Worms. Große Emotionen und Gefühle werden VfR-Trainer Peter Tretter am Wochenende nicht überkommen, wenn er mit seiner Mannschaft auf den Betzenberg fährt. Bei seiner alten Mannschaft, der Oberliga-Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern („Es waren ja nur eineinhalb Jahre insgesamt. Ich glaube in Pirmasens, wo ich zehn Jahre war, wäre das anders”), wollen die Wormaten bestenfalls dreifach punkten, um mit dem zweitplatzierten FK Pirmasens Schritt zu halten. Vor der Partie äußerte sich der Coach im Gespräch mit der Wormser Zeitung zur aktuellen Situation der Wormatia.
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Herr Tretter, wie schwer ist es, als Trainer zu akzeptieren, wenn eine Mannschaft im ersten Halbjahr so gut performt und dann, so wie aktuell, ihrer Form hinterherhechelt?
Ich bin immer in einer Findungsphase, um herauszufinden, woran es liegen kann. Die Trainings-Eindrücke sind gut – wie auch im ersten Halbjahr, die Mannschaft ist intakt. Vielleicht haben wir im Winter den Fehler gemacht, unsere Ziele neu zu stecken und zu viel Druck auf das Team ausgeübt. Denn diese Leichtigkeit, diese Spielfreude, dieses Unbekümmerte geht uns im Moment ab und unser Spiel wirkt verkrampft. In den aktuellen Gesprächen ist unser Ansatz, dass wir wieder befreiter spielen wollen.
Der Anspruch und die eigene Leistung lägen derzeit weit auseinander, sagten Sie nach dem Spiel gegen Quierschied. Waren die Erwartungen an ihr Team nach der Winterpause einfach zu hoch?
Mit Platz zwei und den Transfers von Luca Jensen und Jan Dahlke stieg bei mir und ja auch im Umfeld die Euphorie und man hätte meinen können, dass es so weitergeht wie im letzten Jahr. Aber wir haben ja auch schon im November geschwächelt, nicht erst im neuen Jahr. Die Punkte, die wir damals gegen Bitburg, Morlautern oder Pfeddersheim „verschenkt” haben, tun mir fast noch mehr weh als die jetzigen.
Damals hatten ihre Spieler viele Englische Wochen in den Kochen und wirkten erschöpft. Was ist es jetzt?
Was in den Köpfen der Spieler sicher eine Rolle gespielt hat, ist das Pokalaus. Wenn wir weitergekommen wären, hätte das auch für die nächsten Spiele Energie freigesetzt. Das 0:1 gegen Gonsenheim war für uns ein Partycrasher.
Dass man aktuell von einer schwächelnden Wormatia spricht, liegt auch daran, dass Sie im ersten Halbjahr so gut gespielt hat. Ist so eine aktuelle Phase für eine junge Mannschaft aber auch einfach mal normal?
Ich glaube schon. In der Vorrunde haben wir teilweise überperformt, als wir 16 Wochen ungeschlagen geblieben sind. Das Spielglück, das wir in einigen Situationen damals hatten, haben wir derzeit aber nicht. Doch unabhängig davon sind unsere Leistungen im Team einfach nicht mehr so konstant wie in der Vorrunde. Es ist nicht so, dass wir schlecht spielen, wir haben mit unseren Leistungen in den ersten Saisonwochen nur eben die Messlatte sehr hoch gelegt. Nach dem Umbruch hätte ich im Sommer unsere Ausgangslage in der Liga zum jetzigen Zeitpunkt aber so direkt unterschrieben. Mit dem Zusatz Pokalfinale.
Welche Rolle spielt die Systemumstellung auf zwei Angreifer im Winter? Rückkehrer Jan Dahlke hat schon sieben Tore geschossen, Torjäger Daniel Kasper seitdem aber nur noch eins.
Die Umstellung war nicht unbedingt förderlich, weil wir uns in dem davor sehr wohlgefühlt haben. Das ist Thema bei uns, weil wir natürlich schauen, was gut und was schlecht ist. Ausschlaggebend für unsere letzten Ergebnisse war sie aber nicht.
Ist eine Rückkehr zum 4-5-1 denn denkbar?
Über das System kann man sprechen, aktuell mache ich mir dazu aber keine Gedanken.
Das Interview führte Stefan Mannshausen
Kasper fraglich, Fesser fällt wieder aus
Rechtzeitig zur Partie beim 1- FC Kaiserslautern II (Samstag 14 Uhr) kehrt Stammkeeper Luca Pedretti (Studienreise) in das Wormatia-Tor zurück. Auch das etablierte Innenverteidiger-Duo Simon Ludwig und Ivan Smiljanic steht vor der Rückkehr in die erste Elf. Stürmer Daniel Kasper musste das Mittwochstraining abbrechen (Sprunggelenk) – sein Einsatz entscheidet sich erst im Abschlusstraining. Definitiv nicht mit dabei: Offensivspieler Maximilian Fesser, bei dem im Training unter der Woche seine zuletzt erst auskurierte Muskelverletzung wieder aufgebrochen ist.