Nach den Spielabbrüchen im vergangenen Jahr hatte es große Betroffenheit, noch größere Worte und eine Fairplay-Kampagne des Bremer Fußball-Verbandes (BFV) gegeben, in der Spieler zahlreicher Vereine mit ernsten Gesicht in die Kamera blickten und sich gegen Gewalt auf Fußballplätzen ausgesprachen. Der Verbandsschiedsrichterausschuss weigerte sich zeitweise sogar, Schiedsrichter zu bestimmten Partien zu entsenden, aus Sorge um die Sicherheit seiner Unparteiischen. All dies scheint in den Köpfen einiger Menschen noch nicht angekommen zu sein, wie zwei Vorfälle der vergangenen Wochen leider deutlich zeigen.
Der erste Fall ereignete sich am 25. Februar auf der Sportanlage Ihletal. An jenem Sonntagabend hatte der TSV Lesum-Burgdamm III in der 2. Kreisklasse, der niedrigsten Bremer Herrenspielklasse, den All Stars FC II zu Gast. In der 40. Spielminute ereignete sich ein Foulspiel eines Gästespielers an einem Lesumer Akteur, wobei beide Fußballer zu Boden fielen. Die Gäste wollen erkannt haben, wie sich der Lesumer dabei eine schwere Tätlichkeit gegen ihren Mann geleistet habe. Doch der Schiedsrichter sah das anders und lies die aus Sicht der All Stars fällige rote Karte stecken. Daraufhin weigerten sich die Gäste das Spiel fortzusetzen, "aus Sorge um die Gesundheit unserer Spieler", wie All Stars-Vorsitzender Samuel Okoh mitteilte, der auch selbst als Spieler auf dem Platz stand. Der Schiedsrichter brach die Begegnung dann in der 44. Minute beim Stand von 1:1 ab. In der Folge soll es zu heftigen Beleidigungen und Schubsereien durch aufgebrachte All Stars-Spieler und auch einige Zuschauer gegen den Schiedsrichter gekommen sein, weshalb die Lesumer Spieler den Unparteiischen schützen mussten – so steht es zumindest in den Sonderberichten, die der Schiedsrichter und auch der TSV Lesum-Burgdamm nach der Partie verfassten. All Stars-Vorsitzender Okoh widerspricht dieser Darstellung energisch: "Das ist eine Lüge!", gab er gegenüber FuPa Bremen zu Protokoll, "so etwas ist nie passiert. Die meisten unserer Spieler können kaum Deutsch, die kennen all die hässlichen Wörter gar nicht, die da genannt werden." Der Fall liegt nun auf dem Schreibtisch des Sportgerichts, dem nun die wenig beneidenswerte Aufgabe zufällt, dieses Aussage-gegen-Aussage-Wirrwarr zu entknoten.
Der zweite Fall ereignete sich nur wenige Tage später. Am vergangenen Freitag, den 1. März, kam es am späten Abend zu einer größeren Schlägerei auf der Bezirkssportanlage Hemelingen. Zuvor hatte hier Bremen United (die bis vor kurzem noch den Namen FUMS United führten) sein Heimspiel in der Kreisliga B gegen den Bremer SV II absolviert; das Spiel endete 3:3-Unentschieden. Es muss eine recht hitzige Partie gewesen sein: ganze zehn gelbe Karten wurden in den Spielbericht eingetragen, davon neun nach der Halbzeitpause und fünf nach der 75. Minute. Unmittelbar nach Abpfiff kam es noch auf dem Spielfeld zu größeren Auseinandersetzungen. In mehreren auf WhatsApp kursierenden Videos sind Dutzende Personen auf dem Kunstrasenplatz zu sehen, sowohl in Sportkleidung als auch in Alltagsklamotten, die in wild kochenden Rudelbildungen einander anbrüllen, schubsen, schlagen und zu schlagen versuchen – und leider auch, wie ein in blauen Sportsachen gekleideter Spieler einem anderen, am Boden liegenden, grün gekleideten Spieler, aus vollem Lauf gegen den Kopf tritt. Solche Videoclips sollten allerdings mit Vorsicht und nicht vorschnell gedeutet werden, zeigen sie doch nur einen kleinen, manchmal auch selektiven Ausschnitt aus einem größeren Konflikt, der mit Sicherheit nicht erst dann begonnen hat, als der Videoaufzeichner auf Aufnahme gedrückt hat.
Auf Nachfrage wollte der Bremer SV noch keinen detaillierten Kommentar abgeben. Bastian Fritsch, Vorstandsmitglied des Bremer SV und dort zuständig für Marketing und Kommunikation, teilte per E-Mail mit, dem Bremer SV wäre es ausgesprochen wichtig eine wirklich umfassende und fundierte Stellungnahme abzugeben, weshalb man noch etwas Zeit brauche um Informationen zu sammeln und eine gründliche Aufarbeitung durchzuführen. Man habe auch zu allen beteiligten Parteien bereits Kontakt aufgenommen, auch zu Bremen United, unter anderem um mit ihnen an einem gemeinsamen Statement zu arbeiten. Bis zur Veröffentlichung würde man aber noch etwas Zeit benötigen. Fritsch teilte außerdem mit dass bereits "intern gehandelt" wurde, wobei er noch offen ließ, wie diese Handlungen konkret aussehen oder wen genau sie betreffen.
Jan Iqbal, Trainer der zweiten BSV-Herren, teilte mit, dass sein Name zwar im Spielbericht eingetragen sei, er aber wegen einer Mandelentzündung "flach lag", also beim Spiel gar nicht anwesend war. Daher könne er zu den Vorfällen nach Abpfiff auch nichts sagen, außer, dass er tief betroffen und schockiert sei und diese Eskalation auf das Schärfste verurteilt.
Ebenfalls kursierende Gerüchte, nach denen bei diesem Vorfall auch ein Messer involviert gewesen sein soll, konnten bisher weder bestätigt noch widerlegt werden. Keiner der beiden beteiligten Vereine machte hierzu bis jetzt eine Aussage. Die Polizei Bremen hat auf eine entsprechende Presseanfrage von FuPa Bremen vom 4. März bis zur Veröffentlichung dieses Artikels noch nicht reagiert.