Ambitionen und Spektakel. Die Aufgaben für Sabrina Wittmann sind groß. Mit dem FC Ingolstadt kann sie nun ein erfolgreiches Halbjahr vollenden.
Ingolstadt – 3:4, 4:4, 5:3 – der FC Ingolstadt bedeutet in dieser Saison Spektakel. Beim Tabellensiebten der 3. Liga steht der Sturm für himmelhoch jauchzend, die Defensive für zu Tode betrübt. Die 37 Tore in 17 Saisonspielen übertrumpft nur Ligaprimus Cottbus. Bei 30 Gegentoren haben einzig die Schlusslichter Osnabrück (35) und Unterhaching (32) den Gegner häufiger jubeln gehört.
Trotz dieses Tor-Wahnsinns – 67 Treffer in Spielen des FCI sind mit Abstand Ligaspitze – befindet sich der FC Ingolstadt in Schlagdistanz zu den Aufstiegsplätzen. Von Ende September an blieb das Team von Sabrina Wittmann für zwei Monate ungeschlagen, ehe die Schanzer „völlig verdient“ (Wittmann) gegen Bielefeld verloren. Am vergangenen Wochenende rehabilitierte sich der FCI direkt und gewann gegen den direkten Konkurrenten aus Aue. Zeit, einen genauen Blick auf die Entwicklung des FCI und seiner Trainerin zu werfen.
Die Marschrichtung gab Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer zu Saisonbeginn vor: Der Aufstieg soll her, im dritten Jahr Drittklassigkeit. Der Saisonstart aber verlief für die Schanzer alles andere als optimal. Nach sieben Spieltagen stand der FCI auf Tabellenplatz 16. Vier Partien verlor Wittmanns Team am Stück, trotz eines Schnittes von zwei Toren pro Spiel.
In der Folge stabilisierte sich der FCI und startete im September seine Serie. Ein 2:1-Erfolg gegen Rostock bedeutete für die Schanzer den Auftakt von acht Spielen ohne Niederlage. Nach dem 4:2 am 15. Spieltag gegen den VfL Osnabrück sprach dann auch Christian Träsch davon, dass die Handschrift der Trainerin immer mehr zum Vorschein komme.
Der inzwischen gescheiterte FCI-Präsidentschaftskandidat hält große Stücke auf die 33-Jährige „Sabrina Wittmann ist eine Identifikationsfigur. Es war eine gute Entscheidung, das Vertrauen in sie zu setzen“, so Träsch über die gebürtige Ingolstädterin, die bis heute die einzige Cheftrainerin in der Geschichte des deutschen Profifußballs ist.
Wittmann ist seit 20 Jahren im Verein, spielte in der Bayernliga selbst für die Schanzer. Im Endspurt der vergangenen Saison wurde die damalige U19-Trainerin zur Interimstrainerin der Profis befördert. Nach einem erfolgreichen Saisonabschluss stellte der FCI sie zu Beginn der aktuellen Spielzeit als Cheftrainerin ein. Einziges Manko: Ihr fehlt die UEFA-Pro-Lizenz, die für das Traineramt in der 3. Liga notwendig ist.
Dem Ingolstädter Spiel tat das bisher keinen Abbruch. Doch um die großen Saisonziele zu erreichen, benötigt Wittmanns Team mehr Ruhe und Konstanz. Zu oft verschläft man die Anfangsphase. Erst in den Schlussviertelstunden der Halbzeiten drehen die Schanzer auf. 15:6 lautete die Torbilanz, bestände jede Hälfte nur aus ihrem letzten Drittel. Zur Erinnerung: bei 37:30 steht das Torverhältnis insgesamt. Exemplarisch dafür ist das 5:3 gegen Dortmund II vom 12. Spieltag. Nach 25 Minuten lag der FCI mit 0:2 hinten, glich zur Pause aus und schoss sich ab der 74. Minute mit drei weiteren Toren zum Sieg.
Wegweisend für das Unterfangen Aufstiegskampf wird der Jahresendspurt. Drei direkte Kontrahenten aus dem oberen Tabellendrittel stehen für den FCI im Demzember auf dem Programm. Den – zu diesem Zeitpunkt – unteren Tabellennachbarn aus Aue (8.) konnten die Schanzer bereits in die Schranken weisen (1:0), am kommenden Wochenende wartet der obere Tabellennachbar aus Wiesbaden (6.). Das Jahr endet mit einem Duell gegen den aktuellen Spitzenreiter Energie Cottbus.
Echte Standortbestimmungen also, nach denen sich die Spitzengruppe der 3. Liga mit Sicherheit neu sortiert haben wird. Lassen die Schanzer auf den Sieg gegen Aue eine weitere Serie folgen, scheint alles möglich.