Nach der Kapitänsregel kommt in der nächsten Saison die nächste Regeländerung auf Amateurfußballer zu - speziell Torhüter wie Fabian Klinkmann sind betroffen. Wie er die neue Regel einordnet.
„Da bin ich ja mal gespannt.“ Das ist Fabian Klinkmanns erste Reaktion auf die Änderungen, die in der nächsten Saison auf ihn und viele andere Torhüter im Fußball zukommen. Der Torhüter vom Landesligisten SV Drochtersen/Assel II wird mit diesen Gedanken nicht alleine sein.
Bisher dürfen Torhüter den Ball sechs Sekunden in der Hand halten. Ab der kommenden Saison kommen zwei hinzu. Die letzten fünf Sekunden zeigt der Schiedsrichter sichtbar an. Sollte der Torwart die Zeit dennoch überschreiten, geht es mit einem Eckball weiter. Bisher gab es dafür einen indirekten Freistoß.
Beschlossen haben das die Regelhüter des International Football Association Board (IFAB) in Belfast. Versuche mit der neuen Regel hätten gezeigt, dass sie Zeitspiel durch Torhüter besser verhindere. Ob das auch auf den Sportplätzen im Landkreis Stade eintreten wird, bezweifelt Fabian Klinkmann.
„Bisher waren die sechs Sekunden ja schon sehr dehnbar“, sagt Klinkmann. Auf dem Feld sucht Klinkmann nach Anspielstationen, wenn er den Ball in der Hand hält. „Da achte ich gar nicht darauf, wie viel Zeit vergeht.“ Bisher habe das auch der Schiedsrichter nicht sorgfältig getan. Auch die Unparteiischen müssen sich ab der Saison auf eine neue Sache fokussieren.
Aber auch seine Mitspieler müssen sich umstellen, sagt Klinkmann. „Wenn die Regel konsequent durchgesetzt wird, wird das Spiel schneller. Dann müssen auch die Feldspieler wacher und schneller anspielbar sein.“
Wenn der 28-Jährige für sein Team ein paar Sekunden von der Uhr nehmen will, hat er bisher einfach den Ball etwas länger in den Händen gehalten. Eine andere Möglichkeit habe er nicht. „Natürlich könnte ich so tun, als wäre ich verletzt, um mich behandeln zu lassen.“ Denn: Der Torwart ist der einzige Spieler, der nicht das Feld verlassen muss, wenn er behandelt wurde.
Das wissen manche Trainerfüchse auszunutzen. Sie instrumentalisieren ihren Torwart als Timeout-Karte. So kann man auf YouTube in der Dokumentation „Dorking Uncovered“ beobachten, wie Trainer Marc White in der sechsthöchsten Englischen Liga seinen Torwart anweist, eine Verletzung vorzutäuschen.
„Harrison, go down!“, ruft der Trainer seiner Nummer Eins zu. Während die Physios auf den Platz gehen und sich um den Keeper kümmern, stellt der Trainer seinen zehn Feldspielern die neue taktische Marschroute vor. White nutzt dieses Stilmittel quasi in jedem Spiel.
Ein solches Simulieren käme für Klinkmann nicht infrage. „Da muss man sich dann fragen, wie unsportlich man sein will“, gibt der 28-Jährige zu bedenken. Eine andere Möglichkeit, Zeit zu schinden, habe der Torwart darüber hinaus nicht.
Mit der neuen Regel beschränkt die IFAB nicht zum ersten Mal in die Freiheiten des Torhüters. „In dieser Saison habe ich zwei Elfmeter gehalten, die dann wiederholt wurden, weil ich die Linie verlassen haben soll“, sagt Klinkmann. Wenn man Zeitspiel unterbinden wolle, sollten andere Vorgänge und Spieler im Vordergrund stehen, so Klinkmann. Er habe als Keeper kaum noch Freiheiten.
„Bei Einwürfen geht zum Beispiel beim Ballholen und Ausführen sehr viel Zeit verloren.“ Selbiges gelte für Freistöße und Ecken. Das ließe sich einfacher kontrollieren und umsetzen, findet Klinkmann. Er fragt sich generell nach dem Sinn, den Fußball weiter mit Regeln zu beschränken. „Ich will einfach kicken und nicht über jede Kleinigkeit nachdenken müssen.“
Einen Aspekt der neuen Regel bewertet Klinkmann auch positiv: Wenn der Schiedsrichter das Überschreiten der acht Sekunden ahndet, gibt es nicht wie bisher eine Gelbe Karte, sondern nur eine mündliche Verwarnung.