Hertha BSC – SC Preußen Münster 1:2
16.Spieltag 2.Bundesliga Saison 2024/2025
Freitag, 13.12.2024 18:30 Uhr
Olympiastadion Berlin
45.767 Zuschauer
Ich hasse unnötigen Stress.
Warum scheinen manche Menschen das zu brauchen?
So wie der S-Bahn-Fahrer, der mich am Donnerstag um sieben Uhr morgens angepampt hat, weil ich aus meinem Thermobecher einen Schluck Kaffee getrunken habe.
Der Vogel hatte Angst, dass sein Zug dreckig wird. Das Ganze endete fast in einer handfesten Schlägerei, ehe der Idiot sich trollte und den Zug in Bewegung setzte.
Und ich meine, das war ein Hertha-Thermobecher. Hertha BSC hatte in den letzten Jahren viel Schrott auf den Markt gebracht, aber dieser Becher ist wirklich hochwertig. Selbst wenn der mir aus der Hand fallen sollte, laufen da höchstens ein paar Tropfen aus.
Daher war mein Verständnis für den Kollegen absolut bei null. Zumal in diesem Zug ungefähr vierzig Personen saßen, die einen Kaffeebecher vom Backstand in der Hand hatten. Also diese Art von Bechern, bei denen schon die Hälfte überschwappt, wenn die S-Bahn etwas zu schnell über eine Weiche fährt.
Die Hälfte meines Donnerstags war also wegen diesem Korinthenkacker gelaufen.
Gegen Mittag hatte ich mich beruhigt, und meine Vorfreude auf den Freitag stieg. Denn dieser sollte nicht nur das Wochenende einleiten, sondern auch drei alte Fußball-Haudegen wieder vereinen.
Nach fünf Jahren des Nichtsehens wollte Lucas mal wieder ein Wochenende in Berlin verbringen. Aufhänger war das Gastspiel der Preußen bei Hertha.
Eigentlich wollte er gegen Mittag mit dem Flixtrain in Berlin einrollen. Aber wieder sollte ein Schienenfahrzeug für Stress sorgen: Das Busunternehmen auf den Gleisen informierte darüber, dass der Zug drei Stunden Verspätung haben würde.
Die Reisegruppe um Lucas musste umplanen, da sie sich nicht sicher war, ob die grüne Lok überhaupt noch rollen würde. Nach einigem Hin und Her einigte man sich auf eine Regio-Tour.
Neun Stunden später war die Reisegruppe aus dem Münsterland in Berlin, und Lucas seilte sich am Bahnhof Spandau ab. Kurz danach sammelten meine Frau und ich ihn ein und holten zusammen den Nachwuchs aus der Kita ab. Abschließend machten sich Papa und Lucas auf den Weg zum Stadion.
Obwohl wir uns jahrelang nicht gesehen hatten, quasselten wir, als hätten wir uns gestern verabschiedet.
Um keinen zeitlichen Stress zu haben, wollten wir die relativ leeren Eingangstore nutzen, um schon ins Stadion zu gehen.
Ich hatte unsere E-Tickets heute Vormittag extra ausgedruckt, aber natürlich neben dem Drucker liegen lassen.
Kein Problem, man kann ja auch einfach mit dem QR-Code vom Handy scannen.
Aber da fing für Lucas schon wieder der Stress an, denn sein Drehkreuz wollte einfach nicht grün werden. Egal, wie er das Display vor den Scanner bewegte – es passierte nichts. Erst als er, nach gefühlten Minuten, das Handy genervt wegzog, öffnete sich das Gate. Um nicht auch ewig auf Einlass zu warten, zog ich mein Handy direkt nach dem Hinhalten weg, und es funktionierte. Kein Stress für mich.
Trotz einer langen Schlange vor dem Stadion-Döner gab es auch dort keinen Stress, denn die gut gelaunten Jungs produzierten die Hammelfleisch-Klappstullen im Akkord. Und ich muss sagen, dass dieser Döner echt lecker war, auch wenn ich 8 € einfach einen Taler zu viel finde.
Während wir noch auf das Erzeugnis des sich drehenden Spießes warteten, gesellte sich Toby zu uns, und die drei Legenden unter den Herthanern waren endlich wieder vereint.
Zusammen erklommen wir den Oberrang und sangen kurze Zeit später inbrünstig „Nur nach Hause“ mit. Es fühlte sich unfassbar schön an, mit zwei langjährigen Weggefährten wieder im Stadion zu stehen und für Hertha zu singen.
Leider verhagelte uns die Mannschaft gehörig das Wiedersehen und spielte eine komplette Grütze zusammen. Weil auch die Preußen keinen guten Ball spielten, attestierten wir dem Match schwere Kost. Mehr noch: Das war ein Rosenkohlauflauf eines Fußballspiels, bei dem Münster nicht zu Unrecht das bessere Ende für sich hatte.
Beide Kurven hatten einen recht guten Auftritt. Am Ende waren die guten 6.000 Preußen-Fans natürlich lauter und lieferten eine beeindruckende Hüpfeinlage mit der Mannschaft.
Wir schauten uns die feiernden Gäste noch ein paar Minuten an, ehe wir uns noch einen Scheidebecher an einer der Buden außerhalb des Stadions gönnten.
Dann ging es ab nach Hause und recht schnell in die Waagerechte, denn der Tag hatte Kraft gekostet.