Schiedsrichterin Fabienne Michel wird von Essen-Fans übel beleidigt. Hachings Kapitän Markus Schwabl reagiert deutlich auf die Entgleisungen.
Unterhaching – Sexismus im Fußball ist nicht wegzudiskutieren – auch wenn er oft unter den Tisch gekehrt wird. Jüngstes trauriges Beispiel: Das Drittligaspiel SC Verl gegen Rot-Weiss Essen (3:0) vergangenes Wochenende. Das Spiel wurde geleitet von Fabienne Michel, Deutschlands bester Schiedsrichterin. Dass eine Frau ihren RWE pfeift, passte wohl nicht ins Weltbild einiger Essen-Anhänger. Nicht anders sind die widerlichen sexistischen Gesänge zu erklären, die aus dem Gästeblock schallten.
Auffällig: Die Gesänge gegen Michel erklingen zu einem Zeitpunkt, an dem sich Essen auf der Verliererstraße befindet. Frustbewältigung der nieveaulosen Art. Los ging es zu Beginn der zweiten Halbzeit. Als Michel dem Essener Dominik Martinovic die Gelbe Karte zeigt, entwickeln sich die üblichen „Schieber, Schieber!“-Rufe schnell in „Hu**, Hu**“-Beleidigungen. Die Wut der Essener hatte sich aufgebaut, da Michel zweimal im Spiel einem RWE-Akteur im Weg gestanden hatte.
In der Schlussphase nimmt ein WDR-Reporterteam auf, wie die Gästekurve weiter sexistische Gesänge in Richtung der 30-Jährigen abgibt. Die genaue Wortwahl ist definitiv nicht zitierfähig.
Konsequenzen? Erstmal keine. Der Schiedsrichterbeauftragte wies zwar nach der Partie auf die Schmähgesänge hin, in der Nachbesprechung mit Michel wurden diese allerdings nicht thematisiert. Mittlerweile untersuchen der SC Verl und die DFB Schiri GmbH die Vorfälle, von RWE gab es keine Reaktion.
Auch die Tagesschau beschäftigt sich mit dem Eklat, berichtet auf ihrer Instagram-Seite darüber. Markus Schwabl, Kapitän und Sportdirektor der SpVgg Unterhaching, kommentiert den Beitrag: „Ohne Worte, top Schiedsrichterin!“ Dazu postet er noch ein Smiley, das sich übergibt. Als einige User darunter erklären, dass Michel im betroffenen Spiel durchaus Fehler unterlaufen seien, will Schwabl das nicht so stehen lassen, wird deutlich:
„Klar macht sie auch Fehler, wie alle anderen Schiris und alle Spieler! Ich persönlich finde ihre Spielleitung und den Umgang mit den Spielern gut.“
Markus Schwalb stärkt Fabienne Michel den Rücken.
„Zu den Beleidigungen fehlen mir tatsächlich die Worte und haben nichts mit ihrer grundsätzlichen Leistung zu tun, die ich (aus eigener Erfahrung) top finde! Klar macht sie auch Fehler, wie alle anderen Schiris und alle Spieler! Ich persönlich finde ihre Spielleitung und den Umgang mit den Spielern gut.“ Auch der MagentaSport-Account reagiert: „Traurig. Ganz egal, ob sie „Fehler“ gemacht hat oder nicht: Für Hass und Hetze sollte kein Platz sein.“
Michel hat eine steile Karriere beim DFB hingelegt, ist seit 2022 FIFA-Schiedsrichterin und die amtierende DFB-Schiedsrichterin des Jahres. Seit vergangenem Jahr leitet die Studentin auch Spiele in der 3. Liga der Männer. DFB-Schiedsrichterchef Knut Kircher: „Ich denke schon, dass bald die nächste Frau in der ersten Liga pfeifen wird.“