2024-12-19T11:15:55.908Z

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War ein fester Bestandteil der Fanszene Mit nur 36 Jahren gestorben ist Haching-Fan Nik Landgraf.
War ein fester Bestandteil der Fanszene Mit nur 36 Jahren gestorben ist Haching-Fan Nik Landgraf. – Foto: privat

Die SpVgg war sein Leben: Haching trauert um Fußball-Fan Nik

Verein widmet ihm Heimspiel am Samstag

Die Hachinger Fußball-Szene trauert: Fan Nik Landgraf ist mit nur 36 Jahren gestorben. Die SpVgg war sein Leben und seine zweite Familie. Der Verein widmet ihm sein Heimspiel am Samstag.

Unterhaching - Wenn an diesem Samstag um 14 Uhr die SpVgg Unterhaching zum Drittliga-Heimspiel gegen Hannover 96 II antritt, wird im Stadion ein Platz leer bleiben. Auf der letzten Stufe der Südtribüne, genau hinter den Fahnenschwenkern und dem harten Kern der Fanszene: Das war im Sportpark stets der Stammplatz von Nik Landgraf. Über 800 Mal hat der leidenschaftliche Fußballfan seinen Verein angefeuert, daheim genauso wie bei Auswärtsspielen. Diesmal nicht, nie wieder – im Alter von nur 36 Jahren ist Nik Landgraf in der Nacht zum Montag gestorben.

„Das rot-blaue Herz ist in Schockstarre und tiefer Trauer“

Die traurige Nachricht hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet, seit die SpVgg Unterhaching am Montagnachmittag einen Facebookbeitrag veröffentlichte. „Das rot-blaue Herz ist in Schockstarre und tiefer Trauer“, heißt es auf der Facebookseite des Profifußballvereins. „Wir verlieren mit ihm einen Anhänger, der unseren Verein gelebt hat wie kein anderer. Zu seinem Gedenken werden wir unser Heimspiel gegen Hannover 96 II am kommenden Samstag ihm widmen!“

Einer, der Nik Landgraf besonders gut kannte, ist Stefan Kublik (37). Vor rund 25 Jahren begann ihre Freundschaft, bei Auswärtsfahrten im Fanbus der SpVgg Unterhaching, die damals in der Bundesliga spielte. „Gefühlt war er bei jedem Spiel dabei, egal wo“, erzählt der langjährige Freund. „Die Spieler, die Trainer, Präsident Manni Schwabl – jeder kannte ihn. Nik war eine Institution, dieser Verein war sein Leben.“

Im Krankenhaus gestorben

Dass er dieses Leben jetzt verlor, kam überraschend. Vergangene Woche war Nik Landgraf zusammengebrochen, kam ins Krankenhaus. Die Ärzte diagnostizierten zunächst eine Rippenprellung, veranlassten sicherheitshalber aber eine neurologische Untersuchung. „Nichts Lebensbedrohliches“, ließ der Unterhachinger seine Freunde noch per WhatsApp wissen und verschickte Fotos aus dem Krankenhaus. Dort starb er in der Nacht zum Montag.

Aus den Kommentaren auf der Facebookseite der SpVgg sind Schock und Anteilnahme gleichermaßen herauszulesen. „Ruhe in Frieden, Nik“, schreibt beispielsweise der langjährige Kapitän der Profimannschaft, Seppi Welzmüller. „Du warst Haching, du bist Haching und du wirst immer Haching sein. Es war mir eine Ehre.“ Stefan Kublik verabschiedet seinen Freund mit dem Titel der berühmten Fußballhymne des FC Liverpool: „You‘ll never walk alone“.

Er war bei jedem Spiel dabei

Allein war Nik Landgraf selten. Der Sohn des Hausmeisters der Jahnschule entdeckte, zusammen mit seinem Bruder Marco, die Fanszene als zweite Familie. „Wie viele Stunden ich mit ihm auf Zugfahrten verbracht habe, was wir an Autobahnkilometer heruntergerissen haben“, sinniert Stefan Kublik. Auch auf „völlig verrückte Ideen“ seien sie gekommen: „Einmal sind wir spontan mit dem Flixbus nach Italien gefahren, zum Europaleague-Spiel AC Mailand gegen Arsenal London. Über Nacht ging es zurück, kurz schlafen – denn dann stand schon die Zugfahrt zum Unterhachinger Auswärtsspiel beim SV Meppen auf dem Plan. So einen Schmarrn haben wir gemacht, dafür war Nik immer zu haben.“

Die beiden feuerten ihren Verein nicht nur bei den Spielen der Profis an, sondern waren von 2005 bis 2010 auch Protagonisten des Fanclubs „Haching Amateure“ in der Bayernliga. Sogar U21- und Jugendspiele sah Nik Landgraf sich an, koordinierte entsprechend seinen Dienstplan als Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma im Schloss Nymphenburg. „Er versuchte, jedes erdenkliche Spiel zu besuchen“, erinnert sich Stefan Kublik. „Er hat für die SpVgg gelebt.“

SpVgg widmet Nik Heimspiel gegen Hannover

Als unglaublich freundlich, ehrlich und stets hilfsbereit behält die Fanszene – nicht nur bei den „Vorstädtern“, auch bundesweit – Nik Landgraf in den Herzen. „Er war ein liebevoller Mensch, aufrichtig und sympathisch, mit Emotion dabei“, sagt Stefan Kublik. Nach dem Auszug aus der Hausmeisterwohnung der Eltern wohnte Nik Landgraf auf der Stumpfwiese, keine fünf Minuten Fußmarsch von seinem geliebten Sportpark entfernt. Diesen Weg wäre er normalerweise auch an diesem Samstag gegangen, zum Heimspiel gegen Hannover. Wie sehr er der Haching-Familie fehlt, das wird vor dem Anpfiff zu spüren zu, wenn Fankurve und Mannschaft ihrer treuen Seele die Ehre erweisen.

Aufrufe: 05.12.2024, 04:30 Uhr
Martin BeckerAutor