Torwart-Talent Konstantin Heide und die U17-Nationalelf triumphieren im WM-Finale. Ein Blick zurück in seine Vergangenheit beim Kirchheimer SC.
Kirchheim – WM-Debüt im Halbfinale, mit zwei gehaltenen Elfmetern schon gefeierter Held – und schließlich der Triumph mit drei gehaltenen Elfern im Shootout um den Titel gegen Frankreich. Im Leben von Konstantin Heide überschlagen sich dieser Tage die Ereignisse, und das 7:5 n.E. (3:3/4:2) gegen Argentinien im Semifinale war dabei erst die Ouvertüre. „Ich glaube, ich habe im Halbfinale nicht schlecht gespielt und einen Grund gegeben, warum ich im Finale auflaufen könnte“, erzählte der Torwart im Interview nach dem Argentinien-Match. „Wenn es anders kommt, mache ich es wie in den Spielen davor – und feuere mein Team mit allem, was ich habe, von der Bank aus an.“ Es kam nicht anders – Heide begann im deutschen Tor und sicherte seinem Team mit zwei gehaltenen Strafstößen im Elfmeterschießen den Titel. Einen schoss Frankfreich zudem über das Tor.
Beim Finale der U17-Nationalelf in Surakarta/Indonesien drückten sie dem talentierten Keeper beim Kirchheimer SC ganz besonders fest die Daumen – denn dort begann für den damals Dreijährigen alles, beim Spaßfußball auf dem Kleinfeld. „Ich habe ihn immer zum Handball mitgenommen und gehofft, er steigt auch ein, aber dazu kam’s gar nicht“, erzählt Konstantins Vater Günter, der heute Torwarttrainer beim Landesligisten SV Anzing ist und dort im Februar sogar noch einmal zwischen den Pfosten stand. „Anscheinend habe ich ihm ein bisschen was von meinem Torwart-Gen mitgegeben“, sagt der 56-Jährige und lacht. „Konsti ist ein fröhlicher und freundlicher Junge. Bodenständig. Nervenstark und zielstrebig, aber nur beim Sport“, charakterisiert er seinen Sohn, der sich demnächst verstärkt auf die Abitur-Prüfungen am Kirchheimer Gymnasium vorbereiten muss.
Anfangs hatte es so ausgesehen, als könnte aus Konstantin auch ein guter Verteidiger werden. „Wir hatten rund 40 Spieler und haben die Jungs auf vielen Positionen ausprobiert“, erinnert sich sein damaliger Coach Christian Scheidweiler. „Konsti war immer mit viel Leidenschaft dabei und hat vielleicht ein bisschen anders getickt.“ Das bestätigt auch sein Trainer-Kollege Peter Brodmann: „Es ist schön zu sehen, wenn ehemalige Schützlinge ihren Weg gehen.“
Robert Eckerl war Heides letzter Coach in Kirchheim, bevor Konstantin 2016 zur SpVgg Unterhaching abwanderte. „Ich habe ihm damals noch gesagt, dass er nicht zu früh in ein Nachwuchsleistungszentrum gehen sollte, aber er hat’s richtig gemacht und bei Haching eine extrem gute Torwart-Ausbildung bekommen“, sagt der Sportliche Leiter des KSC. Heide war auch beim FC Bayern und beim TSV 1860 ein Thema, er entschied sich aber für Unterhaching, „weil er sich dort am wohlsten fühlte“, wie sich sein Vater erinnert. Im aktuellen U19-Bayernliga-Kader der Spielvereinigung stehen mit Kapitän Heide, Raphael Schneider, Philipp Gau und Damian Coric gleich vier Akteure aus dem Kirchheimer 2006er-Jahrgang. „Ziemlich krass, wie schnell sowas geht“, sagt Konstantins Freund Damian, der schon bei den Minis mit ihm kickte. „Ich freue mich unglaublich für ihn.“ Nach langen Verletzungspausen war Konstantin, Spitzname „Eisvogel“, zuletzt zweimal stark zurückgekommen. „Er spielt als Keeper mit, gibt Kommandos, ist präsent“, erzählt Angreifer Coric, dessen Vater Ivica einst die Erste Mannschaft des KSC aus der Kreisklasse in die Landesliga coachte.
„Natürlich waren wir damals ein bisschen traurig, einen so guten Torwart zu verlieren, sind aber auch ein bisschen stolz darauf, einen so talentierten Spieler in seinen Reihen gehabt zu haben“, fiebert KSC-Abteilungsleiter Christian Boche dem Finale entgegen: „Wir hoffen, dass er vielleicht wieder zum Einsatz kommt, dass er eine gute Leistung zeigt und dass er dann als Weltmeister den Platz verlassen kann.“ (GUIDO VERSTEGEN)