Sie haben verlernt, wie sich Verlieren anfühlt – und umso schmerzhafter war der Abend der Murnauer Fußballer in Wasserburg. „Ein Scheiß-Gefühl, das wir nicht mehr gewöhnt sind“, sagt Trainer Martin Wagner. Zwei Monate ohne Niederlage in der Landesliga endeten am Dienstagabend mit einem 0:1 beim neuen Dritten, der mit dem Erfolg wieder an den Drachen vorbeizog. „Das nagt schon an uns. Wir wollten die Serie unbedingt in den Winter schleppen“, sagt der Coach.
Die Vorboten des Ergebnisses waren früh wahrzunehmen im Lager des TSV. Tadeus Henn und Philip Jarosch hatten bereits im Vorfeld abgesagt, weil sie unter der Woche keine Zeit haben. Beide sind – ohne zu übertreiben – zu Stützen geworden, ohne die das Gesamtkonstrukt bei weitem nicht so stabil dasteht: Jarosch hinten drin in der Innenverteidigung, Henn als zentraler Mann im Mittelfeld. „Es hat gedauert, bis wir die Umstellung hinbekommen haben“, beobachtete Wagner.
Als zweites Hindernis stellte sich der Platz heraus. Aus der Ferne sah der prächtig für Mitte-November aus, entpuppte sich aber bei der genaueren Inspektion „in einem katastrophalen Zustand“, wie Wagner sagt. Gepflegter Fußball war nicht möglich. Das verstanden die Wasserburger deutlich früher als die Gäste. In Sachen Zweikampf waren sie den Drachen deutlich überlegen, gingen aggressiv zu Werke und beeindruckten damit auch den Murnauer Coach. „Eine sehr starke Truppe.“ Hälfte eins dominierten die Platzherren nach Belieben – und irgendwie beschlich Wagner auch noch das Gefühl, dass seine Mannen nach dem triumphalen Sieg in Geretsried nicht mit 100 Prozent bei der Sache waren.
Aus unerklärlichen Gründen zogen sich die Gäste unnötig weit zurück. Beim einzigen Tor des Tages wurde ihnen diese schlechte Angewohnheit zum Verhängnis. Niemand rückte aus der Viererkette heraus, um die Wasserburger Offensive zu stören. Josef Stellner kam aus etwa 23 Metern frei zum Schuss und versenkte den Ball im linken Eck. Offensichtlich lag in dieser ersten Hälfte eine Störung im System vor, so viele Chancen ließ die sonst so makellose Murnauer Defensive zu. Wagner nahm’s mit Galgenhumor: „Das einzig Positive war, dass er nur 0:1 zur Pause stand.“
Das Lebenselixier führte er seiner Mannschaft in Form von zwei Wechseln zu. Leon Schlichting festigte die Abwehr, Michael Moser kurbelte den Angriff an. „Die zwei haben uns aufgeweckt.“ So schwach die erste Halbzeit war, so stark fiel die Reaktion danach aus. Der Trainer ging sogar so weit und sagt: „Aufgrund der zweiten Hälfte wäre mindestens ein Unentschieden drin gewesen.“ Doch anders als in Geretsried kamen sie einfach nicht am Torhüter, dem starken Lino Volkmer, vorbei. Er gewann gleich mehrere Privatduelle gegen Moser. In einer strittigen Strafraum-Szene sahen einige Murnauer samt Anhang ein Foulspiel samt Elfmeter. Bayernliga-Schiedsrichterin Marina Bachmann ließ weiterlaufen, was wiederum zur Gesamtsituation des TSV an diesem Abend passte. „Auch 30 Minuten mehr und es wäre kein Tor gefallen“, scherzt Martin Wagner.
Angesichts der Bedingungen war es auch nicht ganz leicht, vor das Wasserburger Tor zu kommen. Murnau verständigte sich vor allem auf lange Bälle als das Mittel mit den größten Erfolgschancen. Am Ende traten sie enttäuscht die Heimfahrt an. Diesen Donnerstag sehen sie sich im Training wieder, um eine neue Serie zu starten: Losgehen soll die am Samstag daheim gegen Halbergmoos.