Das verlängerte Wochenende haben die Fußballer aus Schlebusch in den Niederlanden verbracht, genauer gesagt in Renesse. An der Nordseeküste ließ die Mannschaft von Markus Hilmer bereits ab vergangenen Mittwoch die Saison ausklingen, der Trainer reiste an Frohnleichnam nach. Für ihn war es auch eine Art Abschiedstour.
Der 54-Jährige steht in der kommenden Saison nicht mehr beim SVS an der Seitenlinie. „Wir hätten diese Fahrt so oder so gemacht, aber mit diesem Saisonverlauf ist die Stimmung natürlich viel besser“, sagt Hilmer. Auch die Teamkasse sei durch ein internes Prämiensystem gut gefüllt gewesen. Der Hauptgrund dafür ist die grandiose Punktausbeute in der Rückrunde. „Ein paar kleinere Strafzahlungen waren aber auch dabei“, erklärt Hilmer mit einem Lachen, ohne dabei ins Detail gehen zu wollen.
Die gute Laune des Trainers ist verständlich. Er hat mit seiner Mannschaft etwas geschafft, was nur in den seltensten Fällen gelingt. Nach einer schwierigen bis schwachen Hinrunde gelang dem SVS eine komplette Kehrtwende. Zur Winterpause belegten die Schlebuscher mit 15 Punkten den vorletzten Platz. Nach dem letzten Spieltag standen 47 Zähler in der Bilanz – und Rang fünf.
Die Misere in der ersten Saisonhälfte ist zu einem großen Teil durch die Personalsituation zu erklären. In Niklas Engelke, David Matusinski und Martin Schulz fehlten unter anderem in der Defensive wichtige Stützen teils langfristig, dazu ging das Experiment schief, Torjäger Sebastian Bamberg aus dem Sturmzentrum auf andere Positionen in der Offensive zu beordern. „Am Ende waren es viele Kleinigkeiten, die uns zusammengenommen Probleme bereitet haben“, fasst Hilmer zusammen. „In der Winterpause haben wir gar nicht so viel verändert – und mit den ersten guten Ergebnissen kam das Selbstvertrauen zurück. Die Szenen, die in der Hinrunde noch unglücklich gegen uns gelaufen sind, liefen dann für uns.“
Dazu nahm Bamberg wieder seinen Posten als Mittelstürmer Nummer eins ein, was die Durchschlagskraft der Mannschaft insgesamt deutlich verbesserte. Eine Reduzierung des Kaders um die unzufriedenen Spieler mit geringeren Einsatzzeiten habe zudem geholfen, interne Spannungen abzubauen. „Die Trainingsdichte war höher, die Leistungsdichte auch“, resümiert Hilmer. „Wir haben erwachsener und robuster gespielt, die Abläufe optimiert und vor allem Ruhe bewahrt.“ Das sei ohnehin das große Plus beim SVS: Der Vorstand um den Vorsitzenden Dirk Dreher bleibe auch in schwierigen Zeiten ruhig und stehe hinter dem Trainerteam, wenn er von ihm überzeugt sei. „Das ist die Basis für alles“, betont Hilmer.
Und so eilten die Schlebuscher plötzlich von Erfolg zu Erfolg, selbst Topteams der Liga mussten sich geschlagen geben. Entsprechend gewarnt und mit reichlich Respekt traten die Gegner im Bühl an – ein weiterer Vorteil für den Landesligisten. „Es gibt nicht die eine große Zauberformel“, sagt Hilmer. „Wir haben drei bis vier kleine Dinge verändert, dazu wurde unser Fußball mit den Erfolgen immer besser und sicherer.“
Und doch trennen sich nun die Wege. Für ihn sei jetzt der beste Zeitpunkt, um in Schlebusch aufzuhören, erklärt der zweifache Vater. „Ich verabschiede mich erfolgreich und positiv und weiß, dass ich jederzeit zurückkommen kann“, sagt er. Es sei eine „rundum glückliche“ Trennung. „Drei Jahre sind ein guter gemeinsamer Weg, aber für die nächsten Schritte, um in der Liga nicht nur um den Klassenerhalt zu spielen, sondern auch mal oben anzuklopfen, braucht es neue Impulse, einen anderen Ansatz.“
Wie es für ihn weitergeht, weiß Hilmer noch nicht. Er lasse alles auf sich zukommen, führe Gespräche, könne sich aber auch eine Pause vorstellen. „Es muss menschlich passen und Spaß machen. Letzten Endes ist es ein Hobby, bei dem ich mich wohlfühlen und es gerne machen will. Das war in Schlebusch immer der Fall – auch, wenn es mal nicht so gut lief.“