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Was als Fan des MSV Duisburg begann, hat inzwsichen für Thorben Albrecht weite Kreise gezogen.
Was als Fan des MSV Duisburg begann, hat inzwsichen für Thorben Albrecht weite Kreise gezogen. – Foto: Arno Wirths

Thorben Albrecht: Vom Fan zum Podcaster und Kommentator

Anfang 2024 war der Viersener Thorben Albrecht lediglich ein Fan des MSV Duisburg. Dann wurde er beinahe Marketingvorstand des Vereins, plaudert inzwischen mit Bundesliga-Akteuren im Podcast und kommentiert professionell Fußballspiele.

Das Leben hat es in den vergangenen zwölf Monaten gut mit Thorben Albrecht gemeint. Zumindest würde er das wohl selbst behaupten. Und wer eine ausgeprägte Leidenschaft für den Fußball besitzt, dürfte ähnlicher Ansicht sein. Bis vor einem Jahr war der Viersener ein engagierter Fußball-Anhänger, der die Spiele seines MSV Duisburg besuchte und in Fan-Foren eifrig als Marketingzebra92 kommentierte.

Und eigentlich war nicht vorgesehen, daran etwas zu ändern. Doch manchmal hält das Leben unerwartete Entwicklungen bereit; im Fall von Albrecht halfen einige glückliche Zufälle nach. So wäre er im vergangenen Jahr beinahe Marketingvorstand des MSV Duisburg geworden, spricht inzwischen als Podcaster mit vielen ehemaligen und aktuellen Fußball-Größen und kommentiert für einen professionellen Streaming-Anbieter Fußballspiele. So ganz glauben kann er das selbst noch alles nicht. Aber der Reihe nach.

Wortmeldung löst überraschende Entwicklung aus

Wenn man so will, hat eine einfache Wortmeldung alles in Gang gebracht. Der 32-Jährige begleitet den MSV Duisburg seit der Kindheit. Entsprechend bewegte auch ihn der sportliche Niedergang des Vereins in den vergangenen Jahren. Im Februar 2024 nahm Albrecht daher an einem öffentlichen Gesprächsformat des Vereins teil, ergriff das Wort und wollte Antworten vom damaligen MSV-Präsidenten Ingo Wald. Albrecht ist von Beruf Marketingmanager – und sah in dieser Hinsicht in der Außendarstellung des Vereins einiges im Argen. Nach der Veranstaltung unterhielten sich Wald und Albrecht noch rund eine Stunde über den MSV, tauschten ihre Handynummern aus und blieben in Kontakt.

Als der Verein im Sommer 2025 auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung dann einen neuen Vorstand suchte, stand auf einmal auch Albrecht für den Bereich Marketing auf der Auswahlliste. Sein Interesse war eher als Witz gemeint, sagt Albrecht, zog jedoch ernsthafte Gedanken nach sich. Im sogenannten Team „Tradition. Gestalt. Zukunft“ sah man ihn für fähig dazu. Also befand sich Albrecht im Team des bisherigen Präsidenten Wald plötzlich im Wahlkampf. „Das war überhaupt nicht so geplant und nicht so gedacht. Wahlkampf war ein neuer Bereich für mich, den ich auch nicht jedem empfehlen kann“, sagt Albrecht rückblickend lachend.

Diverse Veranstaltungen, Mitgliedergespräche und Medienrunden waren die Folge. Gewählt wurde jedoch ein anderes Vorstandsteam. Das Ganze hatte für Albrecht trotzdem etwas Gutes: Er lernte bei einem der vielen Termine Michael Höfken kennen, der einen MSV-Podcast und als weiteres Format den Wimpeltausch betreibt. Albrecht blieb auch mit ihm in Kontakt und bekam irgendwann die Nachricht: „Hey, lass doch mal eine Folge zusammen aufnehmen.“

Prominente Fußballer im Podcast

Im Podcast Wimpeltausch diskutieren Höfken und seine vier Mitstreiter über alles, was den deutschen und den internationalen Fußball bewegt. Außerdem sind dort regelmäßig bekannte Namen aus dem Fußball zu Gast – in der Vergangenheit bereits Peter Neururer, Steffi Jones oder Erik Meijer. 91 Folgen sind seit 2020 erschienen. Im August 2024 war Albrecht erstmals Teil des Podcast-Teams. Titel: „Die beste 11 der Bundesliga 2024/25“.

Lampenfieber? Nein, sagt Albrecht. „Ich habe vor wenigen Sachen wirklich Angst oder bin nervös. Ich probiere es einfach. Wenn es klappt, gut, wenn nicht, stirbst du nicht davon. Das ist natürlich eine sehr einfache Sichtweise, aber mir hilft es.“

In 14 weiteren Folgen hat er seitdem mitgewirkt und dabei mit Ex-Manager Michael Reschke über Pep Guardiola oder mit Schiedsrichter Sascha Stegemann über den VAR gesprochen – Situationen, die vor einem Jahr für ihn noch undenkbar waren. Vor allem Podcast-Kollege Michael Höfken sei ihm dabei eine große Hilfe gewesen, mit dem er meistens die Folgen moderiert. „Er ist sehr erfahren und hat mich durch die ersten Gespräche geleitet. Er ist mehr der Entertainer und ich bin das komplette Gegenteil, da ich etwas ruhiger, sachlicher und analytischer bin – deswegen passt die Kombination sehr gut“, sagt Albrecht.

Wimpeltausch soll laut Albrecht eine fünfstellige Hörerzahl haben. Michael Reschke gewann er über das Portal Linkedin für den Podcast. Inzwischen kommen aber auch Berateragenturen selbst auf den Podcast zu, um Gesprächspartner anzubieten. Entsprechend hat Albrecht mittlerweile ein Telefonbuch, mit dem er auf jeder Party angeben könnte. Der letzte Gast war der Augsburger Bundesliga-Profi Cédric Zesiger. Nebeneffekt für Albrecht: „Man geht ins Stadion und auf einmal wird man angesprochen von Leuten: Bist du nicht der Thorben? Es ist ein komplett neuer Kosmos für mich und immer noch sehr unwirklich.“

All das führte im Februar dieses Jahres dazu, dass Albrecht nun ebenfalls Fußball-Kommentator ist. Über ein Fan-Portal knüpfte er Kontakte zum Livestreaming-Anbieter Leagues, erzählte von seinen Podcast-Erfahrungen – und bekam das Angebot, mal ein Spiel zu kommentieren. Leagues überträgt unter anderem die Spiele der Regionalliga-West. Sein Debüt gab Albrecht am 23. Februar mit der Partie Schalke 04 II gegen Köln II – im alten Parkstadion.

Kommentatoren-Erfahrung hatte Albrecht zwar keine, er sagt aber: „Die vierte Liga verzeiht vielleicht den einen oder anderen Fehler mehr, als wenn es jetzt direkt das große Publikum auf Sky wäre.“ Für Albrecht ist es ein „Learning by Doing“. Er bekam einen Monat später beim Duell zwischen dem KFC Uerdingen und Köln II einen weiteren Einsatz.

Und weil Albrecht Kölns Reserve nun häufiger begleitete, darf er am kommenden Wochenende auch das Spiel gegen den MSV Duisburg kommentieren – ein mögliches Aufstiegsspiel für Duisburg. Quasi der Ritterschlag für Albrecht, immerhin ist Duisburg die zuschauerstärkste Nummer in der Liga. Und als MSV-Anhänger ist die Partie ohnehin ein Traum für ihn. Um seine Fangefühle macht sich Albrecht beim Kommentieren derweil keine Sorge: „Ich bin ja eher der analytische Typ.“

Wohin das alles noch führen soll? Albrecht ist da zurückhaltend. Schließlich machen drei Spiel-Kommentare noch keine Karriere aus – zumal er ohne Vorerfahrung auf dem Gebiet ist. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemals meine Haupttätigkeit wird - dazu bin ich einfach zu gerne im Marketing“, sagt Albrecht. Bislang lasse sich alles optimal mit seinem Job vereinbaren, da seine Fußball-Einsätze am Wochenende sind. Albrecht fügt aber auch an: „Vor einem Jahr hätte ich nicht für möglich gehalten, was jetzt alles passiert ist. Daher schauen wir mal, was noch alles kommt.“

Aufrufe: 020.4.2025, 16:00 Uhr
Daniel BrickweddeAutor