2024-12-31T09:39:25.068Z

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Herb Ulrich (Türkenfeld) SR.
Herb Ulrich (Türkenfeld) SR. – Foto: Dieter Metzler

Eklat bei Fußballspiel: Türkenfelder Schiri bewusstlos geprügelt – „Immer noch sprachlos“

Nach Roter Karte

Ein Fußballspiel ist völlig eskaliert. Ein Schiedsrichter aus Türkenfeld wurde von einem Amateur-Spieler, der ebenfalls aus dem Landkreis ist, bewusstlos geschlagen.

Finning/Türkenfeld – Predrag Vuletic ringt um Worte. „Wir sind noch immer sprachlos“, sagt der 44-Jährige. Schon als Kind spielte er bei der FT Jahn Landsberg Fußball, seit 13 Jahren trainiert er die Herren-Reserve. Doch mit so einem Vorfall hatte er noch nie zu tun. Im Verein herrscht seit Sonntag der Ausnahmezustand. Einer von Vuletics‘ Spielern, ein 30-jähriger Ukrainer, hatte dem Schiedsrichter beim Spiel gegen den TSV-Finning mit der Faust ins Gesicht geschlagen. „Ich stand weit weg am Spielfeldrand“, erzählt Vuletic. „Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist. Es ist auch egal, ich habe ihm gleich danach gesagt, dass er aus unser aller Augen verschwinden soll. Wir sind eine faire Mannschaft.“

An die Sekunden vor dem Faustschlag erinnert sich Schiedsrichter Ulrich Herb genau – obwohl der 46-Jährige danach in der 94. Minute zu Boden ging und das Bewusstsein verlor. „Ich hätte noch Anstoß gegeben und dann das Spiel abgepfiffen“, erzählt er. Als das Spiel 2:2 stand, gab Herb einen Eckstoß für Finning, wodurch die Gastgeber vom Ammersee das 3:2 erzielten. „Ich habe mich als Zeichen, dass das Tor zählt, zur Mittellinie bewegt. Als mir der Landsberger Spieler in seiner Heimatsprache fluchend und schimpfend nachlief.“ Das habe er als Beleidigung einwandfrei deuten können – und ihm mit der Roten Karte des Feldes verwiesen. „Der Spieler kam dann jedoch auf mich zu und hat mir mit der linken Faust ins Gesicht geschlagen.“

Referee erleidet Haarriss im Unterkiefer

Der Schiri aus Türkenfeld im Kreis Fürstenfeldbruck ging zu Boden. „Danach haben mir anderthalb bis zwei Minuten gefehlt. Als ich wieder zu mir kam, waren bereits zwei Ordnungskräfte des Vereins da und geleiteten mich zur Kabine.“ Danach fuhr Herb heim, duschte und überlegte, ob er mehr unternehmen solle, als seinen Schiri-Bericht abzufassen. Er kommt zum Schluss: „Solche Vorgänge müssen einfach publik gemacht werden.“ Nachdem er zwei Ärzte konsultiert hat und ihm der Verdacht auf einen Haarriss am Unterkiefer attestiert ist, schaltet er einen Anwalt ein und erstattet am Dienstag bei der Polizei Anzeige wegen Körperverletzung.

Gewalt gegen Schiedsrichter, das ist im Amateur-Fußball zunehmend keine Seltenheit mehr. Erst im März wurde ein Schiedsrichter in Hessen von mehreren Spielern angegriffen. Der 16-Jährige sperrte sich in seiner Kabine ein, bis die Polizei eintraf. Auch ein Fall aus der Oberpfalz schockiert: Ein Unparteiischer hatte nach einem Drittligaspiel eine Morddrohung per Mail erhalten. „Vier, fünf Tage habe ich schlaflose Nächte gehabt und war psychisch labil“, berichtet Herb. Und doch ist er froh, die Anzeige gemacht zu haben. Seinen nächsten Einsatz hat er erstmal abgesagt. „Ob ich weiterpfeife, weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.“

Schiedsrichter-Obmann lobt Verhalten beider Vereine

Vom zuständigen Schiri-Obmann, Christian Erdle, bekommt Herb Rückendeckung: „So etwas sollte man nicht unter den Teppich kehren und gleich wieder zur Tagesordnung übergehen. Das muss öffentlich gemacht werden. Gewalt hat auf dem Fußballplatz nichts verloren.“ Für den Obmann verhalten sich auch die beiden involvierten Vereine „vorbildlich“.

Die FT Jahn Landsberg hat sich auf öffentlich von der „nicht akzeptablen Entgleisung“ seines Spielers distanziert und ihn sofort aus Spielbetrieb und Verein ausgeschlossen: „Dieses Verhalten spiegelt nicht die Werte wider, die wir unseren Mitgliedern nahelegen, und wir können und wollen solches Verhalten nicht tolerieren. Lasst uns daran arbeiten, den Fußball zu dem zu machen, was er sein sollte: ein Spiel, das uns zusammenbringt und Freude bereitet.“

Trainer Vuletic macht sich an die Arbeit. Obwohl ein Teammitglied, mit dem über ein Jahr lang nicht nur gesportelt, sondern auch gefeiert worden ist, jetzt fehlt. „Er war ein netter Kerl, mit dem man Spaß haben konnte“, sagt er. „Viele Spieler, ja auch ich selbst, haben Migrationshintergrund und deshalb heißen wir jeden willkommen.“ Trotzdem: Zu dem 30-Jährigen habe niemand mehr Kontakt. „Wir sind froh, dass wir dieses Wochenende kein Spiel haben. All das nagt an uns – auch, weil wir Angst haben, bei den nächsten Spielen angefeindet zu werden.“ Zwei Spiele stehen an. „Für uns gehören Emotionen zum Fußball, aber nie Gewalt.“

Hinweis: Das Bild zeigt Ulrich Herb in einem früheren Spiel. In einem früheren Bildausschnitt waren die damals beteiligten Spieler des TSV Herrsching zu sehen. Mit dem aktuellen Vorfall hat der verein aber nichts zu tun.

Das war die Ursprungsmeldung:

Finning/Türkenfeld – Am Sonntag wurde in Finning beim Spiel des TSV Finning gegen Jahn Landsberg der Schiedsrichter von einem Landsberger Spieler niedergeschlagen. In der Nachspielzeit, 94. Spielminute, hatte Finning das 3:2 geschossen.

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Beschimpfungen und rote Karte Schiedsrichter in Finning niedergeschlagen

Daraufhin wurde der 46-jährige Schiedsrichter aus Türkenfeld von einem Spieler des Jahn Landsberg verbal in ukrainischer Sprache lautstark beschimpft. Für diese Beschimpfungen zeigte ihm der Unparteiische die rote Karte. Daraufhin schlug ihm der 30-jährige Ukrainer aus Moorenweis mit der Faust ins Gesicht, worauf der Schiedsrichter zu Boden ging und nach eigenen Angaben für rund eine Minute das Bewusstsein verlor.

Der Fall wurde erst gestern polizeilich bekannt, weil der Geschädigte Anzeige bei der Fürstenfeldbrucker Polizeiinspektion Anzeige erstattete. Hinweise an die Polizeiinspektion Dießen unter Telefon (0 88 07) 9 21 10.

Aufrufe: 01.11.2024, 10:17 Uhr
Cornelia SchrammAutor