2025-04-29T16:05:39.695Z 1746285206842

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Wer war der größere Trainer? Karsten Wettberg (l.) und Werner Lorant hatten ein gespaltenes Verhältnis.
Wer war der größere Trainer? Karsten Wettberg (l.) und Werner Lorant hatten ein gespaltenes Verhältnis. – Foto: IMAGO/Ulrich Wagner

Weggefährten trauern um Werner Lorant – Karsten Wettberg: „Er hat mich zum Schluss respektiert“

Wettberg, Pacult, Stranzl und der FC Bayern

Sogar diejenigen, zu denen er zeit seines Lebens ein gespaltenes Verhältnis hatte, verneigten sich am Ostersonntag, an dem die Nachricht von Werner Lorants Tod die Runde machte.

Zum Beispiel der FC Bayern, an dem sich die Trainerlegende oft abgearbeitet hatte, nicht immer erfolgreich, von zwei sein Wirken bei 1860 überstrahlenden Derbysiegen abgesehen (1999/2000). „Der FC Bayern trauert mit der deutschen Fußball-Familie um Werner Lorant“, schrieb der Rekordmeister auf seiner Homepage, nur wenige Stunden nach der überraschenden Todesnachricht. „Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und den Angehörigen.“ Der langjährige Widersacher von der Grünwalder Straße wurde nur 76 Jahre alt. „Unvergessen“ hieß es in der FCB-Meldung weiter, seien vor allem die Duelle damals im Olympiastadion.

Auch Karsten Wettberg zählte zu den ersten Anrufern, die sich bei unserer Zeitung erkundigten, wann denn die Beisetzung seines Nachfolgers auf der Löwen-Bank geplant sei. Antwort: Der Termin steht noch nicht fest, doch nach Informationen aus Lorants Umfeld wird er in seiner westfälischen Heimat beigesetzt, vermutlich in Welver, wo die Großfamilie Lorant (anfangs neun Kinder) ihre Wurzeln hat.

Karsten Wettberg: „Wir waren charakterlich grundverschieden“

Wettberg und Lorant – das war lange Zeit kein gesundes Verhältnis. Übergroße Rivalität, weil der 1941 geborene Aufstiegstrainer schon als Legende galt („König von Giesing“), als der andere, 1948 geboren, gerade mal angefangen hat mit seiner Giesinger Erfolgsgeschichte (zwei Aufstiege in Folge): „Wir waren charakterlich grundverschieden“, sagte Wettberg (83) am Telefon: „Was er mir voraus hat: Dass er der bessere Fußballer war. Er hat Bundesliga gespielt – ich nicht. Leider hat er in seiner Anfangszeit kaum ein gutes Haar an mir gelassen. Ich habe ihn trotzdem gemocht. In den letzten Jahren, wenn ich ihn getroffen habe, war es fast schon eine Freundschaft. Er hat mich zum Schluss auf jeden Fall respektiert.“

Leider, das bedauert Wettberg von Herzen, hat Lorant die Tipps des immer noch sportlich aktiven Trainerkollegen zu wenig beherzigt. „Er hat meines Erachtens zu viele Zigaretten geraucht – und zu viel Alkohol getrunken. Dass es dann mal so kommt, war leider fast zu befürchten.“

Peter Pacult: „So einen wie den Werner wird es wahrscheinlich in den nächsten 100 Jahren nicht mehr geben.“

Andere, wie sein früherer Spieler Martin Stranzl (44), von Lorant im eigenen Nachwuchs entdeckt, sind ihrem Förderer bis heute dankbar für die gemeinsame Reise, die fast bis in die Champions League geführt hätte. „Wir hatten unfassbare Momente“, erinnert sich Stranzl, der Lorant als „fordernd, intensiv, beinhart, aber auch voller Leidenschaft“ beschreibt. „Werner war nicht nur ein Trainer, er war eine Erscheinung – ein Original!“

„Er hat tiefe Spuren beim TSV 1860 hinterlassen“, teilte auch Lorants Ex-Club 1860 mit, der am Freitag beim Spiel in Rostock mit Trauerflor auflaufen wird. 1860-Idol Peter Pacult (65), auch er unter „Werner Beinhart“ aufgeblüht, fasst das Phänomen Lorant am griffigsten zusammen: „So einen wie den Werner“, sagte der Wiener, „so einen wird es wahrscheinlich in den nächsten 100 Jahren nicht mehr geben.“

Aufrufe: 022.4.2025, 06:10 Uhr
Uli KellnerAutor