Wiesbaden. Welch unschätzbaren Wert Ehrenamtler für ihren Verein haben, wird oft erst deutlich, wenn sie nicht mehr da sind. Insofern ist der Tod von Wolfgang Borsch für den SC Klarenthal tragisch – und fühlt sich, weil er im Alter von 62 Jahren so plötzlich und viel zu früh kam, an wie ein Schock.
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Ob bei Heim- oder Auswärtsspielen, ob Aktive, Jugend oder Alte Herren: „Wenn eine helfende Hand gebraucht wurde, war ‘Borschi‘ eigentlich immer da, auf ihn konnte man sich zu 100 Prozent verlassen“, erinnert sich das Klarenthaler Vereinsurgestein Christian Weiner an ein „Unikat“. Und Borsch hat so ziemlich alles für den Club aus der Siedlung getan – über 20 Jahre lang. Der HSV-Fan bewirtschaftete das Vereinsheim nach Trainingseinheiten, kümmerte sich mit Herzblut an Spieltagen um den Verkauf von Würstchen, Pommes, Burger, Kuchen und Getränken in der Hütte. „Die Abrechnungen hinterher waren immer top. Da hat man gemerkt, dass Borschi Beamter war“, erinnert sich Weiner an seinen ehemaligen Weggefährten.
Der als Lokrangierführer in Mainz-Bischofsheim auch im Beruf engagiert tätig war. „Er war sehr kameradschaftlich und kommunikativ. Gerade gegenüber jungen Kollegen hat er sich immer als Ansprechpartner und helfende Hand gezeigt“, erinnert sich Klaus Tobies, der bei DB Cargo 42 Jahre sein Vorgesetzter war – und sich für den FV Biebrich ebenfalls im Wiesbadener Fußball engagiert. Dazu war „Borschi“ sich auch als Linienrichter an der Seitenlinie oder Eiskoffer-Träger nicht zu schade.
„Es gibt eigentlich nichts, was er nicht gemacht hat. Er hat gefühlt mehr Zeit auf dem Sportplatz als daheim verbracht. Wenn etwas im Verein anstand, war es selbstverständlich, dass Wolfgang dabei ist“, sagt Stavros Polichronakis, ebenfalls ein langjähriger Klarenthaler. „Stavi“ und „Borschi“ sind über familiäre Bande verknüpft – denn Borsch war mit Maria, der Schwester von Polichronakis‘ Frau Sabine, verheiratet. Beide Frauen tragen den Geburtsnamen Witzel – eine Familie, die beim SC Klarenthal schon seit Jahrzehnten in der Fußballabteilung verwurzelt ist. Was auch erklärt, wieso sich der im Bergkirchenviertel aufgewachsene Borsch ausgerechnet bei den Klarenthaler Fußballern engagierte, obwohl er als aktiver Sportler eigentlich jahrelang Handball gespielt hatte, es als gewiefter Kreisläufer im Trikot des VfR Wiesbaden bis in die Regionalliga brachte.
Erfolge waren ihm aber auch in Klarenthal vergönnt. Mit dem Bezirksliga-Aufstieg 2001, dem A-Liga-Meistertitel 2009 sowie den Kreispokalsiegen 2005 und 2007 fallen wichtige Höhepunkte der jüngeren Vereinshistorie in die Zeit von Borsch’s Engagement. Beim nächsten Heimspiel des SC Klarenthal am kommenden Sonntag will der Verein seinem langjährigen Helfer, der seine Frau, zwei Töchter und drei Enkelkinder hinterlässt, gedenken. „Auf organisatorischer Ebene war er der wichtigste Mann im Verein. Und ich kenne keinen, der so zuverlässig war“, sagt Klarenthals sportlicher Leiter, Rachid Rahou, über Borsch. „Borschi hinterlässt eine riesige Lücke beim SC Klarenthal“, heißt es in einer Vereinsmitteilung. Ein Satz, der fast schon wie eine Untertreibung wirkt. Die Trauerfeier findet am 7. November (11 Uhr) im Bestattungswald Terra Levis statt.