Die eigenen Ansprüche sind gestiegen – und ihnen hinkt der 1.FC Stern Mögglingen als Tabellendritter der Kreisliga A1 hinterher. Die Herbstdepression wurde auch dank dem „Pokal-Boost“ überwunden, doch wie hoch stehen die Chancen für eine erneute Aufholjagd wirklich?
Die Vorrundenbilanz: Nach der Aufstiegseuphorie und dem Bezirksliga-Lehrjahr ging das krasse Auf und Ab auch in der alten Liga munter weiter. Vier souveräne Auftaktsiege bedeuteten die Tabellenführung, vier Niederlagen danach sorgten für Tristesse. Besonders die 0:8-Demütigung gegen Nachbar SGM Lautern-Essingen wirkte lange nach. „Ein totaler Blackout“, zeigt sich Trainer Tuna Tözge noch immer ratlos: „Vielleicht hatten wir das Gefühl, es wird ein Selbstläufer und waren im Kopf nicht zu hundert Prozent da. Doch nach dem bösen Erwachen haben wir rechtzeitig die Kurve bekommen.“
Durch berauschende Pokalspiele, die mit dem erstmaligen Halbfinal-Einzug belohnt wurden, fand der Stern zurück in den Flow. „Wir haben einen schönen Fußball gespielt, ebenso schöne Tore geschossen und uns wieder oben rangeboxt“, so Tözge über die Serie von sechs Siegen: „Der Nachteil war, dass die beiden Vorderen keine Punkte liegenlassen und einige Spiele spät gewonnen haben.“ Der Stern selbst wirkte bei seinen Kantersiegen hasenweise schon unterfordert. Eine trügerische Annahme. Denn beim Schlusslicht Hohenstadt/Untergröningen (3:3) wurden eine Zwei Tore-Führung und damit zwei ganz wichtige Punkte verschenkt. Zwar hat der Stern genauso viele Punkte geholt wie in der Hinrunde der Aufstiegssaison 2022/23. Dennoch ist die Verfolgerrolle mit fünf bzw. sechs Zählern Rückstand auf Lautern-Essingen und Herbstmeister TSV Böbingen zur neuen Normalität geworden.
Das Personal: Zwar blieb das gewachsene Erfolgsteam der vergangenen zwei Jahre zusammen, doch die Not wuchs schnell wieder an. Leistungsträger wie Dennis Barth (29 Spielminuten), Leon Takerer (237), Christoph Forstenhäusler, Leopold Huber und Marcel Knödler konnten kaum oder gar nicht mithelfen. Die Startelf hat sich damit meist von alleine aufgestellt. Als sich dann auch noch Abwehrchef Lars Funk schwer verletzte, musste der Trainer vollends auf die selbst schon gebeutelte Zweite Mannschaft zurückgreifen. Da kam es natürlich gelegen, dass viele Partien schon früh entschieden wurden.
Die Stärken: Als Antwort auf die September-Krise entwickelte sich eine neue Ernsthaftigkeit. Jeder Einzelne biss auf die Zähne. An der Seite von Kapitän Oliver Kuhn machte Youngster Leon Blum den größten Entwicklungsschritt, lenkte das Mittelfeld und verdiente sich so den MVP-Titel.
Vorne lief das „magische Dreieck“ Dennis Buchhauser (8 Tore/6 Assists), Ibrahim Cakmak (8/6) und Tim Wiedmann (7/6) zur Höchstform auf. An Kreativität und Spielfreude ist der Stern in dieser Liga kaum zu übertrumpfen – erst recht, wenn endlich einmal alle Mann an Bord sein sollten.
Die Schwächen: Trotz 42 Treffern – gemeinsam mit Böbingen ein ligaweiter Bestwert – blieb die Chancenverwertung mangelhaft. Zu lässig, zu verspielt, zu wenig effizient war der Stern angesichts der Tatsache, dass das Torverhältnis am Saisonende den Ausschlag geben könnte. Zudem kassierte man die meisten Gegentore (28) aller Top Fünf-Teams. In elf Ligaspielen nacheinander stand nie die „Null“, obwohl der junge Rückhalt Luca Danelczyk teils herausragende Leistungen zeigte. Das „Funkloch“ in der Viererkette war bislang nicht zu stopfen. Die wankelmütigen Mögglinger müssen sich dringend stabilisieren, denn bekanntlich gilt: Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften.
Das Ziel für die Rückrunde: Der letztjährige Bezirksligist will bald wieder einer sein. „Wenn nicht in diesem Jahr, dann greifen in der kommenden Runde wieder neu an“, hält Tözge am großen Traum fest. Ob sich dieser realisieren lässt, wird sich schon bei den frühen Topspielen gegen Böbingen (30.März) sowie in Lautern (06.April) zeigen. Und klar, es braucht sicher auch ein wenig Schützenhilfe. Was Mut macht: Die Mögglinger sind echte Comeback-Spezialisten, vor zwei Jahren lagen sie um bis zu fünf Punkte hinter dem Relegationsplatz zurück und jubelten am Ende dennoch. Ab Frühjahr will der 1.FC Stern eine neue Erfolgsgeschichte schreiben und der ungeliebten Normalität der Kreisliga A1 wieder entfliehen. Und als Bonus winkt ja noch das Bezirkspokalfinale, dem noch der Bezirksligist TSG Hofherrnweiler II am 01.Mai im Wege steht.