2025-05-08T14:07:29.590Z 1746743861819

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Werner Lorant prägte die Löwen.
Werner Lorant prägte die Löwen. – Foto: IMAGO/Ulrich Wagner

Trauer um Löwen-Legende Werner „Beinhart“ Lorant – kultig, kauzig und als Typ einmalig

TZ-Kommentar zu Werner Lorant

Der TSV 1860 München trauert um Vereinslegende Werner Lorant, der die Löwen in der Vergangenheit maßgeblich prägte und bis zuletzt noch immer präsent war.

Sieben Siege aus neun Spielen – diese Serie hätte auch ihm imponiert. Genauso wie der Fußball, den der TSV 1860 in diesem Frühjahr auf den Rasen bringt: kraftvoll, energiegeladen und vor allem erfolgreich. Endlich spielen die Löwen so, dass auch der strenge Werner Lorant nicht mehr angewidert die schneeweiße Bürstenmähne schütteln müsste.

Die Sechzger auf den Spuren ihres Altmeisters, seit Ostermontag auch noch wiedervereint mit Kevin Volland, einem kernigen Ex-Nationalstürmer, wie ihn Lorant geliebt hätte. Eine Tragödie, dass er ausgerechnet jetzt von dieser Welt gegangen ist. Er, einer der größten Trainer, den die Löwen je hatten – und mit Sicherheit ihr härtester Kritiker.

Werner Lorant führte den TSV 1860 bis in die Bundesliga

Mit Werner „Beinhart“ Lorant erlebten die Löwen ihr großartigstes Jahrzehnt seit den Goldenen Sechzigerjahren, die den Mythos des Giesinger Arbeitervereins begründet haben. Die Eckdaten seiner Erfolgsära sind jedem kleinen Löwen-Fan bekannt: Durchmarsch von der Bayern- bis in die Bundesliga (hatte vorher kein Verein geschafft), zusammen mit dem kongenialen Patron Wildmoser Strukturen für ein komplettes Jahrzehnt im Oberhaus geschaffen, mehrmals auch mit 1860 auf internationaler Bühne vertreten gewesen, der Höhepunkt im Sommer 2000: Champions-League-Quali gegen Leeds. Wer weiß, wie die Story weitergegangen wäre, hätte Häßler bei seinem Freistoß im Rückspiel nicht ein paar Zentimeter zu hoch gezielt.

So aber begann ein schleichender, gefühlt unaufhaltsamer Abstieg. 2001 wurde Lorant bei 1860 vor die Tür gesetzt. Nach einer Derbypleite gegen die Bayern (1:5), die er zuvor zweimal in Folge besiegt hatte. Besser wurde danach nichts mehr. Auch nicht mehr im Leben von Werner Beinhart, der zudem als Typ für bundesweite Schlagzeilen gesorgt hatte.

Krönen die Löwen die Saison für Werner Lorant?

Lorant & Wildmoser – zwei Originale, die es heute, in der politisch korrekten Hochglanzfußballwelt, nicht mehr geben würde. Und leider auch nicht die Glücksmomente, die das hemdsärmelige Duo dem davor und danach leidenden Löwen-Anhang beschert hatte. Obwohl es für 1860 jetzt wieder besser läuft in der 3. Liga – Lorant empfand alles, was nach ihm kam, als unwürdig für einen Verein wie Sechzig.

Was zur aktuellen Tabelle führt, in der sich die Löwen mit einem Frühjahrssprint nach vorne gearbeitet haben. Geht da noch was auf der Zielgeraden? Die Löwen sind es ihrem legendären Trainer schuldig, alles dafür zu tun, ein ähnliches Husarenstück zu schaffen wie er einst mit dem historischen Durchmarsch. Ohne den Fußballgott, das ist allen klar, lässt sich das Wunder nicht vollbringen, aber in der romantischen Vorstellung der 1860-Fans sitzt jetzt einer über den Wolken, der die Dinge in ihrem Sinne regeln kann. Und wehe, es läuft anders: Das Donnerwetter, das dann „oben“ droht, würde wahrscheinlich sogar Aloisius, den Original-Münchner im Himmel, erblassen lassen.

Aufrufe: 022.4.2025, 05:29 Uhr
Uli KellnerAutor