainiert, dann geht das entweder zu 100 Prozent oder gar nicht. Das kostet Kraft und Energie und laugt natürlich gewaltig aus. Gerade im privaten und familiären Bereich muss man Abstriche machen. Daher freue ich mich jetzt auf die Zeit, auch mal andere Dinge machen zu können. Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl“, so Netten. Neuer Trainer in Mennrath wird Marc Trostel.