Zweifelhafte Schiedsrichter-Entscheidungen und geringe finanzielle Mittel: Sport-Boss Werner nennt Gründe für sportliche Situation beim TSV 1860 München.
Bei Christian Werner hatte sich einiges angestaut. Anders als normal, fand die Presserunde unter der Woche nicht nur mit 1860-Coach Argirios Giannikis statt, sondern auch mit dem alleinigen Geschäftsführer des TSV 1860 München. Werner hatte einige Themen im Gepäck, über die er die Öffentlichkeit informieren wollte. Kernmessage: die Löwen fühlen sich ungerecht behandelt – in mehrfacher Hinsicht.
Neben den zweifelhaften Schiedsrichter-Entscheidungen gegen 1860 – „Wettbewerbsverzerrung!“ – gehen Werner auch die aus seiner Sicht überzogenen Erwartungshaltungen im Umfeld des Traditionsvereins gegen den Strich. Zur Erinnerung: Der Sport-Boss hatte vor der Saison als Ziel ausgegeben, dass die Mannschaft besser als im Vorjahr – Rang 15 – abschneiden solle. Dieses Ziel hätte Sechzig mit Rang zwölf in der 3. Liga aktuell erreicht. Dennoch grummelt es gewaltig im Fanlager ob der gezeigten Leistungen in dieser Saison – zu inkonstant präsentierten sich die Giannikis-Löwen bislang. Im heimischen Grünwalder Stadion stehen nach acht Partien mickrige sieben Punkte zu Buche, keine Mannschaft ligaweit sammelte weniger Zähler zu Hause.
Vergangene Woche erhielten die Löwen Post aus Frankfurt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) überbrachte allen Drittligisten die Nachricht, auf welcher Position sie im ligaweiten Ranking stehen, was das Sport-Budget angeht. 1860 steht dabei auf Rang 15, teilt Werner mit – und schiebt vielsagend hinterher: „Es will bei Sechzig am Ende des Tages ja nie jemand hören, wenn man versucht, das Ganze realistisch einzuordnen. Aber es ist mein Job, Transparenz zu zeigen.“ Der Sportchef wird noch deutlicher, wie es um den Drittliga-Dino finanziell mittlerweile bestellt ist: „Wenn wir finanziell im unteren Drittel der 3. Liga angekommen sind, frage ich mich schon, warum die Erwartungshaltung ist, dass wir um den Aufstieg mitspielen müssen. Wir haben einen schweren Stand in der 3. Liga!“
Ich möchte hier keine Ausreden suchen, der Trainer und ich arbeiten wie Verrückte für den maximalen Erfolg
Christian Werner
Eines ist Werner wichtig: es soll nicht der Eindruck entstehen, die Löwen würden nach Ausreden suchen, sich unter den geringen finanziellen Möglichkeiten wegducken. „Ich möchte hier keine Ausreden suchen, der Trainer und ich arbeiten wie Verrückte für den maximalen Erfolg.“ Doch was macht es mit einer Mannschaft, deren Bosse zweifelhafte Schiedsrichter-Entscheidungen und geringe finanzielle Mittel – das Sportbudget soll bei rund 4,5 Millionen Euro liegen, Tendenz mehr – als Erklärungen für die sportliche Situation öffentlich aufzählen? Nichts, laut Werner: „Wir sprechen intensiv mit unseren Spielern über diese Punkte. Wir haben aber von Anfang an gesagt, dass es kein Löwen-Attribut ist, sich hinter Ausreden zu verstecken.“
In Sachen Erwartungshaltung hat der Club seine Sichtweise erklärt, bleibt noch das Thema „Schiedsrichter“. 1860 will schriftlich Kontakt zum DFB aufnehmen, um ein Gespräch zu suchen und lösungsorientierte Ansätze zu präsentieren, wie die Anzahl der Fehlentscheidungen minimiert werden soll. Eine Option ist der Videobeweis (VAR). Anfang des Jahres stimmte die Mehrzahl der Drittligisten gegen die Einführung des VAR. Werner ist zwiegespalten: „Wenn du weniger Fehlentscheidungen haben willst, brauchst du ihn. Die andere Seite ist die, dass der VAR jeden Club 300 000 bis 400 000 Euro kostet. Für manche Vereine sind das zehn Prozent des Sport-Budgets. Da müssen billigere Lösungen gefunden werden, sodass er für alle Beteiligten bezahlbar ist.“