2025-05-08T14:07:29.590Z 1746729747824

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B-Jugend des DJK Pasing.
B-Jugend des DJK Pasing. – Foto: DJK Pasing

Trainingslager in der Türkei gebucht: Münchner Fußballverein verliert bei Abzocke 7000 Euro

Storno-Nachricht

Ein Fußballverein aus Pasing bucht ein Trainingslager für seine Jugendmannschaft. Dann sind 7000 Euro weg und auch andere Vereine werfen dem Anbieter Abzocke vor.

München – Es sollte ein einmaliges Erlebnis werden für die jungen Fußballer der DJK Pasing aus München: ein Trainingslager in der Türkei. „Die Jungs freuen sich seit dem Sommer darauf“, erzählt Roberto Kuri, Jugendleiter des Vereins. Ende Februar hätte die Reise für 22 Spieler und vier Betreuer losgehen sollen. Mitte Januar, wenige Wochen vor Abreise, dann der doppelte Schock: Der Anbieter, eine Firma namens Matchday, storniert die Reise. Und behält 7000 Euro, die der Verein bereits gezahlt hatte, ein.

Der Pasinger Verein habe eine zweite Zahlung – nochmals 7000 Euro – nicht fristgerecht geleistet, heißt es. Kuri sagt: Kurz vor der Zahlungsfrist habe Matchday den Verein angewiesen, auf eine Zahlungsaufforderung per E-Mail zu warten. Vorher solle kein Geld überwiesen werden. Der Verein wartete, doch eine E-Mail mit Zahlungsaufforderung kam nie. Dafür die Stornierung, wenige Wochen vor der geplanten Abreise.

„Das ist eine Situation, die wir noch nie hatten“, sagt Kuri. Der 44-jährige ist seit über 20 Jahren im Fußball aktiv und hat schon viele Trainingslager organisiert. Er gibt zu, dass es etwas naiv gewesen sei, das Geld an eine türkische Bankverbindung zu überweisen und viele Absprachen mit dem Anbieter nur telefonisch zu treffen. Kuri sagt aber auch: „Es ist uns nicht peinlich, wir sehen uns als Geschädigte.“

Auch andere Vereine werfen dem Anbieter Abzocke vor

Gebucht hatte der Verein die Option „Glückshotel Türkei“ über die Internetseite des Anbieters (fussball-trainingslager.de). Im Paket enthalten: All-inclusive-Versorgung, tägliche Nutzung des Fußballplatzes, außerdem Fitnessstudio und Schwimmbad im Hotel. Was Kuri und sein Verein zum Zeitpunkt der Buchung nicht wussten: Andere Vereine, darunter der TuS Osdorf aus Hamburg, der S.V. Dettingen aus Baden-Württemberg und der S.K. Rum aus Tirol, werfen Matchday bereits Abzocke vor.

Alle berichten Ähnliches wie der Verein aus Pasing. Sie buchten Trainingslager, zahlten bis zu 19 000 Euro an Matchday – und bekamen kurz vor Reisebeginn die Storno-Nachricht. Anschließend habe der Anbieter angegeben, die erhaltenen Zahlungen der Vereine an die jeweiligen Partner vor Ort weitergeleitet zu haben und sich um eine Rücküberweisung zu bemühen. Auf diesen Vorgang seien sie immer wieder vertröstet worden, schildern die Vereine.

Es geht um viel Geld: Ein Hamburger Verein blieb auf 17 000 Euro sitzen

Der Dettinger und der Tiroler Verein hatten Glück: Sie bekamen ihr Geld von der R&V-Versicherung zurück. Die Reiseversicherung der R&V war allerdings nur bis zum 20. Juni 2023 aktiv – dann kündigte die Versicherung die Zusammenarbeit mit Matchday, „wegen Zahlungsunfähigkeit“ des Anbieters, wie eine Sprecherin der R&V bestätigte.

Heißt: Vereine, die ihre Reise nach dem 20. Juni 2023 bei Matchday gebucht haben und von kurzfristigen Stornierungen betroffen waren, können ihr Geld nicht von der Versicherung zurückverlangen. Das trifft auf die DJK Pasing und den Hamburger Verein zu. Beide warten bis heute auf ihr Geld, bei den Hamburgern geht es um 17 000 Euro.

Der Anbieter Matchday sagt, bei Ihnen laufe alles rechtmäßig ab

In einer schriftlichen Stellungnahme teilte Matchday mit, „dass es sich bei den angesprochenen Fällen um Vorgänge handelt, die auf vertraglich festgelegten und klar kommunizierten Bedingungen basieren“. In einem Fall sei die vertraglich vereinbarte Restzahlung nicht fristgerecht geleistet worden, in einem weiteren die „vertraglich vereinbarte und gesetzlich vorgeschriebene Reiseteilnehmerliste nicht fristgerecht eingereicht“ worden. Daher sei es „zu einer kostenpflichtigen Stornierung gemäß den Vertragsbedingungen“ gekommen.

Nun geht es bei den stornierten Reisen nicht nur um viel Geld, sondern auch um enttäuschte Kinder und Jugendliche, die sich auf ein einmaliges Erlebnis freuten. „Wir wussten gar nicht, wie wir das den Kindern und ihren Eltern erklären sollen“, sagt Roberto Kuri über die kurzfristige Absage. Viele Familien hätten es sich nicht leisten können, erneut für ein Trainingslager zu bezahlen.

Roberto Kuri, Jugendleiter des DJK Pasing.
Roberto Kuri, Jugendleiter des DJK Pasing. – Foto: Roberto Kuri

Immerhin: Der DJK Pasing ist es gelungen, in Windeseile eine neue Reise zu organisieren und zu finanzieren, unter anderem mit Spenden aus einer Gofundme-Kampagne. Statt in die Türkei ging es für die B-Jugend-Spieler Ende Februar ins Trainingslager nach Kroatien. „Das war unser Hauptziel, dass es ein unvergessliches Erlebnis wird, das die Mannschaft zusammenschweißt“, sagt Kuri.

Abgezockt wurden zuletzt auch zahlreiche Mieter in München: Ein Betrüger gab sich als Wohnungsbesitzer aus und brachte mindestens 18 Mieter um mehr als hunderttausend Euro.

Aufrufe: 010.3.2025, 16:54 Uhr
Lea SchützAutor