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Die Wogen nach dem Spielerstreik beim FC Swift Hesperingen und dem Nichtantreten zum Erstligaspiel am Sonntag gegen Mondorf haben sich alles andere als geglättet. Im Gegenteil, am Dienstag erreichte die Sportpresse eine Stellungnahme des Ligaverbandes LFL, die durchaus weitere Fragen aufwirft: öffentlich wird darin indirekt Geldgebern („Partner“ wie es im Text heißt) zumindest eine Teilschuld für die scheinbar finanzielle Schieflage nicht nur des FC Swift zugeschustert. Und Schuld seien vor allem aber die Hesperinger Spieler. Es sei ein Erpressungsversuch, den man so nicht tolerieren könne. Deswegen wird den 18 Spielern, die am Sonntag gegen Mondorf auf dem Spielberichtsbogen standen über die Öffentlichkeit mitgeteilt, dass sie im Falle eines angedachten Wechsels in der Winterpause nicht zu einem anderen Verein transferiert werden können, der ebenfalls Mitglied im Ligaverband LFL ist. Mancher Ehrenpromotionär oder ausländische Club dürfte bei eventuell sich bietenden Gelegenheiten die Ohren gespitzt haben!
Oder sollen dadurch nur Nebenkriegsschauplätze eröffnet und Nebelkerzen gezündet werden, um weitere Probleme zu verschleiern? Es halten sich Gerüchte, dass weitere Erstligisten ihren Verpflichtungen Spielern gegenüber nicht nachgekommen seien. Mancher Club aus dem Oberhaus musste in den vergangenen Jahren einen Aderlass hinnehmen. Der offene Umgang mit solchen Situationen würde viel in der Vetrauensbildung helfen, nicht jedoch Unterstellungen, Verweise oder Ausreden. Swift Hesperingen ist selber Mitglied in der LFL. Es stellt sich die Frage, ob der Verein das eingangs erwähnte Presseschreiben in der vorliegenden Form mitgetragen hat, genau wie die vier Zweitligisten, die Teil des Ligaverbandes sind. Namentlich genannte unterzeichnende Vereine bzw. Vereinsvertreter sucht man in der Mitteilung nämlich vergeblich.
Jetzt öffentlich Sündenböcke zu suchen und unter dem Vorwand des Sportsgeistes anzuprangern ist unserer Meinung nach mit Blick auf die beiden ersten Abschnitte dieses Kommentars heuchlerisch. Der luxemburgische Vereinsfußball und vor allem die BGL Ligue haben immer größere Probleme. Wir wollen klar hervorheben, dass nicht alle Vereine daran schuld sind. Manche versuchen mit ihren Bordmitteln ordentlich zu haushalten und damit das Maximum herauszuholen. Diese müssen genau wie die treuen Hesperinger Fans und Ehrenamtler aufgrund der aktuellen Situation fast schon bedauert werden. Der Fußball wird von einigen, wenigen Reichen quasi in Geiselhaft genommen und ist daran leider, z.T. jedenfalls, auch selber schuld.
Wer sich konsequent gegen die Professionalisierung wehrt, bekommt aufgrund rechtlicher Grauzonen dann ein Forfait in der 1.Liga als Quittung vorgelegt. Mit dem Statut des Profisportlers hinken Luxemburg und seine Politik der Zeit hinterher, Satzungsartikel der FLF wie in der Sektion 1-1, Artikel 15-1, die es schlicht verbieten, dass ein luxemburgischer Fußballverein eine Handelsgesellschaft sein darf, helfen dabei auch rein gar nicht („Un club de football ne peut être constitué sous la forme juridique d’une société commerciale“). Hätte Swift Hesperingen nämlich die Möglichkeit gehabt, eine solche zu gründen, würde sich ein jetziger Schaden auf eine solche Gesellschaft begrenzen und den als asbl eingetragenen Verein schützen – diesen Weg gingen vor Jahrzehnten viele ausländische Profivereine.
Dass ausgerechnet der große Hesperinger und ehemalige Düdelinger Geldgeber und scheinbar jetzige Verursacher der Swift-Krise seit Jahren dafür kämpft, dass die Gründung einer solchen Handelsgesellschaft durch Fußballvereine ermöglicht wird, entbehrt zum jetzigen Zeitpunkt nicht einer gewissen Ironie. Denn im Grunde geht es eben auch darum, das haben Sportanwälte nicht erst vor Kurzem bestätigt. Eines ist klar: nachdem im vergangenen Frühjahr gleich vier Vereine aus der BGL Ligue keine UEFA-Lizenz bekamen, darunter auch Hesperingen, kann man nicht sagen, man hätte diese Krise nicht kommen sehen.
Ein „weiter wie bisher“ kann und darf es nicht mehr geben! So lange es keinen Rahmen für Vereine gibt, die allesamt unter dem Statut einer asbl, also einer Non-Profit-Organisation, funktionieren und diese in rechtlichen Grauzonen Blüten treiben können, die nicht nur vereinzelte Clubs sondern den ganzen Fußball – inkl. Jugendausbildung! - in Verruf und Gefahr bringen, so lange wird dieses Treiben nicht aufhören. Die FLF, als demokratische Vertretung aller Fußballvereine, muss jetzt reagieren. Das undurchsichtige Mischmasch von rechtlichen Amateurvereinen, die Profisport anbieten oder schlicht vorgaukeln, ist so nicht mehr zu dulden – dies dürften auch viele Spieler selbst so sehen, Stichwort Rechtssicherheit.
Und dies gilt nicht nur für die BGL Ligue. Frühere und vermutlich auch künftige Beispiele sind in der Ehrenpromotion und 1.Division ebenso zu finden. Wenn in nicht professionellen Ligen professionelle Spieler ihren Beruf ausüben, ihre Miete aber nicht mehr bezahlen oder ihre Familie nicht mehr ernähren können, dann hört der Spaß auf – ein Spaß, der immer öfter der persönlichen Bespaßung einzelner Reicher ähnelt als einem wahren Volkssport, der der Fußball mit über 45.000 Lizenzen eigentlich immer noch ist.
Die Zeit für ein Umdenken hätte spätestens mit der Covid-Pandemie gekommen sein müssen. Doch diese Gelegenheit der Selbstreflexion war schneller verpasst und vergessen als das Virus. Der luxemburgische Fußball sollte wieder zu sich selbst finden. Und dies kann gelingen, wenn man sich an den Vereinen und Personen orientiert, die mit Transparenz und einer klar erkennbaren Linie operieren und denen andere Erfolge „mehr“ Recht geben als kurzfristig „gekaufte“ Titel und wirtschaftliche Vabanquespiele. Denn nichts mag der - in der BGL Ligue immer seltener anzutreffende - Fan weniger als Diskussionen über Geld, Recht und falsche Versprechen!
Anmerkung: Bei diesem Kommentar handelt es sich um eine rein persönliche Meinung des Autors.