So manchen Beobachter der denkwürdigen Pokalschlacht drei Tage zuvor beschlich vor dem „Rückspiel“ im Waldstadion ein bisschen auch ein mulmiges Gefühl: Würden da einige Akteure – aus ihrer Sicht – nun noch offenstehende Rechnungen begleichen wollen? Immerhin waren beim denkwürdigen 2:1-Sieg nach Verlängerung des Mittelrheinligisten FC Wegberg-Beeck bei Landesligist SV Helpenstein die Emotionen übergekocht, da gab es in der äußerst hitzigen Partie vor 350 Zuschauern eine Menge unschöner Szenen. So versuchte der SV einen aussichtsreichen Beecker Konter durch einen zweiten aufs Spielfeld geschossenen Ball zu unterbinden – und zur Krönung biss gar ein Helpensteiner Akteur seinen Gegenspieler.
Das Einlagespiel, eingebettet in den Beecker Familientag zur offiziellen Eröffnung des neuen Kunstrasens, ausgetragen aber auf dem Stadion-Naturrasen, bot nun aber das komplette Kontrastprogramm – und das gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen herrschte zwischen den Kontrahenten Harmonie pur, und zum anderen geriet diese Partie extrem einseitig: Beeck gewann 8:0 (5:0).
Zum entspannten Klima trug wohl auch bei, dass die Trainer im Vergleich zum Pokalfight völlig unterschiedliche Teams aufs Feld schickten. Bei Beeck standen nur vier Akteure beim Anpfiff auf dem Platz, die auch in Wildenrath begonnen hatten, bei Helpenstein gar keiner.
Seine Chance, mal in der Anfangsformation zu stehen, nutzte Nachwuchsmann Timo Agaltsev nachhaltig: Er erzielte in der ersten Halbzeit gleich drei Tore. Die Treffer im Überblick: 1:0 Maurice Heinrichs (12. Minute), 2:0 Agaltsev (19.), 3:0 Yannik Leersmacher (28.), 4:0, 5:0 Agaltsev (32./37.), 6:0 Adrijan Behrami (66., Foulelfmeter), 7:0 Francisco San José (77.), 8:0 Mehmet Yilmaz (79.).
Zugegen war auch Helpensteins Vorsitzender Werner Derichs. Auf Nachfrage nahm er da auch Stellung zu den Vorkommnissen vom Mittwoch: „Zunächst gilt festzuhalten: Es war ein richtig tolles Pokalspiel mit sehr vielen Emotionen, die zu so einem Derby doch auch dazugehören, auch wenn wir als Vereine Kooperationspartner sind. Doch daran denken doch die Spieler auf dem Platz nicht. Dass einige Aktionen unsererseits sicherlich aber drüber waren, ist unstrittig, und die habenwir am Vortag intern auch schon alle aufgearbeitet.“
Zugleich legte Derichs Wert auf die Feststellung, dass das Verhältnis zu Beeck nicht gelitten habe: „Ich habe mich eben mit Beecks Vorsitzendem Marcus Johnen darüber ausgetauscht. Am Ende haben wir uns die Hand gegeben, und damit muss es nun auch gut sein.“ Und Johnen räumte umgekehrt ein, dass auch von Beecker Seite nicht alles in Ordnung gewesen sei: „Wenn unser Keeper kurz vor Ende der regulären Spielzeit für sein Foul knapp außerhalb des Strafraums Rot kriegt, hätten wir uns auch nicht beschweren dürfen.“
Ein Helpensteiner aus der Pokalpartie konnte zwangsläufig nicht mitwirken: Torwart Eric Wille hatte sich am Ende der Verlängerung verletzt, als er von San José umgestoßen worden war. Resultat: Wille ging nun im Waldstadion auf Krücken. „Ich habe entweder einen Haarriss oder eine Prellung in der Ferse, nachdem Francisco mich von hinten heftig geschubst hatte. Und genau deswegen hatte ich mich darüber dann auch so aufgeregt – es war eben total unnötig“, erläuterte der Schlussmann, bis vor einem Jahr selbst noch ein Beecker.
Auch daher habe er sich im Spiel auch permanent als Schlichter betätigt: „Ich habe das gesamte Spiel über versucht, die Jungs aus beiden Lagern zu beruhigen.“ Geglückt ist ihm das freilich nur eingeschränkt – die Emotionen waren an diesem Abend einfach zu groß.