Wenn ein Torhüter in der letzten Minute des Spiels plötzlich mit in den gegnerischen Strafraum läuft, spielt auch immer die Fantasie mit – die Vorstellung vom großen Moment, nun als Torwart einen entscheidenden Treffer zu erzielen. Die Realität ist allerdings, dass es meist eine erfolglose Verzweiflungstat bleibt. Schließlich gab es auch in der langen Geschichte der Bundesliga mit Jens Lehmann, Frank Rost und Marwin Hitz erst drei Torhüter, die aus dem Spiel heraus einen Treffer erzielten.
Entsprechend perplex war am Donnerstagabend dann auch Arda Akkas, dass ihm ein Tor gelang – in der vierten Minute der Nachspielzeit. „Das ist schwer zu realisieren. Ich war überfordert und habe mich einfach unheimlich gefreut“, so der 27-jährige Schlussmann von Türkiyemspor.
Zuvor stand es 2:1 für den SC Rheindahlen, der mit einem Sieg Türkiyemspor in der Tabelle überholt und auf Platz zwei geschoben hätte, der womöglich zum Aufstieg in die Bezirksliga reicht. „Der Schiedsrichter hat vier Minuten Nachspielzeit gegeben, dann dachte ich: Ich gehe mit nach vorne, es gibt ja nichts mehr zu verlieren“, so Akkas. Für Türkiyemspor gab es noch einen Eckball, Akkas spekulierte auf einen Ball am ersten Pfosten. „Der Ball kam erst zu kurz, da hatte ich mich bereits geärgert. Aber der Verteidiger konnte nicht richtig klären. Ich kam an den Ball – und dann war der Ball irgendwie im Tor“, sagt Akkas. Genauer kann er sich an den Treffer nicht erinnern. Zu schnell lief alles ab, zu viel Adrenalin war in der Aktion dabei.
Wer das Video des Treffers sieht, kann Akkas derweil gewisse Torinstinkte nicht absprechen. Immerhin geht er konsequent auf den ersten Pfosten und bugsiert den Ball – wenn auch nicht technisch brillant – aus spitzem Winkel ins Netz. Beim darauffolgenden Jubel bekam auch nicht jeder seiner Mitspieler sofort mit, dass ausgerechnet er den wichtigen Treffer erzielt hatte. Erstin der Kabine gab es den einen oder anderen Spruch, auch vom Trainerteam, das mit der Chancenverwertung im Spiel haderte – und dann auf den Torwart als Torschützen angewiesen war.
In der A-Jugend habe er mal ein Elfmetertor erzielt, berichtet Akkas. Aus dem Spiel heraus war es jedoch seine Premiere. Für Türkiyemspor bedeutete der späte Ausgleichstreffer zum 2:2, dass man in der Tabelle weiterhin einen Punkt Vorsprung auf Rheindahlen hat. Zwischen beiden Teams dürfte es trotzdem bis zum Saisonende ein enger Zweikampf um den zweiten Aufstiegsplatz werden.
„Den Punkt nehmen wir mit. Wir sind immer noch Zweiter, müssen aber jetzt weiter Gas geben. Es hängt nun von uns ab“, sagt Trainer Cafer Kapkara. Allerdings stehen mit den Partien zu Hause gegen die Sportfreunde Neersbroich und den SV Lürrip noch zwei potenzielle Stolperfallen bereit. „Wir haben vermutlich das schwierigere Restprogramm als Rheindahlen. Ich bin aber optimistisch. Vor zwei Jahren haben wir es auch trotz schwierigen Restprogramms geschafft“, sagt Akkas. Damals feierte Türkiyemspor den Bezirksliga-Aufstieg am letzten Spieltag durch ein 2:2-Remis bei Verfolger Odenkirchen.