The longest time

In dem Song „the longest Time“ von Billy Joel geht es um eine Beziehung, die er bereit ist einzugehen.

Diese Verbindung wäre so stark, dass er sogar noch Musik schreiben könnte, nachdem seine Angebetete ihn verlassen hat, weil er so inspiriert von ihr ist.

Was soll ich sagen? So geht es mir mit Fußball, der Hertha und seit Jahren mit den Ama Zwee. Unsere Beziehung ist zwar nicht vorbei, hat aber letztes Wochenende schon einen kleinen Ehekrach erlebt.

Dabei wurde eine Äußerung von mir eventuell ein bisschen falsch aufgefasst bzw. die falschen Leute fühlten sich auf den Schlips getreten. Ich will hier niemandem schlechte Arbeit unterstellen.

Unterm Strich geht’s hier um die Hertha Ama Zwee und darum, was am besten für die erste Mannschaft des Hertha BSC e.V. ist. Aber – bzw. und – es muss doch möglich sein, die Mannschaft vernünftig auszustatten.

Schau dir mal an, was die Frauen alles haben. Nicht, dass ich es ihnen nicht gönne. Die Damen reißen sich auch den Allerwertesten für unsere Hertha auf.

Aber eben erst seit sehr kurzer Zeit. Die Ama Zwee tragen seit über 30 Jahren die Fahne über die Sportplätze unserer Stadt. Warum bekommen sie dann nicht mindestens das, was die Damen bekommen? Selbst der Kollege mit der Dashcam, der bei Spielen der Profis immer umher rennt, berichtet regelmäßig von den Frauen, war aber noch nie bei den Ama Zwee.

Ich finde es okay, dass unsere Spieler kein Geld bekommen. Immerhin erwirtschaften sie auch nichts, und generell bin ich ein absoluter Gegner von Spielergehältern unterhalb der Verbandsliga.

Aber wenigstens vernünftig ausgestattet wollen sie sein. Ich kann verstehen, dass es frustrierend sein muss, wenn Spieler ein kurzes Intermezzo bei den Ama Zwee absolvieren, keine Leistung bringen, aber Klamotten klauen. Vielleicht können wir es machen wie die Reserve von Lok Leipzig: Die müssen sich ihre Klamotten selbst kaufen, bekommen die Sachen von Lok aber 50 % günstiger. Was würde das im Falle der Ama Zwee bedeuten?

Heim- und Auswärtstrikot: 200 €
Shorts Heim und Auswärts zusammen: 80 €
Trainingsjacke: 65 €
Trainingshose: 60 €
Polo-Shirt: 29 €
Winterjacke: 90 €
Sporttasche: ca. 60 €

Das wären etwa 590 €.

Die Preise sind die Verkaufspreise aus dem Fanshop.

Wenn Hertha BSC das Ganze zum Einkaufspreis abgeben würde, könnte sich das eigentlich jeder Kicker leisten und könnte seine Sachen behalten, wenn er den Verein verlässt.

Oder er verkauft das Zeug dann halt an einen Mitspieler. Die Jungs könnten sich ihre Namen auf ihre Trikots flocken lassen und hätten feste Nummern. Wenn dann noch jeder ein paar Groschen extra dazu packt, könnten Teilzeitassi, Anzeigenhauptmeister und Kutten-König auch ihre Jacken bekommen – und alles wäre schnicke… oder gehe ich da zu naiv an die Sache heran?

Aber das ist alles Zukunftsmusik. Heute ging es darum, den Bock nach zwei hohen Pleiten in Folge wieder umzustoßen. Natürlich keine leichte Aufgabe bei den ganzen gesperrten Spielern und gegen eine gut eingespielte Truppe.

Erwartet, eine Stunde zu früh (danke, du dämliche Zeitumstellung), stellte der Lütte auf Tag-Modus um. Durch diesen hausgemachten Jetlag wäre ich fast eine Stunde zu früh losgefahren. Am Ende waren es 15 Minuten zu spät. Trotzdem erreichte ich die Lüderitz mit gutem Puffer und hatte noch viel Zeit, alles aufzubauen.

Mit Respekt vor Polonia, aber viel Zuversicht erlebten wir den Anpfiff.
Und dann verpufften alle guten Hoffnungen nach weniger als 360 Sekunden. Die Ama Zwee fingen sich zwei mehr als vermeidbare Treffer und mussten früh einem Rückstand hinterherlaufen.

Im Grunde machten sie das gar nicht schlecht, aber Polonia konnte sich die Ama Zwee natürlich zurechtlegen und kam kurz vor der Pause noch zum 0:3.

Wir hatten das Spiel bereits abgeschrieben, als Sascha einen Ball mustergültig annahm und zum 1:3 vollendete. Und es waren noch gute 35 Minuten zu spielen.

Nach etwas mehr als einer Stunde bekam Polonia die Ampelkarte und Hertha die zweite Luft. Kurze Zeit später gab es einen Strafstoß für Hertha, den Kapitän Justin sicher verwandelte. Die Ama Zwee rannten nun an, aber die Gäste mauerten erfolgreich, und am Ende waren drei Gegentore dann mindestens eines zu viel.

Als ich nach dem Spiel am Abbauen war, fiel mir der Ball auf, der genau in einer Astgabel auf einem Baum hinter der Seitenauslinie lag.

Er muss während des Spiels dort gelandet sein und steckte bombenfest in mehreren Metern Höhe.

Ich versuchte ihn durch Schütteln des Baumes herunterzubekommen, aber er bewegte sich kein Stück. Ich gab das Unterfangen auf und dachte bei mir, dass die Punkte für die Ama Zwee heute nicht so unerreichbar waren wie dieser Ball.

Ich hatte noch ein wenig Zeit, bis der Hobby-Joby mich in die Berlin-Liga rief, daher bolzte ich noch ein bisschen mit dem Duo von „Mit Papa on Tour“ und quatschte ein bisschen mit Krys.

Ihn hatte ich im Sommer 2023 kennengelernt, als die Ama Zwee bei seinem Verein (KS Zieloni Lubiechnia Wielka) zu Gast waren und wir dort vorzüglich verpflegt wurden. Da er auch gute Kontakte zu Polonia Berlin hat, war er mit einem Mannschaftskollegen für dieses Spiel nach Berlin gereist und plant schon das nächste Highlight für den Beginn der Rückrunde. Stay tuned…

Dann brach ich auf. Als ich mich hinter das Lenkrad setzte, seufzte ich: Ach, Ama Zwee, ich bin immer noch so inspired by you...

Ha Ho He Amateure Zwee

der Kutten König