Der TSV 1860 München siegt in Überzahl bei RWE Essen. Ein verwandelter Elfmeter – der erste seit über einem Jahr – brachte die Löwen auf die Siegerstraße.
Am Sonntag war es wieder so weit für alle, die es mit dem TSV 1860 München halten: der nächste Abschnitt der wilden Achterbahnfahrt „Saison 2024/25“ stand an. Das Positive: Da das Spiel gegen Rot-Weiss Essen im weit entfernten Stadion an der Hafenstraße stattfand, ging es für die Löwen im Liga-Zickzack wieder mal nach oben. Auswärts wussten die Sechzger einmal mehr zu überzeugen, gewannen bei RWE letztlich souverän mit 3:0 (1:0) und schossen sich damit an die Spitze der Auswärtstabelle in Liga drei. „Die Auswärtstabelle zählt leider nicht. Wir haben ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht“, erklärte ein zufriedener 1860-Coach Argirios Giannikis im Anschluss bei „MagentaSport“.
Im zweiwöchentlichen Rhythmus machen sich zahlreiche Löwenfans – über 1000 waren es in Essen – auf den Weg, um dem tristen Alltag in München-Giesing – vereinspolitische Querelen, Vorletzter in der Heimtabelle – zu entkommen. Bis auf einen Teil der Ultraszene, der mit der Essener Polizei aneinandergeriet, kehrte der Großteil der Sechzig-Anhänger mit einem Lächeln im Gesicht nach München zurück. Das dürfte auch für Ex-Vizepräsident Hans Sitzberger und „Die Bayerische“-Vorstand Martin Gräfer gelten, die das Spiel aus dem Ehrengastbereich verfolgten – auf Einladung von RWE-Vorstandsvorsitzenden Marc-Nicolai Pfeifer. Dreieinhalb Jahre lang war Pfeifer zuletzt als Finanz-Geschäftsführer bei den Löwen tätig, ehe er Anfang des Jahres freigestellt wurde. Grund für die gute Laune bei Sitzberger, Gräfer und Co. war, dass 1860 beim immer tiefer in die Krise schlitternden RWE – nur Platz 18 in der Tabelle – zum richtigen Zeitpunkt die entscheidenden Wirkungstreffer setzte.
Rund zehn Minuten vor der Halbzeit passierte es tatsächlich: Nach über einem Jahr (!) bekamen die Löwen mal wieder einen Strafstoß in der 3. Liga zugesprochen. Unter der Woche hatte Sport-Geschäftsführer Christian Werner, der Teile der Partie in Essen mit Knopf im Ohr von der Tribüne aus verfolgte, die Schiedsrichter-Entscheidungen der letzten Monate gegen 1860 kritisiert, sprach von „Wettbewerbsverzerrung“. Ob Zufall oder nicht: Referee Martin Speckner zeigte nach dem Einsteigen gegen Patrick Hobsch zurecht auf den Punkt und Kapitän Thore Jacobsen brachte die Löwen mit seinem platzierten Elfmeter auf die Siegerstraße (37.).
Noch bevor RWE, ab der Pause mit Ex-Löwe Jo Boyamba, mit Wut im Bauch gegen den knappen Rückstand anrennen konnte, sorgte Julian Guttau mit einem strammen Distanzschuss für die Vorentscheidung (49.). Nach einer Stunde konnten die mitgereisten Löwen-Anhänger dann endgültig die Siegesfeier starten. Tobias Kraulich grätschte Soichiro Kozuki – auffälligster Gästespieler und im Pech bei seinem Volley-Pfostenschuss – an der Außenlinie rüde um und wurde von Speckner mit glatt Rot zum Duschen geschickt, eine harte Entscheidung. In der Folge boten sich 1860 große Räume, die der kurz zuvor eingewechselte und zuletzt oft kritisierte Fabian Schubert zum 3:0-Endstand nutzte (83.).