Willi Kehrberg hatte da so eine Vorahnung: Der Trainer der VSF Amern wusste bereits Anfang September, als sein Team stockend in die Saison gestartet war, dass sich diese schwierige Phase bis weit in den Oktober ziehen könnte. Fünf Spiele und nur zwei Punkte später kann man hinter diese These nun definitiv einen Haken setzen.
„Wir haben ungewöhnlich viel Unruhe im Kader, weil ständig Leute fehlen – beruflich, aber hauptsächlich wegen Urlaub. Uns fehlen regelmäßig drei, vier Leute. Wenn einer wiederkommt, fehlt der nächste“, erklärt Kehrberg, der durch die Umstände vor allem in der Trainingsarbeit Probleme sieht: „Da bleibt das Trainingsprogramm auf der Strecke. Darunter leiden die Form und der Rhythmus.“
Diese Probleme lassen sich genau so in der Tabelle ablesen: Mit nur sechs Punkten nach neun Spielen haben sich die VSF durchaus in eine unangenehme Lage befördert. Nur der 1. FC Viersen, Victoria Mennrath und Fortuna Dilkrath stehen aktuell noch schlechter da. „Das ist viel zu wenig. Wir sind überhaupt noch nicht richtig in die Saison reingekommen“, betont Trainer Kehrberg. In dieser Saison ist es bisher keine Seltenheit, dass Spieler im Grunde direkt aus dem Urlaub in die Startelf gerückt sind. „Man hat keine Zeit, sich einzuspielen und muss sofort abliefern – und so spielen wir auch. Wir haben überhaupt keine richtige Struktur auf dem Platz und sind nicht in der Lage, das umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben“, stellt der 62-Jährige klar.
Für das Spiel gegen den 1. FC Viersen am vergangenen Sonntag hatte sich Kehrberg mit seinem Trainerkollegen Dennis Homann einen speziellen Plan zurechtgelegt, um dem Team Sicherheit zu geben. „Wir haben zu einem großen Prozentsatz auf die zurückgegriffen, die im vergangenen Jahr immer gespielt haben. Also Innenverteidigerpärchen, die sich kannten, Pärchen auf den Außenbahnen – Jungs, die schon zusammengespielt haben“, erklärt Kehrberg. Aber auch das brachte nicht die erhoffte Sicherheit: Die ebenfalls krisengebeutelten Viersener führten zur Pause 2:0. Nur weil der Rückstand zum Pausenpfiff noch nicht höher war, konnte sich Amern zurück ins Spiel kämpfen und glich nach einem ordentlichen zweiten Durchgang immerhin noch auf 2:2 aus. „Das Wichtige war nicht, dass wir einen Punkt bekommen haben, sondern dass Viersen nicht die drei Punkte bekommen hat“, betont der Trainer. Das ergibt Sinn: Schließlich wäre der Konkurrenz sonst an der Tabelle an Amern vorbeigezogen.
In den kommenden Wochen ist personell Besserung in Sicht. Zu denken, dass die Ergebnisse dadurch automatisch wiederkommen, wäre aber naiv. Entscheidend könnte das Besinnen auf die „Basics“ neben den eigentlichen Stärken der Mannschaft sein. „In den letzten Jahren hat uns immer ausgezeichnet, vernünftig Fußball zu spielen – unsere DNA ist, nach vorne zu spielen. Aktuell geht dieser Schuss nach hinten los, wenn man sich unsere Tordifferenz anguckt“, sagt Kehrberg, dessen Mannschaft sich schon 28 Gegentore gefangen hat.
„Wir sollten schauen, dass wir hinten vernünftig stehen, ohne dass wir uns hinten reinstellen. Das können wir auch nicht. Wir wollen schon nach vorne spielen – wir müssen die Balance aber hinkriegen. Wir haben kein Timing, die Mannschaftsteile stehen zu weit auseinander“, analysiert Kehrberg, der bereits seit 2017 in Amern an der Seitenlinie steht.
Das ursprüngliche Ziel, nämlich die obere Tabellenhälfte zu erreichen, ist nicht komplett von der Agenda gestrichen, auf der Prioritätenliste zunächst aber hinter das Entfernen aus der Abstiegszone gerutscht. „Wir laufen der Musik jetzt schon hinterher. Im Bewusstsein, dass es in dieser Liga immer schnell gehen kann: Zwei Siege und man macht schon einen Schritt in der Tabelle – die kriegen wir aber aktuell nicht hin. Diese Bilanz ist besorgniserregend. Wir müssen schauen, dass wir in den nächsten vier, fünf Wochen punkten“, analysiert Kehrberg nüchtern.
Die nächste Möglichkeit auf Punkte gibt es kommenden Sonntag bei Aufsteiger VfR Krefeld-Fischeln – gegen die elf Spieler auf dem Platz einerseits und die gewohnt hitzige Atmosphäre in Fischeln andererseits. Aus der Sicht des Trainers bietet das auch Chancen: „Da ist vom Drumherum immer sehr viel los – darauf muss man sich einstellen. Auch auf dem Platz bekommt man keine Ruhe. Vielleicht ist so ein Spiel genau das, was wir jetzt brauchen.“ Fischeln steht mit drei Siegen und 13 Punkten auf Platz neun solide da, punktete kürzlich gegen die starken FC Kosova und Cronenberger SC.