Mit gemischten Gefühlen kann der FC Neukirchen-Vluyn auf die Vorbereitungsphase zurückblicken. Zwar spielte der Vorjahresdrittplatzierte phasenweise unter seinen eigenen Möglichkeiten, doch kann gerade aus den Duellen mit den nominell überlegenen Gegner Vertrauen schöpfen. Vor dem Lokalderby im Niederrheinpokal gegen den Landesligisten SV Scherpenberg ist die Zuversicht demnach groß.
Direkt zum Beginn der Testphase ließen die Neukirchener mit einem 2:2 gegen den Oberligisten SV Sonsbeck aufhorchen. Zwar war das Endergebnis auch begünstigt durch zwei grobe Torwartfehler, doch vermittelte gleichzeitig den Eindruck, dass die Neukirchener die herausragende Form aus der Rückrunde auch für die neue Spielzeit konservieren könnten. Schließlich steht man in der Liga nach wie vor bei einer Serie von 19 ungeschlagenen Spielen.
Dazu kann Neu-Trainer Abdelaziz Zenzuol auf ein nahezu unverändertes Kadergerüst zurückgreifen. Die Leistungsträger blieben dem Verein erhalten, dazu konnte man auch noch mit Tobias Claßen und Marvin Trentzsch (SV Hönnepel-Niedermörmter) zwei Landesliga-Spieler für die Tiefe und Breite des Kaders gewinnen.
Gerade deswegen könnte es überraschen, dass die Testspiele nach dem Auftakt gegen Sonsbeck sicherlich nicht zufriedenstellend endeten. Gegen Landesligist Westfalia Germen setzte es eine deutliche 1:6-Pleite, dazu kam noch eine 1:3-Niederlage gegen Westfalen-Bezirksligist SV Friedrichsfeld und ein Last-Minute-Sieg bei der Reserve von A-Ligist TSV Krefeld-Bockum. An der knappen Niederlage (3:4) beim stark verstärkten Team von Rheinland Hamborn und dem 5:0-Sieg gegen den SC Velbert II kann man sich wiederum wieder hochziehen.
"Gegen die starken Gegner haben wir gut ausgesehen. Es gab aber auch durchwachsene Ergebnisse, wo ich mir ein bisschen mehr erhofft habe. Man kennt es ja: Gegen die Großen ist man hochmotiviert und gegen die vermeintlich Gleichstarken ist die Einstellung nicht zu 100 Prozent da. Ich mache den Jungs deswegen aber keinen Vorwurf", sagte Abdelaziz Zenzoul gegenüber FuPa Niederrhein.
Grundsätzlich möchte der Übungsleiter den jeweiligen Testspielergebnissen nicht sonderlich viel Bedeutung beimessen, im großen Kader der Neukirchener erhielten schließlich auch einige Akteure aus der zweiten Reihe ihre Chance, sich vor Saisonbeginn zu zeigen.
30 Spieler stellt die erste die Mannschaft von Neukirchen-Vluyn. Da braucht es ohne sonderliche Ausfälle auch Moderationsküste, die Zenzoul – zusammen mit seinem Bruder und Co-Trainer Abdelmalek – mit dem richtigen "Fingerspitzengefühl" leisten möchte: "Bei dem großen Kader mache ich mir keine Sorgen, dass ich den zusammen mit meinem Bruder moderieren kann. Jeder hat sein Standing in der Mannschaft und jeder weiß, was seine Aufgabe ist. Im Großen und Ganzen ordnet sich jeder in die Mannschaft ein."
Bestenfalls fungiert der breite Kader auch als kleiner X-Faktor im Verlauf der kommenden Spielzeit. Jede Position ist mindestens doppelt besetzt, ein Umstand, der im Ernstfall Gold wert sein kann. Schließlich wollen die Neukirchener auch wieder in ähnliche Tabellengefilde vordringen wie in der Vorsaison. Das üblich formulierte Credo 'oben mitspielen' gilt daher auch für das Folgejahr, wobei Zenzoul Teams wie den TuS Xanten, Viktoria Goch, TuS Asterlagen oder Absteiger SGE Bedburg-Hau als deutlichere Aufstiegsfavoriten einschätzt.
Doch bevor es in der Bezirksliga ernst wird, kann beim Lokalderby im Niederrheinpokal gegen den SV Scherpenberg (11. August, 15 Uhr) der Leistungsstand noch etwas besser eingeschätzt werden.
Auch leicht dezimiert durch Sommerurlauber und verletzt Angeschlagene rechnet Zenzoul gegen den ligahöheren Gegner mit einer ausgeglichen Partie: "Ich erwarte auf jeden Fall ein Spiel auf Augenhöhe. Ja, da ist ein Landesligist, ein guter Landesligist, auch mit den Neueinkäufen, die sie haben und mit dem neuen Trainer" schilderte Zenzoul, wobei er seiner Mannschaft zutraut, über sich selbst hinauszuwachsen: "Alle erwarten, dass Scherpenberg gewinnt, weil es eben die höherklassige Mannschaft ist, aber ich weiß, wie fokussiert meine Jungs in solchen Spielen sind, gerade weil es dann eben ein Derby ist."
Scherpenberg testete zuletzt dreifach gegen Teams aus der Oberliga und hielt jeweils ordentlich mit und wird gemessen an den eigenen Ansprüchen auch als klarer Favorit in die Partie gehen. Doch bekannterweise hat der Pokal seine eigenen Gesetze und mit größtenteils guten Ergebnisse gegen höherklassige Mannschaften im Rücken, möchte sich der Bezirksligist um Zenzoul nicht verstecken: "Wir haben keine Angst, wir sind mutig und wissen was wir können."