Der FC Penzberg ist wieder in Feierlaune: Nach der Aubing-Pleite konnte sich die Siegert-Elf gegen Haidhausen rehabilitieren.
Penzberg – Bevor sie feierten, rätselten sie alle zusammen. Was war denn nun eigentlich anders gelaufen als in der Woche zuvor, beim 1:11? Je länger sie grübelten, desto mehr breitete sich die Erkenntnis aus: Eigentlich haben die Penzberger Fußballer nichts verändert. Von der Anfahrt bis zum Aufwärmen, ihr Ritus blieb der gleiche. „War ein komplett irres Spiel“, sagte Trainer Josef Siegert.
In der Statistik würde man’s „Ausreißer“ nennen, so gesehen ist der FCP eine Woche später in der Normalität angekommen – und die kommt wieder genießbar daher. Mit einem 4:2-Erfolg bei der SpVgg Haidhausen versöhnte die Mannschaft auf allen Ebenen. Richtig stolz sei er auf seine Mannen, lobte der Coach. Die Reaktion fiel wie „erhofft und gewünscht“ aus. Eine kleine Abweichung gab es dann schon, nämlich die Einstellung, mit der Penzberg auf den Platz trat: „Wir werden uns nicht noch einmal abschlachten lassen.“ So formulierte es Siegert.
Bei der Spurensuche muss man natürlich über den Start sprechen. Der stand im krassen Kontrast zu Aubing und hätte nicht besser ausfallen können. In erster Linie, weil Penzberg einem frühen Gegentor aus dem Weg ging. „Überragend diszipliniert“ sagte der Coach über die erste halbe Stunde. Und das, obwohl er beinahe nichts an der Formation geändert und dieselbe Hintermannschaft aufgeboten hatte.
Lediglich Benedikt Buchner ersetzte den verletzten Franz Fischer im defensiven Mittelfeld, mit Tape am Bein und Schmerzmitteln im Magen. Wie Torwart Baltzer blendete er für 90 Minuten die Schmerzen aus. „Das war die Reaktion: ,Jetzt zeigen wir’s dem Trainer und allen Leuten’“, sagte Siegert.
Dass das Skript des Freitagabends aber auch noch zwei schnelle Tore vorsieht, war nun wahrlich nicht abzuschätzen. Treffer eins – eine Eckenvariante, die deshalb so gut funktioniert, weil sie mit dem Überraschungsmomentum arbeitet. Wer rechnet denn ernsthaft, dass der FCP ausgerechnet seinen kleinsten Spieler beim Kopfball einsetzen will? Siegert junior trat den Ball präzise, Durim Gjocaj köpfte ihn rein.
Keiner beim FC lebt den Fußball mit so viel Emotionen. Trotzdem verschwindet Gjocaj oft hinter den großen Namen der Mannschaft. Vielleicht, weil er ein wenig unscheinbar daherkommt. Vielleicht, weil er nicht zwei Spieler auf zwei Quadratmetern narren kann wie manch anderer.
Dafür hat der Mann eine andere Superkraft: Er ist gemacht für Zeiten wie diese, in denen Alternativen wegbrechen. Gjocaj kann an einem guten Tag jeden ersetzen, er braucht manchmal nur wenige Augenblicke, um heiß zu laufen – und in Haidhausen lief er auf Höchsttemperatur. Das 3:1 schoss er im Konter selbst, beim 4:2 in der Nachspielzeit holte er einen Elfmeter heraus, den Dominik Bacher verwandelte. „Der war bei allen offensiven Aktionen dabei“, lobte sein Coach.
Nur das Tor von Sepp Siegert junior (2:0) blieb als Kunstwerk für sich stehen. Zwei Gegner umdribbelte er und schloss aus 25 Metern ab. „Traumtor“, merkte der Papa an. Bei den Haidhausern sei danach zwar ein Ruck durch die Mannschaft gegangen, aber diesmal begleitete das Glück den FCP bis zum Ende.
Erst landete der Ball am Pfosten, dann hielt Torwart Baltzer einen Nachschuss aus fünf Metern bravourös. Die beiden Anschlusstore von Sebastian Bracher („Absoluter Torjäger und bester Mann“) schafften es nicht, den FCP zu verunsichern. Es blieb beim Sieg und Siegerts Botschaft am Tag danach, quasi als Einstimmung zur eigenen Feier auf Gut Hub. „Heute ist Party angesagt.“ (Andreas Mayr)
SpVgg Haidhausen - FC Penzberg 2:4
Tore: 0:1 (21.) Gjocaj, 0:2 (39.) Siegert, 1:2 (66.) Bracher, 1:3 (80.) Gjocaj, 2:3 (90.+3) Bracher, 2:4 (90.+6) Bacher (Elfmeter). Gelbe Karten: Haidhausen 2, Penzberg 1. Schiedsrichter: Ariane Fichtl. Zuschauer: 100.