2025-08-11T11:59:41.423Z 1755064512836

Allgemeines
Das ist Hannes Diekamp.
Das ist Hannes Diekamp. – Foto: Celine Muntowski

Wie Diekamp den SV Bergfried aus der Achterbahn geholt hat

Der SV Bergfried tritt in der Bezirksliga zunächst als Team der Extreme auf, doch Trainer Hannes Diekamp führt den Aufsteiger zu einem Achtungserfolg.

Die Saison 2023/24 war wie ein nicht enden wollender Rausch des Erfolgs. Ohne Niederlage die Meisterschaft zu feiern, war nicht nur eine herausragende Leistung, sondern auch eine große Überraschung. Dass es in der Spielzeit auch noch den Pokalsieg zu feiern gab, machte die Sensation in Leverkusen perfekt.

Die Rede ist aber nicht von der Werkself, die unter Trainer Xabi Alonso das Double feierte, sondern vom SV Bergfried Leverkusen (SVB), der den Kreispokal gewann und mehr als souverän aus der Kreisliga A in die Bezirksliga aufstieg.

Der Architekt des Erfolgs ist Hannes Diekamp. Der Trainer hat nach dem Triumph 2023/24 in der Folgesaison bewiesen, dass der sportliche Höhenflug keinesfalls eine Eintagsfliege war. Mit 52 Punkten landete der Liganeuling auf Rang fünf. Mit dem Abstiegskampf hatte der Außenseiter aus dem Stadtteil Steinbüchel nichts zu tun.

Und doch war es keine einfache Spielzeit für den Coach. „Vor allem die Hinrunde war eine Achterbahn der Gefühle“, blickt der 37-Jährige zurück. „Wir mussten in einigen Fällen Lehrgeld bezahlen, was aber auch klar war. Immerhin haben wir mit einem Altersdurchschnitt von rund 22 Jahren eine sehr junge Mannschaft – und die Bezirksliga war für uns alle Neuland.“

Das äußerte sich unter anderem in extremen Ergebnissen. Eine Woche nach dem niederschmetternden 0:10 beim SV Schönenbach gab es ein 10:1 gegen den SV Altenberg zu feiern. In den Vorwochen setzte es auch schon ein ernüchterndes 2:7 bei Eintracht Hohkeppel II, dem dann aber zwei durchaus seriöse Siege gegen Rheindörfer Nord (2:1) und beim SV Weiden (3:2) folgten. Diekamp war dennoch klar: Die Leistungsswankungen mussten raus aus der Mannschaft.

Vielleicht war es auch die sehr erfolgreiche Vorsaison, die sich in der höheren Spielklasse als Problemchen erwies. „Die Jungs sind voller Vorfreude in die Bezirksliga gekommen, aber dann kam an einigen Stellen das Erwachen. Das gehört zur Entwicklung einer Mannschaft“, erklärt der Coach. „Dass es schwierig ist, sich als Aufsteiger direkt zu etablieren, haben wir an den anderen Teams gesehen, die mit uns hochgegangen sind.“ Tatsächlich: Während Bergfried zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in den Tabellenkeller rutschte, hatten es die Mitaufsteiger deutlich schwerer. Nach der Hinrunde stand ein mehr als ordentlicher achter Platz in der Bilanz, doch der ehrgeizige Übungsleiter wollte mehr.

„Wir haben nach den extremen Ergebnissen an unserer Intensität gearbeitet, es fielen vor allem in der Hinrunde viel zu viele Gegentore“, erklärt der Wermelskirchener. „Also habe ich versucht, die Moral und Ehre der Jungs zu packen.“ Ein Wendepunkt sei dabei paradoxerweise das auf den ersten Blick eher demotivierende 0:3 gegen den SSV Jan Wellem Ende April gewesen. „Doch da hat es in der Mannschaft ‚Klick’ gemacht. Die Intensität war dann eine andere.“ In ernsthafter Abstiegsgefahr war der SVB auch zu dem Zeitpunkt nicht. Was folgte, war eine Aufholjagd, die von Platz neun bis auf Rang fünf führte. Das junge Team vom Höfer Weg war mehr als nur in der Bezirksliga angekommen und die Achterbahnfahrt war vorbei.

Und wie geht es weiter? Nach aktuellem Stand sieht alles danach aus, dass der Kader weitgehend beibehalten wird und auch in der nächsten Saison für Furore sorgen will. „Die Truppe bleibt zusammen und es kommen bis jetzt vier Neue dazu“, berichtet Diekamp. „Ich wollte nicht viel verändern, die Jungs halten gut zusammen.“ In Mike Maier vom Landesligisten TuS Marialinden, Niko Faltenbaum vom Ligakonkurrenten SV Altenberg und Cedric Bergmann vom B-Ligisten SC Leverkusen kommen drei externe Zugänge, zudem wurde Angreifer Timo Lutz aus der eigenen A-Jugend hochgezogen. „Es sind auch noch ein, zwei Kandidaten derzeit bei uns zum Probetraining und ein, zwei unserer Spieler könnten bei einem höherklassigen Angebot ins Grübeln kommen“, sagt Diekamp. Der Erfolgstrainer hebt vor allem, aber nicht nur, das Menschliche als Argument für einen Verbleib heraus: „Der Kader ist homogen, die Stimmung in der Mannschaft harmonisch – es passt einfach.“

Ihm ist aber auch klar, dass die nächste Saison alles andere als ein Selbstläufer wird. „Das zweite Jahr nach dem Aufstieg ist ja beinahe schon traditionell etwas schwieriger, als das erste. Das sollten wir nicht unterschätzen.“ Die durchaus motivierende Euphorie des Aufstiegs sei nun verflogen, dazu wüssten die Gegner nun besser, was auf sie zukomme und könnten sich entsprechend auf die Steinbücheler einstellen.

Deswegen will Diekamp keine konkreten Saisonziele ausrufen. Am 14. Juli startet er mit seinem Team in die Vorbereitung. Der SVB müsse in allen Bereichen seine trotz vergleichsweise bescheidener Mittel positive Entwicklung fortsetzen. „Wenn alle bleiben, können wir eine gute Runde spielen – und natürlich wäre es schön, wieder nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.“

Aufrufe: 027.6.2025, 06:00 Uhr
Dorian AuderschAutor