2025-02-04T14:35:38.952Z

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Ein Sinnbild für den ganzen Klub: Die Mannschaft des TSV 1860 München wirkte am Samstag nicht nur nach Spielende beim Gang zu den Fans wie gelähmt.
Ein Sinnbild für den ganzen Klub: Die Mannschaft des TSV 1860 München wirkte am Samstag nicht nur nach Spielende beim Gang zu den Fans wie gelähmt. – Foto: IMAGO/Ralf Brueck

1860 München ist zu gelähmt, um Schaden abzuwenden

Mannschaft ein Sinnbild des Klubs

Die sich ziehende Entlassung von Trainer Argirios Giannikis ist ein Sinnbild von 1860-München. Ein Kommentar von Löwen-Reporter Uli Kellner.

Als das Schicksal den TSV 1860 und den 1. FC Saarbrücken in der Relegation 2018 zusammenführte, war das eine Begegnung auf Augenhöhe, in jeder Hinsicht. Zwei tief gefallene Traditionsvereine, beide in ihren Regionalligen Erster geworden. Das Hinspiel fand in Völklingen statt, weil der alte Ludwigspark umgebaut wurde, das Rückspiel im Grünwalder Stadion, in dem die Löwen nach dem Doppel-Abstieg Kraft sammelten. Obwohl Saarbrücken leicht favorisiert war, setzten sich die Giesinger in zwei packenden Duellen durch – auch wegen der Mentalität und Leidenschaft, die Trainer Daniel Bierofka und Kapitän Sascha Mölders mit jeder Faser ihres Körpers ausstrahlten.

Der Gipfel des Stillstands: 1860 München schafft es nicht mal, den längst fälligen Trainerwechsel abzuwickeln

Sechseinhalb Jahre später ist die Ausstrahlung beider Vereine eine komplett andere. Während der 1. FC Saarbrücken in einem modern umgebauten Ludwigspark spielt, in diesem den FC Bayern geschlagen hat und nach dem Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale auch von der Rückkehr in die 2. Bundesliga träumen darf, scheint sich der TSV 1860 wie im Zeitraffer zurückentwickelt zu haben.

Beim Wiedersehen am Samstag war ein Klassenunterschied zu erkennen, vor allem aber ließen die Löwen bei der 0:4-Niederlage all das vermissen, was sie im Relegationssommer 2018 ausgezeichnet hatte: Zusammenhalt, Kampfgeist, Biss und der Glaube, Berge versetzen zu können. Die Stadionfrage ist weiter ungelöst, die sportliche Zukunft ungewiss, und als Gipfel des Stillstandes schafft es 1860 noch nicht mal, einen längst überfälligen Trainerwechsel zügig abzuwickeln.

Die Löwen müssen aufwachen, sonst droht der Absturz in die Regionalliga Bayern

Bei jedem anderen Verein hätte ein so erfolgloser Trainer den Sonntag danach nicht erlebt, doch bei 1860 ticken die Uhren bekanntlich anders, eine Folge des Gesellschafterstreits, der alle lähmt. Destruktive Wut auf die andere Seite hat bereits einige von langer Hand vorbereitete Wintertransfers blockiert (u.a. Martinovic) – und sie ist auch verantwortlich dafür, dass Sportchef Christian Werner gezwungen war, länger an Giannikis festzuhalten, als das seiner Überzeugung entsprach. Das Ergebnis war am Samstag zu besichtigen: Der Auftritt des Teams war nichts anderes als ein stiller Schrei nach Erlösung.

Wenn die Löwen nicht bald aufwachen, könnte die Saison 2024/25 in einem weiteren Totalabsturz enden. Die Regionalliga ist näher, als die Verantwortlichen glauben. Gut möglich, dass das am Samstag für viele Jahre die letzte Reise nach Saarbrücken gewesen ist.

Aufrufe: 020.1.2025, 09:33 Uhr
Uli KellnerAutor