2024-09-18T12:22:00.113Z

Allgemeines
– Foto: Thomas Rinke

Acht Ligen, ein Schicksal

Weder in der Bezirksliga 2 noch in den sieben Kreisklassen rollt am Sonntag der Ball

Beim Pressegespräch in der Hennefer Sportschule am Donnerstag hätte sich Bernd Neuendorf (58) gerne ausführlicher mit anderen Themen befasst. Etwa mit der Förderung des Frauen- und Mädchenfußballs oder den Herausforderungen der Digitalisierung für die Ehrenamtler in den Vereinen. Doch der Präsident des Fußball-Verbands Mittelrhein musste sich 55 Tage nach seinem Amtsantritt in erster Linie einem „äußerst kniffligen Thema“ widmen, nämlich der Aufstockung der Bezirksliga 2 auf 17 Teams.
Zu diesem Urteil hatte sich das Präsidium des FVM unlängst durchgerungen, um einen wochenlangen Verhandlungs-Marathon (siehe Infokasten) endlich zu beenden. Die Einführung einer 17er-Liga hätte den Aufstieg des 1. FC Niederkassel (in die Bezirksliga), SSV Kaldauen (A-Liga) und FC Adler Meindorf (B-Liga) zur Folge.
Der Protest einiger Klubs gegen die Aufstockung sorgte nun aber – drei Tage vor Saisonauftakt – für ein Novum: Der FVM setzte die ersten beiden Spieltage der Bezirksliga 2 am Wochenende und darauffolgenden Mittwoch ab. In diesem Zuge wurde auch der erste Spieltag sämtlicher Kreisklassen der Fußball-Kreise Bonn (9) und Sieg (7) abgesagt. Im Sieg-Kreis wird dieser am 3. Oktober nachgeholt.
„Alle Bemühungen zielen nun darauf ab, am 31. August und 1. September mit dem Spielbetrieb in den betroffenen Staffeln starten zu können“, erklärt Neuendorf. Am Donnerstag trafen sich er und sein Stellvertreter Hans-Christian Olpen mit den „Protest-Vereinen“. „Alle Beteiligten waren in einem überaus konstruktiven Gespräch an einer gemeinsamen Lösung interessiert. Wir waren uns einig, dass das Geschehen vom grünen Tisch schnellstmöglich auf den grünen Rasen verlagert werden muss. Dafür gibt es konkrete Überlegungen, die nun intensiv geprüft werden“, so Neuendorf, der den avisierten Lösungsansatz nicht näher konkretisieren wollte. „Ziel ist es, dass alle Klubs ihren Einspruch zurückziehen. Die Lösung soll darüber hinaus auch im Konsens mit den anderen Vereinen erfolgen, die keinen Einspruch eingelegt haben“, so der Spitzenfunktionär.
Insgesamt acht Vereine hatten Protest gegen den Präsidiumsentscheid eingelegt; einer davon machte vorzeitig die „Rolle rückwärts“. Sogar eine einstweilige Verfügung war beim FVM eingegangen, den ersten Bezirksliga-Spieltag abzusetzen. „Eine Aufstockung ist nicht einfach so zulässig“, begründet der Klubchef des Bezirksligisten FSV Neunkirchen-Seelscheid, Norbert Schneider. Laut dem Sportlichen Leiter des FSV, Volker Heinen, führten die Bezirksliga-Aufstockung und die damit verbundenen Spielplanänderungen in erster Linie zu einem „erheblichen finanziellen Schaden. Allein in der Hinrunde gibt es nun fünf Heimspieltage, an denen unsere Reserve-Teams jeweils auswärts ran müssen. Dadurch hätten wir deutlich weniger Zuschauer – und so deutlich weniger Geld in der Kasse.“ Das gleiche Schicksal träfe die Ligarivalen SC Uckerath und Bröltaler SC. Auch wenn der SCU keine Rechtsmittel eingelegt hat, sagt Vorstandsmitglied Aloys Krey: „Auch uns käme der neue Spielplan teuer zu stehen.“ Der 1. FCN müsste im Übrigen keine monetären Einbußen befürchten; die Reserve würde stets unmittelbar vor der ersten Mannschaft spielen.
Auch der Bezirksligist Wahlscheider SV bemängelt die Folgen der Aufstockung. Trainer Gerd Klink erklärt: „Unsere Vorbehalte richten sich nicht gegen Niederkassel. Es kann nur nicht sein, dass durch die Aufstockung gleich zu Saisonbeginn zwei Englische Wochen durchgepeitscht werden. Diese hätte man ganz einfach in den Oktober und November legen können. Am kommenden Mittwoch hätten uns fünf Stammkräfte gefehlt, weil sie sich so kurzfristig nicht freinehmen können.“ Außerdem kritisiert der Coach die Reduzierung der „ohnehin schon kurzen Winterpause“.
Zumindest der WSV wird seinen Protest aber nicht aufrechterhalten. „Wir wollen ja auch, dass es endlich losgeht“, so Klink. „Es wäre jetzt nur wünschenswert, wenn man beim Entwurf der neuen Spielpläne etwas mehr Fairness walten lassen würde.“

Ein Platzverweis und seine Folgen – der Verhandlungs-Marathon im Überblick

  • Im Juni feierte der 1. FC Niederkassel noch ausgelassen den Bezirksliga-Aufstieg. Dank eines minimal besseren Punktequotienten gegenüber dem Bonner A-Ligisten Beuel 06 gehörte man zu den fünf besten A-Liga-Vizemeistern des Verbandsgebiets. Ein Einspruch der 06er sollte den Sprung nach oben jedoch ins Wanken bringen.
  • Die Beueler legten Protest gegen die Wertung ihres Spiels bei den SF Ippendorf (1:2) ein. Ihrer Ansicht nach hatte der Gegner einen nicht spielberichtigten Akteur eingesetzt. Am Ende eines Verhandlungs-Marathons urteilte das Kreissportgericht Köln: Der Akteur der SFI hätte tatsächlich nicht spielen dürfen. Allerdings stellte es gleichzeitig klar, dass Ippendorf kein Verschulden anzulasten sei.
  • Der Klub habe sich schlichtweg auf ein (falsches) Urteil des KSG Bonn verlassen. Dieses hatte den SFI-Akteur nach einer Roten Karte nur für ein Spiel gesperrt, obwohl die Mindeststrafe des Wiederholungstäters zehn Tage hätte betragen müssen.
  • Das KSG Köln entschied folglich auf Wiederholungsspiel. Dieses Urteil wurde am 15. August vom Bezirkssportgericht bestätigt, woraufhin die Partie für den 18. August angesetzt wurde.
  • Weitere Rechtsmittel gegen diese Entscheidung wurden nicht zugelassen, wogegen die SFI eine Nicht-Zulassungsbeschwerde einlegten. Da Ippendorf nicht antrat, wurde das Wiederholungsspiel mit 2:0 für Beuel gewertet. Dank der drei Punkte am Grünen Tisch sind die 06er im Punktequotienten-Vergleich wieder am 1. FCN vorbeigezogen.
  • Trotzdem darf auch Niederkassel weiter vom Aufstieg träumen, denn am 14. August hatte das FVM-Präsidium verkündet, die Bezirksliga 2 auf 17 Teams aufzustocken. Demnach dürfte nicht nur Beuel, sondern auch Niederkassel aufsteigen. Der Protest einiger Klubs verhindert nun aber die Austragung der ersten beiden Bezirksliga-Spieltage.
  • Auch der Spielbetrieb in den Kreisklassen ruht am Sonntag. Sowohl Meindorf (C-Liga-Vizemeister) als auch Kaldauen (B-Liga-Vizemeister) dürfen nämlich nur dann eine Liga höher antreten, wenn der 1. FCN auch tatsächlich aufsteigt.
Aufrufe: 024.8.2019, 09:45 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Olaf Pohl und Tim MiebachAutor